| # taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Im falschen Flieger | |
| > Der Anfang einer großen Sponsorenprüfung? Die Deutsche Fußball-Liga rügt | |
| > den FSV Frankfurt wegen dessen Deal mit Saudi Arabian Airline, kurz | |
| > Saudia. | |
| Bild: In diese Maschine darf nicht jeder einsteigen | |
| Wer mit der saudischen Linie Saudia fliegt, der legt sein Schicksal in | |
| Gottes Schoß. Vorm Start ertönt angeblich die automatische Ansage: „Mein | |
| Gott, ich überlasse meine Angehörigen und meine Familie Deinen Händen.“ | |
| Gott ist wie immer allmächtig. An Bord der Saudia-Maschinen ist er | |
| allerdings nur für Muslime zuständig. | |
| Christen haben im Fall eines Absturzes eher schlechte Karten. Israelis | |
| wiederum kommen beim Crash einer Saudia-Maschine nicht zu Schaden, denn sie | |
| dürfen gar nicht erst mitfliegen. Saudi-Arabien unterhält keine | |
| diplomatischen Beziehungen zu Israel, und der Chef der Airline, Khaled | |
| Al-Mulhem, sagt, Israelis dürften deswegen nicht einreisen ins Königreich | |
| des Abdullah ibn Abd al-Aziz. | |
| Diese Praxis ist seit Langem bekannt. Geschäftlich befreundete Airlines wie | |
| Alitalia, Delta, Air France oder KLM sowie diverse Großflughäfen stören | |
| sich wenig daran. Auch im Nahen Osten kommt die Politik der Ausgrenzung | |
| israelischer Flugpassagiere gut an. Saudia hat im Beisein des ehemaligen | |
| britischen Premiers Tony Blair heuer den „Arabian Business Achievement | |
| Award“ in Dubai entgegen genommen. Der Service – frisch gepresster | |
| Guavensaft und Internet im Flugzeug – war einfach unschlagbar gut. | |
| Nun wollte es der Zufall, dass die Saudis beim deutschen Zweitligisten FSV | |
| Frankfurt als Sponsor eingestiegen sind. Seitdem hat der Klub keine Ruhe | |
| mehr. Denn die Deutsche Fußball-Liga, also der Verwaltungsapparat des | |
| Profifußballs, ist eingeschritten. Würde es sich um Trikotwerbung handeln, | |
| [1][sagte Liga-Präsident Reinhard Rauball der FAS], „hätte die DFL von | |
| ihrem Recht Gebrauch gemacht, das Vertragsverhältnis nicht zu genehmigen, | |
| da laut Statuten Trikotwerbung nicht gegen die allgemein im Sport gültigen | |
| Grundsätze von Ethik und Moral verstoßen darf“. | |
| ## Ethik und Moral kennen keine Grenzen | |
| Der FSV Frankfurt teilte umgehend mit, er sei sich nicht bewusst gewesen, | |
| dass Saudia „eine diskriminierende Haltung“ einnehme. Der Klub stehe für | |
| „politische Neutralität, Vielfalt und Toleranz und würde nie wissentlich | |
| eine solche Partnerschaft eingehen“, heißt es weiter. Offenbar wollen sie | |
| den Vertrag alsbald kündigen. | |
| Gut gemacht, DFL, könnte man sagen, aber warum hat die Liga nicht schon | |
| früher mit der Aktion Sponsortest angefangen? Ethik und Moral kennen ja | |
| eigentlich keine Grenzen. Tritt Schalkes Sponsor Gazprom nicht als | |
| Staatenerpresser auf? Was ist mit Bremens Geldgeber Wiesenhof, der es in | |
| der Vergangenheit laut einem Bericht des ARD-Politmagazin „Report Mainz“ | |
| nicht so genau mit dem Tierschutz nahm? Und warum hat sich die DFL nicht | |
| schon vor Jahren gegen Nikes Sweatshops in Vietnam oder Indonesien | |
| aufgelehnt? Das Unternehmen rüstet derzeit sieben der 36 Bundesligisten | |
| aus. | |
| Die Liste unethischen unternehmerischen Verhaltens ließe sich weiter | |
| fortführen, aber die DFL ist bestimmt bestens informiert. Die Supervisoren | |
| in Frankfurt am Main werden es schon richten. Von oben nach unten könnte | |
| der deutsche Fußball revolutioniert werden. Occupy Bundesliga! | |
| 1 Dec 2013 | |
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| [1] http://www.faz.net/aktuell/sport/sportpolitik/rauball-kritisiert-fsv-frankf… | |
| ## AUTOREN | |
| Markus Völker | |
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