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# taz.de -- Ex-Lobbyistin wechselt zur EU: Im Namen der Industrie
> Beate Kettlitz soll bald für die europäische Behörde für
> Lebensmittelsicherheit arbeiten. Dabei hat sie jahrelang für die andere
> Seite als Lobbyistin gekämpft.
Bild: So sind sie, die Lobbiysten, scheue Wesen. Und lassen lieber den Zuckerbo…
Beate Kettlitz arbeitet als Cheflobbyistin des EU-Dachverbands
[1][FoodDrinkEurope]. Das finden manche Menschen schlimm, weil die Branche
die Verbraucher täusche oder etwa Zuckerbomben an Kinder vermarkte. Noch
schlimmer dürften diese Zeitgenossen es finden, dass Kettlitz nun in eine
Führungsposition bei der Behörde wechseln soll, die maßgeblich an der
Aufsicht über diese Branche beteiligt ist: der Europäischen Behörde für
Lebensmittelsicherheit ([2][Efsa]).
Die EU-Kommission jedenfalls hat nach eigenen Angaben Kettlitz als Mitglied
des Efsa-Verwaltungsrats nominiert. Das Gremium soll die Behörde
kontrollieren und auch ihre Unabhängigkeit sicherstellen. Eine
Industrievertreterin wie Kettlitz im Verwaltungsrat, so kritisiert die
Organisation Corporate Europe Observatory ([3][CEO]), aber wäre „eine
ständige Bedrohung“ für diese Ziele.
Kettlitz, die aus Ostdeutschland stammt, hat an der Berliner
Humboldt-Universität Lebensmittelchemie studiert. Sie arbeitete bei
deutschen Behörden, bevor sie als Lobbyistin nach Brüssel wechselte.
Zunächst für den Europäischen Verbraucherverband (Beuc), seit 2005 als
Direktorin für Lebensmittelpolitik und Forschung bei FoodDrinkEurope, der
alle großen Unternehmen der Branche vertritt.
Schon unter Kettlitz kämpfte er erfolgreich unter anderem dagegen, dass der
Gehalt von Zucker und anderen Nährstoffen in Lebensmitteln leicht
verständlich durch Ampelfarben auf der Verpackung zu kennzeichnen ist.
Die EU-Kommission rechtfertigt Kettlitz’ Nominierung mit der Richtlinie
über die Efsa. Demnach müssen 4 der 14 Verwaltungsratsmitglieder aus
Organisationen kommen, „die die Verbraucherschaft und andere Interessen in
der Lebensmittelkette vertreten“. Deshalb habe man ja auch
Konsumentenschützer nominiert, teilte die Kommission mit.
Doch Christoph Then, Chef des gentechnikkritischen Vereins
[4][Testbiotech], sagt: „Nirgendwo steht, dass es sich bei den 4
Mitgliedern um Vertreter der Industrie handeln soll.“ Verbraucherschützer
wollten nichts verkaufen, Branchenvertreter schon. Deshalb hätten sie
inakzeptable Interessenkonflikte.
Nun muss der Rat nach Befragung des Parlaments aus insgesamt 23 Nominierten
7 neue Verwaltungsräte auswählen. Beuc hofft, dass niemand dabei ist, der
„Partikularinteressen der Lebensmittelkette“ vertreten hat.
5 Dec 2013
## LINKS
[1] http://www.fooddrinkeurope.eu/
[2] http://www.efsa.europa.eu/de
[3] http://corporateeurope.org/
[4] http://www.testbiotech.org/
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Lebensmittelindustrie
Lobby
EFSA
Schwerpunkt Gentechnik
Gen-Food
Lebensmittel
Lebensmittel
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