# taz.de -- Griechen in Berlin: Demo gegen faschistischen Mord | |
> Rund 300 Griechen demonstrieren am Samstag gegen die Faschisten von der | |
> "Morgenröte". Mehr eint Neu- und Altberliner nicht. Aber man kommt sich | |
> näher. | |
Bild: So sehen griechische Faschisten heute aus: Der Parteichef von Chryssi Avg… | |
Samstagmittag, Sonnenschein. Hinter Absperrgittern der Polizei steht eine | |
kleine Menschentraube. Maria, eine 27-jährige Jura-Studentin, reicht den | |
Vorbeikommenden einen Flyer, der in fünf Sprachen erklärt, dass hier gegen | |
die griechische Neonazipartei Chrysi Avgi, "Goldene Morgenröte", | |
demonstriert wird. Es ertönt ein Stück von Pavlos Fyssas, dem linken | |
Musiker, der vorigen Woche in Athen von einem Anhänger der "Morgenröte" | |
erstochen worden ist. | |
Wie viele heute in Berlin zur Kundgebung kommen, weiß niemand. Maria | |
rechnet mit großem Andrang. Sie lebt seit acht Monaten in Berlin, engagiert | |
sich in der Griechischen Gemeinde. Als sie von Pavlos Fyssas Tod erfuhr, | |
beteiligte sie sich an der spontanen Initiative Berliner Griechen für eine | |
Kundgebung. Maria begrüßt die Eintreffenden mit Flyer und Handschlag. Etwa | |
300 werden es am Ende sein. Vor allem junge Leute und Familien. Wer erst | |
vor wenigen Wochen aus Griechenland gekommen ist, verrät sich durch seinen | |
Teint. David, 35, gehört nicht dazu. Er ist in Deutschland aufgewachsen. | |
Seine Großeltern flohen als kommunistische Kämpfer nach dem Zweiten | |
Weltkrieg in die Sowjetunion. Nach Jahrzehnten kehrten sie zurück in ein | |
ihnen fremd gewordenes Griechenland. | |
Bei der Demo mit dabei auch die erste Generation Berliner Griechen. | |
Menschen wie der Schauspieler und Gastronom Kostas Papanastasiou. In den | |
1950er Jahren kam er nach Berlin, in den 1970ern kämpfte er von hier aus | |
gegen die griechische Militärjunta. "Die jungen Griechen sind anders | |
aufgewachsen und müssen ihre eigenen Wege suchen, aber es ist schön, dass | |
heute Jung auf Alt trifft", sagt er. | |
Das Mikrofon ist offen für jeden, der reden möchte. Die Demonstranten eint | |
neben dem Antifaschismus wenig. Es sprechen besorgte Eltern, empörte | |
Studenten, Wahlkämpfer und Menschen, die von Parteien nichts mehr hören | |
wollen. Mal auf Griechisch, mal auf Deutsch. Die wichtigen Worte fallen | |
aber abseits des Mikros. Bei den Gesprächen am Rande merken viele, dass sie | |
nicht alleine sind. "Ich kenne auch Chrysi-Avgi-Wähler. So etwas fängt in | |
der Familie an", sagt Panos, 32, Kulturmanager. "Bildung ist die Lösung." | |
"Ja, zum Hass wird man erzogen", sagt Ioulios, 24, Architekturstudent. | |
"Leider muss erst ein Grieche sterben, damit wir darüber reden." | |
22 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Gerasimos Bekas | |
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