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# taz.de -- Strategiepapier der SPD: Gut wären ein bis zwei Kinder
> Ein geheimes Strategiepapier der SPD lotet die Perspektiven der Partei
> aus. Und fordert radikale Konsequenzen in der Personalpolitik.
Bild: Manuela Schwesig: Ihr Gesicht und ihre Art kommen gut an.
Am Rande des SPD-Parteitags ist in dieser Woche ein Strategiepapier – mit
Blick auf die Wahljahre 2017 und 2021 – aus dem Umfeld der
Friedrich-Ebert-Stiftung aufgetaucht. Als Autoren werden Politikberater,
Kommunikationswissenschaftler und ehemalige SPD-Granden gehandelt, die den
Niedergang der Partei aufhalten möchten. In Insiderkreisen trägt das
Geheimpapier den Titel „Agenda 17 und 4“. Wir zitieren auszugsweise:
Erste und oberste Erkenntnis: Moderne Politik wird mit Optik,
psychologischen Markern und strategisch-kommunikativen Angeboten gemacht.
Im Klartext: mit Gesichtern und Parolen, die ankommen. Programme spielen
demgegenüber keine Rolle. Wie sehr uns das gegen den Strich gehen mag, wir
haben darauf pragmatisch zu reagieren, wenn wir Politik nicht
ausschließlich aus der Opposition heraus gestalten wollen. Konkret: Wir
haben nach Gesichtern zu suchen, die sich so mit Parolen verbinden lassen,
dass daraus Commitment und Bindung entsteht.
[…]
2017 wird die Partei ein ähnliches Problem haben wie 2009: Juniorpartner in
Regierungskoalitionen haben kaum zu kompensierende wahlstrategische
Nachteile. Deshalb muss unser Hauptaugenmerk realistischerweise darauf
liegen, wie wir 2017 ohne weiteren Aderlass überstehen, um 2021 angreifen
zu können. Auf dieses Ziel hin ist unsere interne Umgestaltung,
insbesondere unserer Kommunikation und unseres Personalangebots,
auszurichten.
[…]
Statusanalyse des aktuellen Führungspersonals. Steinmeier: endgültig
verbraucht. Verliererimage. Gute persönliche Sympathiewerte, die aber keine
Wähler ziehen. Mittelfristig auszugliedern. Möglicher Auffangjob: FES-Chef.
Oppermann: Klug, fair, redefähig, erzeugt aber erstaunlicherweise kein
Commitment. Bleibt ein Fragezeichen.
Gabriel: Sicherlich das heißeste Eisen. Unbezweifelbare Intelligenz,
Beweglichkeit (politisch) sowie großer Ehrgeiz. Aber, was die Optik
betrifft, medial nur sehr schwer vermittelbar. Radikaler Personality
Relaunch unbedingt notwendig. Gabriel könnte 2017 den Steinmeier von 2009
spielen. Wahrscheinlichste Funktion: den Übergang zum Führungspersonal von
2021 innerparteilich und medial vorzubereiten.
Nahles: Keine Zukunft. Wird sich spätestens 2017 als Personalie erledigt
haben. Hat in keiner Weise die Funktion erfüllt, jüngere Wähler, vor allem
Wählerinnen, zu binden, innerparteilich schwindende Unterstützung.
Unmusikalisch.
Kraft: Interessanter, aber musealer Fall. Derzeit noch
Hoffnungsträgerimage. 2013 hätte sie bei richtiger Parteistrategie
bundespolitisch Chancen gehabt. Wo sie 2017 steht, ist ungewiss. Vermutung:
am Abgrund ihrer rot-grünen Koalition. Daher ungünstige Prognose für
längerfristige Bundesperspektive, auch aus Altersgründen.
[…]
Was ist das Zukunftspersonal?
Der Genderindex weist prognostisch für die kommenden 20 Jahre einen
eindeutig positiven Feminin-Marker bei den Wahlchancen aus. Infolgedessen
ergibt sich ein Plus für weibliche Spitzenkandidaten.
[…]
Nach unseren Analysen sind dabei folgende Punkte von Wichtigkeit. Gutes
Aussehen ist ein Plus nur in Verbindung mit dem souveränen Gestus: „Darauf
kommt es nicht an.“ Die Karte Optik muss selbstverständlich wirken, darf
keinesfalls „ausgespielt“ werden. Performance: Die Kandidatin muss
verbindlich und klar, darf aber nicht zu straight sprechen. Dies ist der
wichtigste K-Punkt überhaupt: Die Balance zwischen einer Aura von
Mütterlichkeit und einer strikt „instrumentellen“ Einstellung in allen
Sachfragen als Kennzeichen der unbestechlichen Problemlöserin. Gefragt ist
eine Weiterentwicklung des Merkeltyps. Hier herrscht noch weiterer
Klärungsbedarf. Internes Stichwort in unserer Diskussion ist „Familiäre
Brutalität“, sprich: die Ausstrahlung von Ellenbogen und Samthandschuhen,
Härte und Solidarität, Fürsorge und hartes Durchgreifen.
[…]
Gut wären ein bis zwei Kinder, möglichst Ostherkunft; optimal ein
persönlicher Migrationshintergrund (3. Generation), ersatzweise ein Ehemann
mit nichtdeutschen Wurzeln. Ebenfalls positiv: christliche Bindung, aber
keineswegs klerikal.
Derzeit kommt diesem Bild, auch wenn nicht alle traits zutreffen, nur eine
bereits politisch eingeführte Kandidatin nahe: Manuela Schwesig. Ihr
Gesicht und ihre Art kommen gut an. Defizit: kein Landesmutter-Image, was
auch eine Altersfrage ist. Bis 2021 – sie ist dann 47 – sollte sie als
Spitzenkandidatin aufgebaut werden. Zunächst als radikale, aber verbindlich
wirkende Kritikerin der erwartbaren Missgriffe der künftigen Koalition.
Zentrales Problem: sie als Spitzenkraft aufzubauen, ohne sie mit den Pannen
der Regierung in Verbindung zu bringen. Die Partei muss ihr eine Nische
schaffen, in der sie sich als radikale Reformerin ohne Angst vor
Tabubrüchen inszenieren kann. Als medienwirksame „innerparteiliche
Oppositionsführerin“ gegen Schwarz-Rot wird sie nach dem 2017 endgültig
besiegelten Generationswechsel auf den Schild gehoben. 2021 wird sie
Spitzenkandidatin.
[…]
Gleichzeitig umfassendes Screening in den Landesverbänden nach möglichen
Alternativen. Aufbau einer Coaching-Zentrale für den Führungsnachwuchs.
Entwicklung einer Fohlenelf.
Weniger fiktive Informationen finden Sie hier: [1][www.spd.de]
16 Nov 2013
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