| # taz.de -- Was der Kühlschrank hergibt: Passierte Tomaten sind immer da | |
| > Wenn man „eigentlich nichts mehr“ hat, sind noch Drei-Gänge-Menüs | |
| > möglich. Zum Beispiel: Apfel-Karotten-Salat, Tomatensuppe und | |
| > Chokladbollar. | |
| Bild: Tomatensuppe. Schmeckt auch mit Chili, Curry und Kokosflocken. | |
| Vor einigen Jahren war ich bei meiner Tante in Schweden zu Besuch. Dort, wo | |
| die Seen ruhig daliegen und den Himmel spiegeln, isst man gewöhnlich süße | |
| Zimtschnecken und mildes Elchragout – außer man liebt wie meine Tante die | |
| indische Küche und scharfen Geschmack. | |
| Bei ihr habe ich mir ein Rezept abgeguckt, das ich immer wieder gekocht | |
| habe, wenn ich „eigentlich nichts mehr“ im Kühlschrank hatte: Eine scharfe | |
| Tomatensuppe mit süßen Kokosraspeln, die für mich den Norden kulinarisch | |
| mit dem Süden verbindet. | |
| Doch diesmal muss zuerst der Nachtisch vorbereitet werden: Die typisch | |
| schwedischen „Chokladbollar“. In Schweden bekommt man sie nicht nur bei | |
| Ikea, sondern auch an der Kuchentheke im Supermarkt, in Cafés oder am | |
| Kiosk. Und die Zutaten hat man fast immer zu Hause: Dreieinhalb | |
| Kaffeetassen Haferflocken, eine Kaffeetasse Zucker, ein Teelöffel | |
| Vanillezucker, drei Esslöffel Kakao, die mit hundert Gramm Butter und drei | |
| Esslöffeln gebrühtem Kaffee vermischt und zu kleinen Bällchen geknetet | |
| werden. In Kokosflocken wenden und mindestens eine Stunde im Kühlschrank | |
| stehen lassen. | |
| Als Vorspeise mache ich einen Salat, den ich auch gerne mit zur Arbeit | |
| nehme, weil er sich frisch hält und gut transportieren lässt. Der einzige | |
| Nachteil ist, dass man eine Karotte raspeln muss – was etwas Arbeit macht. | |
| Den Apfel kann man, wenn man so bequem ist wie ich, in kleine Stücke | |
| schnippeln. Für die Soße vermenge ich etwas Essig oder Senf mit einem | |
| Schluck Wasser und einem halben Teelöffel Honig. Salz und Pfeffer, | |
| möglichst frisch gemahlen, etwas Öl dazu und kurz ziehen lassen, bevor man | |
| die Soße über den Apfel-Möhren-Salat gießt. Je länger er steht, desto | |
| besser schmeckt er. | |
| Damit die Tomatensuppe scharf wird, eine gehackte Zehe Knoblauch, einen | |
| Teelöffel Chili und einen Teelöffel Curry kurz und scharf in etwas Öl | |
| anbraten. Dann die Dose passierte Tomaten, die in fast jedem Küchenschrank | |
| noch irgendwo steht, Tomatenmark und was an frischen Tomaten verfügbar ist, | |
| dazugeben und köcheln lassen. Mit Brühe, Salz und Pfeffer abschmecken. Es | |
| darf ruhig richtig scharf werden. | |
| Zwei Esslöffel Kokosraspeln auf mittlerer Hitze rösten. Nicht allein | |
| lassen, sonst werden sie schwarz statt leicht gebräunt. Wenn sie fertig | |
| sind, zur Seite stellen und erst zum Servieren auf die Suppe streuen. Für | |
| die Fladen eine Tasse Mehl nach und nach mit etwas Wasser (und einer Prise | |
| Salz) verkneten. Der Teig sollte nicht zu feucht sein, sondern gerade so | |
| trocken, dass er sich auf drei Millimeter ausrollen lässt. Die handgroßen | |
| runden Fladen in einer Pfanne ohne Öl auf mittlerer Hitze garen. Dauert nur | |
| ein paar Minuten. Die fertigen Fladen möglichst gleich mit der Suppe | |
| auftischen. Sie sind das beste Mittel gegen die Suppenschärfe. | |
| Beim Dessert beschließe ich, meine Tante heute noch anzurufen. Wir haben | |
| schon eine Weile nicht mehr gesprochen. Und von den Schokobällchen sind | |
| noch genug für eine Kaffeepause übrig geblieben. | |
| Was bleibt bei Ihnen immer übrig? Schreiben Sie uns - und wir überlegen | |
| uns, was man aus Ihren Resten kochen könnte: [email protected] | |
| 22 Sep 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Undine Zimmer | |
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