| # taz.de -- Gericht untersagt Datendrossel: Grundrecht auf Speed | |
| > Erfolgreiche Klage der Verbraucherzentrale: Die Telekom darf keine | |
| > verlangsamten Flatrates anbieten. Der Konzern will wohl Berufung | |
| > einlegen. | |
| Bild: Wo DSL drauf steht, soll auch DSL drin sein, meinen die Richter | |
| BERLIN taz | Das Landgericht Köln hat die umstrittenen Pläne der Deutschen | |
| Telekom für eine Tempodrosselung im Internet untersagt. Die | |
| Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hatte gegen die entsprechenden | |
| Klauseln geklagt, weil sie darin eine „unangemessene Benachteiligung“ der | |
| Verbraucher sah. „Kunden sollten über die gesamte Laufzeit die Sicherheit | |
| haben, dass das versprochene Surftempo nicht reduziert wird“, sagte Klaus | |
| Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale, über das Urteil. | |
| Die Telekom hatte mit ihrer Neuregelung vor einem halben Jahr für | |
| Schlagzeilen gesorgt und sich den Spitznamen „Drosselkom“ eingefangen. Das | |
| Unternehmen wollte die Internetnutzung von Flatrate-Kunden begrenzen – | |
| zunächst auf dem Papier, etwa ab 2016 auch in der technischen Umsetzung. Ab | |
| einem – je nach Tarif unterschiedlichen – Volumen sollte die | |
| Geschwindigkeit, mit der Nutzer surfen können, verlangsamt werden. | |
| E-Mails ohne Anhänge ließen sich dann zwar noch verschicken, schon Videos | |
| aber nicht mehr sehen. Die Telekom argumentierte, wenige Vielsurfer würden | |
| überdurchschnittlich viel Kapazität verbrauchen. Erst auf Kritik hin lenkte | |
| das Unternehmen ein und kündigte an, auch nach 2016 noch echte Flatrates | |
| anzubieten - allerdings deutlich teurer. | |
| Verbraucherschützer kritisierten an dem Vorhaben vor allem zwei Punkte. | |
| Erstens: mangelnde Transparenz. Kunden würden unter dem Begriff „Flatrate“ | |
| nun einmal ein Angebot ohne Volumen- oder Zeitlimits verstehen. Zweitens: | |
| Telekomeigene Dienste wie das Fernsehangebot Entertain oder die von | |
| Partnern sollten von der Drosselung ausgenommen sein. Das wäre ein Verstoß | |
| gegen die Netzneutralität, wonach jedes Datenpaket im Internet gleich | |
| behandelt werden soll. | |
| ## Botschaft an Telekom-Konkurrenten | |
| Ein Sprecher der Deutschen Telekom erklärte gegenüber der | |
| Nachrichtenagentur afp, das Unternehmen könne die Entscheidung des Gerichts | |
| nicht nachvollziehen. „Wir werden das Urteil prüfen und dann | |
| voraussichtlich Berufung einlegen.“ | |
| Die neue Regelung der Telekom war Auslöser für eine bundesweite Debatte | |
| über Netzneutralität. Eine Petition, die dafür warb, die Netzneutralität | |
| gesetzlich zu verankern, fand über 200.000 Unterstützer. Malte Götz, | |
| Initiator der Petition, begrüßte das Urteil des Landgerichts: „Ich hoffe, | |
| das ist eine klare Botschaft an alle Telekom-Konkurrenten, die auch | |
| Drosseltarife in Betracht ziehen.“ | |
| Die Debatte über Netzneutralität wird mittlerweile eher auf europäischer | |
| als auf Bundesebene geführt. Die zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes | |
| hatte im September einen Vorschlag für eine Regelung vorgelegt, die auch | |
| diese Frage betrifft. Der Entwurf sieht vor, dass Telekom-Konzerne eigene | |
| Spezialdienste schneller transportieren und extra Gebühren verlangen dürfen | |
| - das wäre das Gegenteil eines neutralen Netzes. (Az.: 26 O 211/13) | |
| 30 Oct 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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