# taz.de -- Nach dem Volksentscheid: Netzkauf finden alle nett | |
> Bürgerschaft beschließt den Rückkauf der Netze und selbst die FDP gibt | |
> ihren Widerstand auf. Nur die CDU weiß noch nicht, was sie finden soll. | |
Bild: Respekt sogar von der FDP: Volksinitiatoren Günter Hörmann, Manfred Bra… | |
Die Hamburger Bürgerschaft wird am Mittwoch den Rückkauf der Energienetze | |
auf den Weg bringen. „Wir werden diesen Volksentscheid jetzt umsetzen“, | |
sagt Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und verweist dabei auf den von der | |
SPD-Fraktion vorgelegten Fahrplan, den die Bürgerschaft am Abend absegnen | |
wird. | |
Danach soll der Senat zunächst auf gütlichem Wege versuchen, den Konzernen | |
Vattenfall und Eon Hanse die Netze vollständig abzukaufen. Misslingt dies, | |
wird sich die Stadt in Konkurrenz zu beiden und vermutlich noch anderen | |
Energiekonzernen um die Netzkonzessionen bewerben, die in den kommenden | |
Jahren neu ausgeschrieben werden. | |
Da sie in der Bürgerschaft die absolute Mehrheit besitzt, kann die SPD | |
ihren Antrag durchstimmen. Sie darf aber sogar auf breite Zustimmung aus | |
der Opposition hoffen. Selbst die FDP, die vehement gegen den Rückkauf der | |
Netze Front gemacht hatte, wird nun zähneknirschend dem SPD-Antrag | |
zustimmen. In einer kontroversen Debatte kam die Fraktion überein, den | |
Ausgang des Volksentscheids zu akzeptieren. „Die FDP wird dies auch in der | |
Bürgerschaft respektieren, bedauert es aber gleichwohl“, sagte die | |
Fraktionschefin Katja Suding der taz. | |
Die CDU quält sich noch mit der Frage, ob sie als größte | |
Oppositionsfraktion die Umsetzung des Volksentscheids mittragen will. | |
Während die anderen Fraktionen ihren Fahrplan für die heutige | |
Bürgerschaftssitzung längst festgelegt hatten, tagte die CDU am Dienstag in | |
Permanenz, um ihre Haltung zur Umsetzung des Volksentscheids festzuklopfen. | |
Erst unmittelbar vor der heutigen Bürgerschaftssitzung will Fraktionschef | |
Dietrich Wersich bekanntgeben, welchen Kurs seine Fraktion steuern will. | |
Verhandelt wurde den ganzen Dienstag noch über einige Formulierungen des | |
Fahrplan-Antrags, erst SPD-intern, dann zwischen SPD, Grünen und Linken. | |
SPD-interne Kritiker hatten moniert, nirgends sei festgehalten, dass der | |
Senat die Netze nur zu einem „angemessenen Preis“ kaufen dürfe. Sonst kön… | |
er ja jede Preisvorstellung von Vattenfall und Eon akzeptieren, um eine | |
rasche Lösung des Problems zu erreichen. | |
Die Linke wiederum fordert, dass der Senat aufgrund des Zeitdrucks sofort | |
die Gründung einer oder mehrerer städtischer Netzgesellschaften in Gang | |
setzt, die sich um die Konzessionen bewerben und nicht den Ausgang der | |
Kaufverhandlungen mit Vattenfall und Eon abwartet. Zudem müsse die | |
Bürgerschaft an der Gestaltung der Vergabekriterien für die | |
Konzessionierungen beteiligt werden. | |
Sollte die SPD sich weigern, diese Punkte aufzunehmen, wird die Linke einen | |
entsprechenden Zusatzantrag in die Bürgerschaft einbringen. „Der SPD-Antrag | |
belegt, dass wir genau aufpassen müssen, dass der Volksentscheid wirklich | |
umgesetzt wird“, warnte die Fraktionschefin der Linken, Dora Heyenn, am | |
Dienstag. | |
Auch die Grünen haben einen Zusatzantrag für den Fall, dass eine gemeinsame | |
Formulierung mit SPD und Linken nicht mehr zustande kommt. „Wir fordern | |
eine Beteiligung von Bürgerschaft und Volksinitiatoren an der Beratung der | |
Auswahlkriterien für die Ausschreibung der Konzession“, nennt Fraktionschef | |
Jens Kerstan den Kernpunkt des grünen Papiers. | |
24 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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