# taz.de -- Abstimmungsreigen über Berlusconi: Sitz, oder keinen Sitz | |
> Abstimmungen bis in den Oktober: Darf der rechtmäßig verurteilte | |
> Berlusconi seinen Senatssitz behalten? Das erste Votum sprach nicht für | |
> ihn. Ihm ist das egal. | |
Bild: Berlusconi will auf jeden fall weiter machen - auch ohne Senatssitz. | |
ROM dpa | Im italienischen Senat in Rom entscheidet jetzt ein | |
Abstimmungsreigen über die politische Zukunft Silvio Berlusconis. Der | |
Immunitätsausschuss der Kammer stimmte am späten Mittwochabend in einem | |
allerersten Votum klar gegen den Antrag, dem rechtskräftig wegen | |
Steuerbetrugs verurteilten Ex-Regierungschef seinen Senatssitz behalten zu | |
lassen. Erst Mitte Oktober ist mit einer definitiven Senatsentscheidung | |
über Berlusconis Verbleib im Parlament zu rechnen. | |
Vor Beginn der Debatten über seinen Ausschluss sagte Berlusconi am Mittwoch | |
in einer Videobotschaft, er könne in jedem Fall „auch außerhalb des | |
Parlaments Politik machen“. Berlusconi verzichtete dabei auf Drohungen, die | |
Regierungskoalition von Ministerpräsident Enrico Letta platzen zu lassen. | |
Er rief jedoch seine konservativen Anhänger auf, sich unter dem früheren | |
Parteinamen Forza Italia (Vorwärts Italien) statt der bisherigen Partei PdL | |
(Volk der Freiheit) neu gegen die Linke zu engagieren. Der „kranken Justiz“ | |
in Italien warf er erneut vor, ihn seit nahezu 20 Jahren allein aus | |
politischen Gründen zu verfolgen. | |
Für das noch nicht entscheidende Votum am Abend war eine klare Mehrheit der | |
23 Senatoren in dem Ausschuss gegen Berlusconi (76) erwartet worden. | |
Grundlage für die Diskussion im Ausschuss war ein Gesetz, wonach | |
rechtskräftig verurteilte Parlamentarier ihr Mandat abgeben müssen. Jetzt | |
muss erst ein neuer Antrag abgestimmt werden, der den Ausschluss verlangt, | |
ehe der gesamte Senat votiert. Sollte der dreifache frühere | |
Ministerpräsident ausscheiden müssen, ist eine Regierungskrise weiterhin | |
nicht ausgeschlossen, denn seine fünf Minister könnten in diesem Fall das | |
Kabinett Lettas verlassen. | |
Während Letta mehrfach davor gewarnt hat, dass Italiens politische | |
Instabilität dem Land teuer zu stehen komme, sind die beiden großen | |
Parteien der Koalition gespalten. In Berlusconis Mitte-Rechts-Partei stehen | |
sich die Befürworter eines harten Kurses und Gegner eines die Regierung | |
gefährdenden Vorgehens gegenüber. In der Mitte-Links-Partei gibt es eine | |
starke Strömung, die gegen das Bündnis mit Berlusconi ist und sich nicht | |
„erpressen“ lassen will. | |
19 Sep 2013 | |
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