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# taz.de -- Stiller Wandel: Es geht auch ohne Haasenburg
> Die Warteliste für geschlossene Heime ist von zwölf auf vier Jugendliche
> geschrumpft. Kinder bekommen offene Betreuung in Hamburg.
Bild: Ist inzwischen weniger gefragt: Heim der Haasenburg.
HAMBURG taz | Hamburgs Bedarf an Plätzen in geschlossenen Heimen ist knapp
drei Monate nach dem Belegungsstopp für die umstrittenen Heime der
Haasenburg GmbH in Brandenburg gesunken. Noch im Juli hatte Sozialsenator
Detlef Scheele (SPD) im Familienausschuss gesagt, es gebe bei dem für
delinquente Jugendliche zuständigen Familieninterventionsteam zwölf
Minderjährige, für die ein Antrag auf geschlossene Unterbringung bei
Gericht „kurz vor der Beschlussfassung“ stehe. Inzwischen zählt seine
Behörde noch vier Kandidaten.
Für zwei Jugendliche gebe es einen Beschluss, sagt Sprecherin Nicole
Serocka. Für zwei weitere lägen Anträge bei Gericht. Auf die Frage, was aus
den übrigen Anträgen wurde, antwortet die Behörde etwas gewunden:
„Hilfeplanung ist kein Zustand, sondern ein laufender Prozess.“ Wenn sich
im Leben der Minderjährigen etwas ändere, habe das eben auch Auswirkungen
auf besagte „Hilfeplanung“.
Offenbar wurden Anträge auf geschlossene Unterbringung schlicht
zurückgezogen. Denn eine Unterbringung in anderen geschlossenen Heimen gab
es laut Behörde seit Juli definitiv nicht. Auch hätten die Gerichte keinen
Antrag abgelehnt.
„Wir wissen, dass für einige Kinder, für die geschlossene Unterbringung
geplant war, andere Lösungen gefunden wurden“, bestätigt Jaqueline Gebhardt
vom Straßenkinder-Projekt Kids. Hamburg greift verstärkt auf offene Hilfen
zurück. So berichtet Ulrike Großbongardt vom kirchlichen Träger „Das Rauhe
Haus“: „Wir betreuen mehrere Kinder, die vom Familieninterventionsteam
kommen, in unseren Räumen.“
Und auch die „Hamburger Kinder- und Jugendhilfe e. V.“ betreut derzeit
einen Jugendlichen, der bis vor Kurzem in einem Haasenburg-Heim war. „Die
Alternative, die wir bieten, ist keine feststehende Einrichtung“, sagt
Regionalleiterin Annette Dubois. Man schaue, was die Jugendlichen brauchen,
und baue ein Netzwerk auf.
Am Dienstag hatten die Grünen Experten zu einem Gespräch über Alternativen
zu geschlossenen Heimen eingeladen. Es sei deutlich, dass man keine neue
Einrichtung brauche, sagt Jugendpolitikerin Christiane Blömeke. „Wenn wir
das Geld, das in die geschlossene Unterbringung floss, in die in
vorhandenen Angebote stecken, braucht man keine neuen.“
„Man sieht an dieser abgeschmolzenen Liste, dass es gelingt, individuelle
Lösungen zu stricken“, sagt auch Diakonie-Jugendhilfererefernt Martin
Apitzsch. Ohnehin sei bekannt, dass Kinder, die in ein geschlossenes Heim
kämen, sich von jenen in offenen Einrichtungen nicht unterscheiden. „Auch
dort haben wir Kinder, die sich selbst verletzen, oft weglaufen oder
Probleme mit Aggressionen und Drogen haben.“ Nötig sei ein
Unterstützungsnetzwerk für die Kinder – und auch „die Stützung durch die
politische Ebene“. Eine Lösung, bei der es gar keine Probleme mehr gibt,
„die gibt es nicht“, so Apitzsch.
20 Sep 2013
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Obdachlosigkeit
Schwerpunkt Haasenburg Heime
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