# taz.de -- Neonazis in Brandenburg: Hinter weißen Masken | |
> Sie marschierten wie der Ku-Klux-Klan, dann wurden sie verboten: Die | |
> „Spreelichter“. Jetzt wird über das Verbot verhandelt. | |
Bild: Von der Polizei beschlagnahmte Beweismittel gegen die „Widerstandsbeweg… | |
BERLIN taz | Auf ihren nächtlichen Aufmärschen zogen sie mit weißen Masken | |
und Fackeln durch ostdeutsche Städte, Auftritte im Stil des Ku-Klux-Klans. | |
Am Mittwoch bekamen die Neonazis ein Gesicht: Hinten im Saal 301 des | |
Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg sitzen sie, rund 20 junge | |
Männer. Sie sehen nach Landjugend aus. Kurzhaarfrisuren, legere Kleidung, | |
fast brav, ohne Szene-Kodes. | |
Vorn im Gerichtssaal aber wird das Verbot der „Widerstandsbewegung in | |
Südbrandenburg“ verhandelt, einer strammen Neonazi-Gruppe. Ihrer Gruppe. | |
Mit einem Großaufgebot von 260 Beamten hatte die Polizei im Juni 2012 die | |
Wohnungen von 27 Beschuldigten in der Lausitz durchsucht. Anschließend | |
verbot der damalige Innenminister Dietmar Woidke (SPD) die Neonazi-Clique, | |
die auch als „Spreelichter“ firmierte. | |
Nähe zur NS-Ideologie hielt die Verbotserklärung der Gruppe vor, | |
Rassekunde-Aufsätze und „nationale Kampfsportturniere“. „Markenkern“ a… | |
seien die nächtlichen Aufmärsche gewesen, stets konspirativ vorbereitet. | |
Dort wurde vor einem „Volkstod“ gewarnt. In der rechten Szene fand das | |
bundesweit Nachahmer – anschließend landeten die Aufzüge als Video im | |
Internet. | |
Die „Widerstandsbewegung“ war die umtriebigste Neonazi-Gruppe in | |
Brandenburg seit Jahren. Sieben Kameradschaften verbot das Land seit 1995. | |
Diesmal aber wehrte sich die Gruppe: Ihr Anführer Marcel Forstmeier klagte | |
gegen das Verbot. Der Anfangdreißigjährige ist studierter Informatiker, | |
gibt sich bieder, ideologisch aber knallhart. Vor der Verhandlung drehte er | |
eigens eine Dokumentation, in der er seine Gruppe als politisch Verfolgte | |
darstellt. Am Mittwoch aber erscheint er nicht. | |
## „Wir sind verboten. Na und?!“ | |
Dafür wettert sein Anwalt Wolfram Nahrath, eine Szenegröße: „Willkürlich�… | |
seien die Mitglieder zusammengesucht worden. Es sei nicht nachgewiesen, wer | |
die Internetseiten betreute und ob die Gruppe die Aufmärsche wirklich | |
organisierte. Auch klagt Nahrath, dass Telefone und E-Mails | |
„verfassungswidrig“ ausgeforscht wurden. | |
Die Vertreter des Brandenburger Innenministeriums und Verfassungsschutzes | |
sprechen dagegen von einem „sorgfältig“ begründeten Verbot. Die Gruppe ha… | |
„erbarmungslosen Widerstand“ angekündigt und NS-Größen wie Rudolf Hess | |
gehuldigt. Kein zufälliger, sondern ein verschworener Kreis sei die Gruppe | |
gewesen, der über verschlüsselte Emails kommunziert habe. Und Forstmeier | |
persönlich habe 400 der weißen Masken besorgt. | |
Die nächtlichen Märsche hatten nach dem Verbot geendet. Laut der Mobilen | |
Beratung Cottbus gibt es seit Mai aber wieder verstärkt rechte Aktivitäten | |
in der Region. Auf der bis heute nicht abgeschalteten Internetseite der | |
„Spreelichter“ heißt es: „Wir sind verboten. Na und?!“. | |
Am kommenden Mittwoch soll verkündet werden, ob es beim Verbot bleibt oder | |
die Landjugend wieder unter die Masken darf. | |
20 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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