# taz.de -- NSA-Spitzel missbrauchen Datenbank: Der Spion, der mich liebte | |
> Wie wäre es, den Liebsten, die Ex, alle sozialen Kontakte | |
> auszuspionieren? Das dachten sich acht Mitarbeiter der NSA und probierten | |
> es aus. | |
Bild: Geheimagenten kommen mit jeder Waffe klar - nur nicht mit dem Charme des … | |
BERLIN taz | „LOVEINT“ ist das neue Codewort der National Security Agency | |
(NSA). Es bezeichnet weniger ein Interesse an nationaler Sicherheit, | |
sondern ein „Love Interest“, ein Interesse an der Liebe. Ein solches hatten | |
die Angestellten der NSA – und nutzten die Datenbanken zum Spionieren in | |
intimen Angelegenheiten. | |
Der republikanische US-Senator [1][Chuck Grassley aus Iwoa hat | |
nachgefragt,] und die NSA hat ihm geantwortet ([2][.pdf Datei]): Zwölf | |
Mitarbeiter missbrauchten demnach die Möglichkeiten der Behörde, acht von | |
ihnen schnüffelten in Daten von ihren Ehemännern, Ehefrauen, Freunden und | |
Partnern. | |
Namen werden in der Antwort nicht genannt, wohl aber die Fälle und deren | |
Folgen: | |
Von 1998 bis 2003 hat ein Mitarbeiter neun Telefone von Frauen abgehört, | |
ohne zulässigen Zweck. Herausgekommen ist das, als sich 2003 eine Frau | |
meldete, die ein sexuelles Verhältnis mit dem Mann hatte. Sie erzählte | |
einem öffentlichen Bediensteten, sie vermute, dass der NSA-Mitarbeiter ihre | |
Telefongespräche belausche. Er wurde suspendiert und kündigte, bevor | |
Sanktionen erfolgten. | |
Von 2001 bis 2003 spionierte ein Mitarbeiter drei Frauen aus. Er kündigte | |
ebenfalls, bevor die NSA den Fall verfolgen und reagieren konnte. | |
2003 ordnete ein Mitarbeiter an, einen Monat lang die Telefonnummer seiner | |
ausländischen Freundin zu kontrollieren. Er wollte sicher gehen, dass sie | |
nicht mit Staatsbediensteten Kontakt hatte, oder andere Aktivitäten | |
pflegte, die ihn in Schwierigkeiten bringen könnte. Er hat gekündigt, bevor | |
Sanktionen ergriffen werden konnten. | |
Eine Mitarbeiterin fand 2004 eine unbekannte Telefonnummer auf dem Handy | |
ihres Mannes. Weil sie prüfen wollte, ob er fremd geht, wurden seine | |
Telefongespräche aufgenommen und gespeichert. Herausbekommen hat den Fall | |
die NSA nicht selbst, sie hat es selbst zugegeben und hat die NSA | |
verlassen. | |
2005 fragte ein Mitarbeiter ohne Autorisierung die sechs E-Mail Adressen | |
seiner Ex-Freundin zur Überwachung an – gleich am ersten Tag seiner Arbeit. | |
Dies fiel bei einer Kontrolle der NSA auf. Er begründete sein Verhalten | |
damit, dass er nur hätte üben wollen. Zur Strafe musste er zwei Monate auf | |
die Hälfte seines Gehalts verzichten. Es wurde sichergestellt, dass er | |
keine Unbedenklichkeitsbescheinigung bekommt, so die NSA. | |
Ebenfalls 2005 informierte die Aufsichtsbehörde, dass ein Mitarbeiter zwei | |
ausländische Telefonnummern beschatten ließ, wovon eine seiner Freundin | |
gehörte. Außerdem ließ er seinen eigenen Telefonanschluss überprüfen, um | |
sicherzugehen, dass „es keine Sicherheitsprobleme“ gibt. Er kündigte, bevor | |
eine geplante Disziplinarmaßnahme erfolgen konnte. | |
2009 bekam die NSA heraus, dass ein Militärangehöriger die | |
Kommunikationsüberwachung seiner Frau angefragt hat. Sie war ebenfalls | |
Militärangehörige und in einem anderen Land stationiert. Er wurde in seinem | |
militärischen Rang herabgestuft, bekam zwei Monate lang das halbe Gehalt | |
und sein Zugang zu geheimen Informationen wurde widerrufen. | |
2011 wurde die NSA darüber informiert, dass eine Mitarbeiterin das Handy | |
ihren ausländischen Freund und andere Kontakte ausspioniert. Sie begründete | |
das damit, sie wolle sicher gehen, nicht mit „fragwürdigen Charaktern“ zu | |
interagieren. Auch sie kündigte, bevor Disziplinarmaßnahmen erfolgen | |
konnten. | |
[3][Informationen von] [4][NBC] zufolge sagte der Chef der NSA, Keith | |
Alexander: „Die Presse gibt an, den Bewies für tausende | |
Persönlichkeitsrechtverletzungen zu haben. Es gab nur zwölf nachgewiesene | |
Fälle über zehn Jahre.“ Dies sei eine kleine Zahl, wenn auch nicht ideal. | |
Der Geschäftsführer der amerikanischen Nichtregierungsorganisation | |
„American Civil Liberties Union“ („Amerikanische Bürgerrechtsunion“), | |
Anthony Romero, kritisierte: „Was feststeht ist, dass die Umstände des | |
Missbrauchs nichts mit Terrorismus zu tun haben. Es geht hier um | |
individuelle Personen, die neugierig in den Privatleben ihrer Mitmenschen | |
schnüffeln.“ Das sei ein Missbrauch von Regierungsdateien, die erst gar | |
nicht in den Händen der Regierung sein dürften. | |
27 Sep 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.grassley.senate.gov/news/Article.cfm?customel_dataPageID_1502=46… | |
[2] http://www.grassley.senate.gov/judiciary/upload/NSA-Surveillance-09-11-13-r… | |
[3] http://investigations.nbcnews.com/_news/2013/09/26/20709855-loveint-nsa-let… | |
[4] http://investigations.nbcnews.com/_news/2013/09/26/20709855-loveint-nsa-let… | |
## AUTOREN | |
Julia Neumann | |
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