Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Sotschi 2014: Olympia zum Selbermachen
> Wladimir Putin organisiert gerade die besten Winterspiele aller Zeiten.
> Das wollen Sie auch mal machen? Hier ein paar kreative Olympia-Ideen.
Bild: Tipp: Lassen Sie über die Maskottchen abstimmen! Dann denkt die Bevölke…
Rekorde
Brauchen Sie dringend – oder kennen Sie den zweitschnellsten Sprinter nach
Usain Bolt? Also lassen Sie ruhig die Kosten auf mehr als 40 Milliarden
Euro steigen und schicken das Olympische Feuer zum Nordpol, ins Weltall und
auf den Grund des Baikalsees. Aufmerksamkeit ist Ihnen damit sicherlich
garantiert.
Bevölkerung
Stört. Immer. Deswegen einfach umsiedeln. Luxuswohnungen schaffen.
Anschließend verkaufen oder abreißen. Dagegen ist die Gentrifizierung in
Deutschland ein Laternenumzug. Außerdem rekrutieren sich aus dieser
Bevölkerung zu viele →Kritiker.
Slogan
Tragen Sie ruhig dick auf. Muss auch nicht im Zusammenhang mit der
sogenannten Wahrheit stehen oder irgendeinen Sinn ergeben. Sotschis
offizieller Slogan „Hot. Cool. Yours.“ ist gut, noch bessere Sprüche hat
sich aber die Bevölkerung ausgedacht. In der Stadt werden T-Shirts
verkauft, mit der Aufschrift: „Sotschi – City of the Future“.
Journalisten
Sind billig zu ködern. Ein bisschen kostenloses WLAN, schon ist gut. Dann
können Sie die auch ruhig ausspionieren. Wer weiß, ob die nicht unter einer
Decke stecken mit →Umwelt, →Bevölkerung oder →Kritikern.
Nachnutzung
Auch in erster Linie störend. Dann verfallen die Hütten halt. Können Sie
doch nichts dafür, dass bei 40 Grad im Schatten keiner zum Curling geht.
Allerdings lässt sich das Argument der Nachnutzung gut heranziehen, um
Nachfolgeevents zu ordern. Swimmingpools im Garten des Olympischen Dorfs
passen zwar nicht zu Winterspielen, steigern aber den Verkaufswert der
Wohnungen.
Kritiker
Ignorieren. Winterspiele im Sommerkurort finden die unmöglich. Ausbeutung
auch. Explodierende Kosten (→Rekorde) auch. Umweltzerstörung (→Umwelt)
auch. Ohne Fantasie eben.
Umfragen
Nur machen, wenn Sie das Ergebnis kennen. Das war ein großer Fehler in
München. „Die Einwohner von Sotschi hätten nie so entschieden“, sagt Zhan…
Grigoriewa, die in der Stadtverwaltung von Sotschi für die Spiele
verantwortlich ist. Hier seien 62 Prozent der →Bevölkerung für Olympia und
die Veränderungen in der Stadt. Und die 38 Prozent? „Das sind die, die auf
den Abschluss der Bauarbeiten warten. Wenn alles fertig ist, wechseln auch
sie auf die Seite der Befürworter.“
Maskottchen
Lassen Sie darüber abstimmen. Am besten im Internet. Das wirkt
basisdemokratisch und modern. Dann denkt die →Bevölkerung, dass sie
mitreden dürfte. Darf sie natürlich nicht (→Umfragen), die Maskottchen
sollen schließlich in erster Linie dem Chef gefallen. Putin findet, der
Schneeleopard sei ein „starkes, schnelles und schönes Tier“ – und so wur…
das Raubtier auf Platz eins gewählt. Das Volk weiß halt, was gut ist. Nehmt
das, ihr →Kritiker! Mehrere Maskottchen (Schneeleopard, Eisbär, Hase)
können übrigens nicht schaden, dann ist für jeden etwas dabei.
