# taz.de -- Australien plante Datenweitergabe: Bürgerdaten für „Five Eyes“ | |
> Der australische Geheimdienst sammelte die Daten seiner Bürger und bot | |
> sie Partnerländern an. Wurden damit Gesetze umgangen? | |
Bild: Daten im Angebot: Anhand von Metadaten lässt sich ein Bild der Bürger z… | |
SYDNEY taz/afp | Das Angebot des australischen Geheimdienstes, in großem | |
Umfang Daten über die eigenen Bürger an Partnerländer wie die USA und | |
Großbritannien weiterzugeben, hat in Australien eine große Debatte | |
ausgelöst. | |
So wird in der Canberra Times am Dienstag die Frage aufgeworfen, ob Gesetze | |
zur Privatsphäre bewusst gebrochen oder zumindest geschickt umgangen worden | |
sind. Der australische Green-Politiker Scott Lundlam geht von einem | |
Gesetzesbruch aus, da sich andeute, dass Daten gezielt gesammelt worden | |
seien. Seine Partei fordert nun zu prüfen, ob die Privatsphäre der Bürger | |
stärker geschützt werden muss. Auf diese Forderung hat der neue | |
Premierminister Tony Abbott bislang nicht reagiert. | |
Wie [1][am Montag die australische Ausgabe des Guardian] unter Berufung auf | |
Dokumente des ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden | |
berichtet hatte, bot das australische Defence Signals Directorate (DSD) dem | |
Geheimdienstbündnis „Five Eyes“ bei einer Konferenz im Jahr 2008 an, | |
„medizinische, rechtliche und religiöse Informationen“ weiterzugeben. | |
Das DSD, das mittlerweile in Australian Signals Directorate umbenannt | |
wurde, sei dem Bericht zufolge mit großen Mengen an unsortierten und nicht | |
komprimierten Metadaten an das Bündnis herangetreten. Australische | |
Staatsbürger hätten im Gegenzug nicht zum Ziel von Überwachung werden | |
dürfen. Die Einordnung dieser Daten als „unsortiert und nicht komprimiert“ | |
beschreibt rohes Datenmaterial, das keine Bearbeitung zum Schutz der | |
Privatsphäre erfahren hat. | |
Metadaten können Auskunft darüber geben, wann jemand mit wem telefoniert | |
hat oder von welchem Ort eine E-Mail gesendet wurde. | |
## Wurden Gesetze gebrochen? | |
Aus den nun veröffentlichten Unterlagen geht hervor, dass eine inoffizielle | |
Überwachung von Metadaten australischer Bürger stattgefunden hat. Der | |
Menschenrechtsanwalt Geoffrey Robertson sagte dem Guardian, der Bericht | |
vergrößere seine Sorge, dass der australische Geheimdienst gegen geltende | |
Gesetze verstoße. | |
Für Justizminister [2][George Brandis] stellt sich die Frage nach Recht und | |
Unrecht derzeit nicht. Nach seiner Ansicht handle es sich bei den | |
Dokumenten um reine Arbeitsblätter, die keine Aktivität des Gemheimdienst | |
dokumentierten. Die [3][Labor-Senatorin Louise Pratt kritisierte], | |
Kommentare wie jener von Brandis würden die Fronten nur verhärten. | |
Noch ist nicht final geklärt, ob Gesetze gebrochen oder umgangen wurden. | |
Premierminister Abbott stritt bislang jedoch ab, dass es einen Grund zu | |
dieser Annahme gebe. Dem „Five Eyes“-Bündnis gehören die USA, | |
Großbritannien, Neuseeland, Kanada und Australien an. Sie arbeiten im | |
Geheimdienstbereich eng zusammen. | |
Bereits Mitte November hatten Medien unter Berufung auf Snowden-Dokumente | |
berichtet, der australische Geheimdienst habe versucht, die Telefone von | |
Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono, seiner Ehefrau und seiner | |
Minister anzuzapfen. Die Enthüllungen belasten die Beziehungen beider | |
Länder erheblich. | |
3 Dec 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.theguardian.com/world/2013/dec/02/revealed-australian-spy-agency… | |
[2] http://www.smh.com.au/federal-politics/political-news/snowden-spy-leaks-wor… | |
[3] http://www.smh.com.au/federal-politics/political-news/snowden-spy-leaks-wor… | |
## AUTOREN | |
Silvia Follmann | |
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