# taz.de -- Demonstrationen in Berlin: Rechte stören Totenruhe | |
> Wie in den Vorjahren mobilisiert die Antifa am Samstag zum Gedenken an | |
> Silvio Meier. Doch parallel wollen auch Neonazis auf die Straße gehen. | |
Bild: Ein jährliches Highlight für die linke Szene: die Silvio-Meier-Demo,hie… | |
BERLIN taz | Es ist die jährliche Großdemo der Antifa: Am Samstag wollen | |
wieder mehrere tausend Linke der Ermordung des Hausbesetzers Silvio Meier | |
vor 21 Jahren in Friedrichshain gedenken. Nun aber macht parallel auch die | |
Neonazi-Szene mobil. | |
Wie die Antifa mobilisieren die Rechtsextremen zu 15 Uhr am Samstag zur | |
Demonstration. Zum Anlass nehmen sie den Angriff auf den langjährigen | |
Kameradschaftler und und aktuellen Chef der Berliner NPD-Jugend Björn Wild. | |
Der 31-Jährige war am Freitag von Vermummten auf dem Legiendamm nahe | |
Kreuzberg auf seinem Fahrrad angehalten, verprügelt und schwer verletzt | |
worden. | |
In der rechten Szene wird die Tat „linksextremen Straftätern“ | |
zugeschrieben. Die Rede ist von einem Schädelbasisbruch und weiteren | |
Brüchen, die Wild erlitten habe. Als Reaktion wird in einem Aufruf zu einer | |
„kämpferischen Demo“ getrommelt. Mobilisiert wird bundesweit: Man bitte | |
„alle Kameraden, nach Berlin zu kommen“. | |
Die Polizei bestätigte, dass seit Mittwoch eine Demo-Anmeldung der „Jungen | |
Nationaldemokraten“ für Samstag vorliegt, die mit 100 Teilnehmern rechne. | |
Der Ort des Aufzugs werde noch geklärt, so ein Sprecher. Die Rechtsextremen | |
würden aber nicht mit der Silvio-Meier-Demo aufeinandertreffen. | |
Die Organisatoren der Antifa-Demo geben sich gelassen. Man werde erstmal | |
beobachten, ob und in welcher Form der Neonazi-Aufmarsch zustandekomme, | |
sagte Lars Laumeyer, Sprecher der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB). | |
„Wenn nötig, werden wir flexibel reagieren.“ Man rufe weiter zur | |
Silvio-Meier-Demo auf. In einem linken Internetforum wendeten Kritiker ein, | |
es sei „wichtiger, Nazis zu blockieren, als sich selbst zu feiern.“ | |
Zu dem Angriff auf den JN-Landeschef wollte sich Laumeyer nicht äußern: Man | |
werde sich an Spekulationen nicht beteiligen. Die Veranstalter der | |
Silvio-Meier-Demo rechnen mit mehreren tausend Teilnehmern am Samstag. Der | |
Aufzug startet traditionell am U-Bahnhof Samariter Straße in | |
Friedrichshain. Dort war der damals 27-jährige Meier von Neonazis erstochen | |
worden, nachdem er diese auf ihre rechten Aufnäher angesprochen hatte. Die | |
Demo wendet sich in diesem Jahr auch gegen Hausdurchsuchungen in der linken | |
Szene. Zudem wird die deutsche Asylpolitik kritisiert, die die „Festung | |
Europa ausbaut“. | |
In Berlin hatte die NPD zuletzt wiederholt Stimmung gegen Asylunterkünfte | |
gemacht. Die NPD-Jugend will daran am Samstag anknüpfen. Der Aufmarsch soll | |
Höhepunkt dieser Kampagne sein, heißt es im Aufruf. Offen wird dort gegen | |
„Asylanten“ gehetzt, die sich „in die deutschen Sozialsysteme einnisten�… | |
Die Friedrichshainer Grünen-Abgeordnete Canan Bayram sprach von einer | |
„ekligen, menschenverachtenden Kampagne“. Sie forderte die Polizei auf, ein | |
Verbot des Neonazi-Aufmarsches zu prüfen. „Wenn so offen Flüchtlinge | |
angegriffen werden, ist die Frage, ob man das genehmigen muss.“ Sie | |
jedenfalls werde Silvio Meier gedenken, sagte Bayram. „Wie sonst auch.“ | |
20 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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