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# taz.de -- Samstagskrimi „Kommissarin Lucas“: Bitter im Abgang
> Die Kinder einer Pharmamanagerin werden entführt. Die Spur führt zu
> illegalen Medikamententests an Kindern. In „Bittere Pillen“ ist das Böse
> erschreckend banal.
Bild: Familienbild: Kommissarin Lucas (Ulrike Kriener) und Schwester (Anke Enge…
Beraubt man eine vermeintlich unschuldige Szene ihrer Naivität, wirkt das
Böse besonders brutal. Ein einfaches Stilmittel, es funktioniert auch hier:
Sachte spielt der Herbstwind mit den Kinderschaukeln im Garten von
Pharmamanagerin Eva Steiner (Nina Kunzendorf). Ein friedliches Bild – ein
grausames Bild, das der Pharmafrau ein leises Keuchen abringt. Wo sind die
Kinder hin?
Weg sind die Kinder. Entführt vom Schwager der Mutter, der sie jetzt um
drei Millionen Euro Lösegeld erpresst. Doch der Entführer war nicht nur ihr
Schwager, er war vor allem auch ihr wichtigster Mitarbeiter: Als Leiter der
Forschungsabteilung sollte er die Zulassung eines neuen Antibiotikums
durchboxen.
Dass sich die Mädchen, trotz peinlich scheiternder Lösegeldübergabe, recht
bald unversehrt wieder anfinden, versteckt im Gasthof nebenan, nur ein
wenig Schlafmittel im Kakao, ist nicht die Lösung im neuen Fall von
„Kommissarin Lucas“ (Ulrike Kriener). Sondern der Auftakt zu einer
menschlichen Tragödie, deren Triebkräfte ermüdend banal sind. Und
angesichts der Opfer, die sie fordern – es geht um illegale
Medikamententests an indischen Kindern –, umso brutaler wirken:
Profitstreben, Erfolgsdruck, verwehrte Anerkennung.
Mit Letzterem hat vor allem Lucas’ Mitarbeiter Martin (glaubwürdig
verzweifelt: Alexander Lutz) zu kämpfen, der ewig Übergangene bei
Beförderungen, der irgendwie, vielleicht auch deswegen, in dem Fall mit
drinhängt.
Kleine vergiftete Pillen streut Regisseur Steffen Kornatz in den Fall.
Manche sind nur ein wenig bitter im Abgang, die Nichtbeförderung, das Leben
eben. Da ist der Nachgeschmack von an Kindern getestetem Antibiotikum schon
ungleich übler. Der bleibt auch beim Zuschauer hängen – trotz oder gerade
wegen des einschlägigen Motivs in dem recht konventionell gestrickten Fall.
Wenn das Böse banal ist, erschreckt es eben umso mehr.
21 Sep 2013
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Krimi
Pharmaindustrie
Entführung
Tatort
Arzneimittelstudien
Tatort
Pharmaindustrie
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