| # taz.de -- Kommentar Volksentscheid: Olaf Scholz ist nicht unfehlbar | |
| > Nach verlorenem Volksentscheid und mäßigem Bundestagswahlergebnis sollte | |
| > die Hamburger SPD nicht mehr von der absoluten Mehrheit träumen. | |
| Bild: Das geplante Gas-und-Dampf-Kraftwerk von Wedel steht auf der Kippe. | |
| HAMBURG taz | Das war kein guter Tag für Bürgermeister Olaf Scholz und für | |
| Hamburgs SPD. Für die Grünen auch nicht und die FDP schon mal gar nicht, | |
| eigentlich halbwegs nur für die CDU. Geschenkt. Die wirklich wichtige | |
| Botschaft, die am 22. September in Hamburg ausgestrahlt wurde, lautet: Olaf | |
| Scholz ist nicht unfehlbar. | |
| Er wollte bei der Bundestagswahl alle sechs Wahlkreise gewinnen – es wurden | |
| fünf. Er wollte die SPD wieder zur stärksten Partei in Hamburg machen – das | |
| gelang nur mit gerade mal 2.500 Stimmen Vorsprung, bei der Mandatszahl | |
| steht es 5:5-unentschieden mit der CDU. Er wollte nicht die drei | |
| Energienetze der Hansestadt vollständig zurückkaufen – nun wird er es tun | |
| müssen. Strahlende Siege(r) sehen anders aus. | |
| Und das bedeutet zunächst einmal: Die Sozialdemokratie, die nach zehn | |
| düsteren Jahren unter Olaf Scholz aus Ruinen wiederauferstand und sich | |
| bereits wieder untrügliche Zeichen früherer Machtarroganz zulegte, wird | |
| sich in Demut üben müssen. Sie muss den Volksentscheid umsetzen, sie muss | |
| für die Zeit nach der Bürgerschaftswahl 2015 einen Koalitionspartner | |
| anfüttern, und Olaf Scholz muss bundespolitisch zunächst mal kleine | |
| Brötchen backen. Was die nächste Bundestagswahl angeht, hat er seine | |
| Ausgangsbasis nicht verbessert. | |
| Am schwersten wiegt die Niederlage beim Referendum gegen den Willen des | |
| Bürgermeisters, gegen eine millionenteure Werbekampagne. Das zeigt das noch | |
| immer verbreitete Misstrauen in der Bevölkerung gegenüber Vattenfall und | |
| die Skepsis gegenüber dem engen Schulterschluss zwischen SPD und | |
| Energiekonzernen. In der Konsequenz macht der Volksentscheid das | |
| energiepolitische Konzept des Hamburger Senats zu einem Muster ohne Wert. | |
| Das schmerzt. | |
| Von einer erneuten absoluten Mehrheit nach der nächsten Hamburg-Wahl in 16 | |
| Monaten sollte die SPD besser nicht mehr träumen. Als Partner kämen in | |
| Frage die FDP (wenn es sie dann noch gibt) oder die Grünen (die bis dahin | |
| ihren Öko-Markenkern wiedergefunden haben wollen). Erstere wäre billig zu | |
| haben, letztere kämen deutlich teurer. Denn nicht nur, aber auch wegen der | |
| beinhart geführten Auseinandersetzung um den Volksentscheid ist das Klima | |
| zwischen Roten und Grünen im Rathaus derzeit auf dem Tiefpunkt. | |
| Da wird es viel zu reparieren geben in den nächsten Monaten. | |
| 24 Sep 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Sven-Michael Veit | |
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