Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Die Wahrheit: Grützkopf Flipper
> Wie doof sind Delfine? Endlich wird schonungslos die ernüchternde
> Wahrheit über die angeblich cleversten Säugetiere im Meer enthüllt.
Bild: Delfinfans überall auf der Welt geraten in Ekstase ob der Intelligenz de…
Der Delfin genießt bei vielen Menschen einen großartigen Ruf. Gesellig soll
er sein, liebenswert, hilfsbereit und überaus schlau. Und so sieht sein
Alltag aus: Wenn der freundliche Fisch gerade mal nicht mit bunten Bällchen
jongliert oder schiffbrüchige Kinder vor dem Ertrinken rettet, befasst er
sich mit seiner Lieblingsbeschäftigung, der brutalen Massenvergewaltigung
einzelner Weibchen, die er mit seinen Kumpels umzingelt und so an der
Flucht hindert. Wenn so etwas praktizierte Intelligenz sein soll, dann war
Hitler ein genialer Feldherr.
Habe ich „Fisch“ gesagt? Das ist doch die allerälteste Provokation, die man
einem Delfin an den Kopf werfen kann. Und doch fällt der dämliche Fisch
sofort darauf herein und geht an die Decke beziehungsweise knallt mit der
Birne an den Boden des zufällig vorbeifahrenden Nudistenkreuzfahrtschiffs
„Carnival Freedom“ – da haben sich grad die Richtigen getroffen.
Denn wie neue Untersuchungen bestätigen (der Tagesspiegel berichtete), ist
die Intelligenz von Delfinen bislang weit überschätzt. Einer der
Hauptfaktoren: Das Gehirn des „Meeressäugers“, wie er sich gern hochtrabend
nennt, das im Verhältnis zum Körpergewicht größte nach dem Menschen, noch
vor dem Schimpansen. Nun hat man sich, oh geniale Idee, oh Wunder, endlich
mal die Mühe gemacht, dieses „Gehirn“ auch näher zu untersuchen. Mit dem
Ergebnis, dass kaum Großhirnrinde und nur wenig Neuronen vorhanden sind,
kurz: Es ist zwar groß, doch enthält nur Grütze.
In dieser Grütze schwimmt außer „Fressen“, „Ficken“, und „Als
Gratisfotomotiv sinnlos hinter Fährschiffen herschwimmen“ praktisch gar
nichts mehr. Dennoch gibt es Wissenschaftler, Tierrechtler und Philosophen,
die anscheinend zu oft „Flipper“ gesehen haben.
Sie fordern „Persönlichkeitsrechte“ (Adoptionsmöglichkeit? Ermäßigter
Eintritt in Museen? Walrecht?) für Wale und Delfine und wollen für sie eine
eigene Kategorie zwischen Tier und Mensch installieren, also ähnlich, wie
man sie in Deutschland bereits für Ausländer eingerichtet hat. Der Delfin
folglich in einer Rolle als „der Erste unter dem Rest“, nach dem Menschen
quasi das Borussia Dortmund der Tierwelt?
## Nicht besser als ein Hund
Das ist bei weitem zu viel der Ehre. Typische Intelligenzgradmesser wie
Werkzeuggebrauch scheitern bereits an seinen dicken Flossen. Wenn es
irgendwo eine Delfinin zu schänden gilt, ist zwar immerhin noch eine
gewisse Tücke und kriminelle Energie zu erkennen, doch schon für das
Vermeiden eines Thunfischnetzes reicht es längst nicht mehr.
Auch Symbole deutet der Delfin nicht besser als ein Hund. Als
herausragender Beweis für die kognitive Kapazität eines Tieres gilt
schließlich die Fähigkeit, sich selbst im Spiegel zu erkennen. Das vermag
sogar eine Elster. Ein Delfin, entgegen sämtlicher bisheriger Annahmen und
Behauptungen, kann es nicht. Das Vieh ist nämlich fast blind.
Besonders bescheuert scheint dabei das Männchen zu sein. Wenn kein Weibchen
verfügbar ist und Flipper tilt, bleibt kein Auge trocken. Er versucht Haie
und Ruderboote zu begatten, belästigt Badegäste, indem er ihnen mit der
Flosse in den Schritt greift, oder kopuliert mit ins Wasser geworfenen
alten Gummistiefeln. Doch noch immer dürfte sich irgendwo ein Forscher
finden, der auch das als untrügliches Zeichen der Intelligenz wertet: „Seht
nur, er versucht sich die Gummistiefel anzuziehen, um trockenen Fußes
durchs Meer zu kommen!“
Da greift man sich doch an den Kopf! Aber auf der anderen Seite bekommt
eben jeder Fisch die Experten, die er verdient.
11 Nov 2013
## AUTOREN
Uli Hannemann
## TAGS
Fische
Intelligenz
Dummheit
Gehirn
Europawahl 2014
Bundeskabinett
Tiere
Duden
Innenminister
Papst
## ARTIKEL ZUM THEMA
Die Wahrheit: Ich war Walter Schiel
Euro-Urne (3): Heute erklärt uns Uli Hannemann, warum er niemals FDP wählen
würde.
Die Wahrheit: Preußisch Roulette
Es wird gedaddelt und geschachert, gemogelt, angetäuscht, Blindgänger
gehoben und Kugeln in Revolverkammern gedrückt. Das neue Kabinett steht.
Menschen und Tiere im Kampf: Viecher im Widerstand 
Auch nette Viecher haben genug von den Zumutungen des Homo sapiens: Sie
schlagen, beißen, kratzen zurück – und töten. Ein Überblick.
Die Wahrheit: Die Sprache ist voll
Öffentliche Dudenverbrennungen in Berlin: Unterstützer des Vereins Deutsche
Sprache demonstrieren für eine Vernichtung unwerter Fremdwörter.
Die Wahrheit: Fanatische Toleranz
Der Bundesinnenminister mahnt: Dem Export und dem Tourismus zuliebe müssen
diese abstoßenden Ausländer akzeptiert werden.
Die Wahrheit: Der coole Pope
Neues aus dem Vatikan: Papst Franziskus ist der bescheidenste Pontifex
maximus seit mindestens zweitausend Jahren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.