Nachfolgeevents
Wenn Sie sich schon Olympia geangelt haben, holen Sie sich doch auch noch
ein Formel-1-Rennen und die Fußball-WM. Beides ist käuflich zu erwerben.
Aber Achtung: Saisonware, Preise sind starken Schwankungen ausgesetzt.
Haben Sie erst mal weitere Veranstaltungen im Sack, erscheint Olympia
plötzlich in anderem Licht: →Nachnutzung.
Staatsbesucher
Überschätzt. Wer braucht den Grüßaugust aus Deutschland oder den
Ikea-Vertreter aus Schweden? Die denken, dass Sie hier zweimal winken, sich
kurz mit ein paar sogenannten →Kritikern treffen und dann die Welt
verändern können. Wird eh nichts. Die können ruhig zu Hause bleiben, das
schont nicht nur die Staatshaushalte, sondern auch die →Umwelt.
Umwelt
Überbewertet. Steht ständig im Weg. Können Sie ruhig wegmachen. Stattdessen
brauchen Sie sinnlose, aber symbolträchtige Aktionen, wie die Ansiedlung
von Schneeleoparden in der Region. Die finden die Menschen süß, sonst
hätten sie das Tier ja nicht zum →Maskottchen gewählt.
12 Dec 2013
## AUTOREN
Jürn Kruse
## TAGS
Russland
Sotschi 2014
Wladimir Putin
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
umsiedlung
Olympische Winterspiele Sotschi
Curling
Sotschi 2014
Sotschi
Olympische Winterspiele 2022
Wladimir Putin
Ultras
Sotschi 2014
Russland
Sotschi 2014
Joachim Gauck
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Wladimir Putin
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
## ARTIKEL ZUM THEMA
Sotschi 2014 – Curling, Vorrunde: Fit for Gold
Das Team aus Kanada gerät gegen Deutschland fast ins Straucheln. Dabei
strotzt der große Favorit vor Selbstbewusstsein.
XXII. Winterspiele in Sotschi: Steinzeit in Achschtyr
„Grüne Spiele“ sollen im russischen Sotschi stattfinden. Aber es werden
Flüsse und Wälder zerstört. Und das Dorf Achschtyr ist von der Zivilsation
abgeschnitten.
Kommentar Russland: Alle Wege führen nach Sotschi
Die Boykottankündigungen aus dem Westen bringen nichts. Die Devise sollte
stattdessen sein: Zeigt euch in Sotschi demonstrativ mit den Bedrohten.
Signal an schwulenfeindliches Russland: Billie Jean King für Sotschi
Weder Präsident Obama noch die First Lady werden zur Winterolympiade 2014
nach Sotschi reisen. Dafür die lesbische Tennislegende Billie Jean King.
Wladimir Putin ist Mann des Jahres 2013: Ypa! Ypa! Ypa!
Zum 13. Mal wurde Russlands Präsident zum „Mann des Jahres“ gewählt. Eine
Auslese der Großtaten des Männlichsten der Männlichen.
Fußballfans in Schottland: Celtic verbannt seine Ultras
Die Klubführung ist schon lange genervt. Jetzt hat Celtic Glasgow die
Ultras aus ihrem Fanblock vertrieben und sie im Stadion verteilt.
Winterspiele in Sotschi: Polizei nimmt Kritiker in Gewahrsam
Angeblich suchte die russische Polizei in den Häusern von acht Aktivisten
nach einem Extremisten. Doch es liegt nahe, dass ihre Kritik an Olympia der
Grund ist.
Der sonntaz-Streit: „Freiheit muss erkämpft werden”
Man soll den Russen Mut machen, findet Schriftsteller Kaminer. Aber Putin
nicht unnötig Schützenhilfe geben, sagt Grünen-Fraktionschef Hofreiter.
Olympische Winterspiele 2014: Des Aufmüpfigen Aus
Der schwule Shorttracker Blake Skjellerup verpasst die Qualifikation für
Sotschi. Während er nicht zu den Spielen darf, will EU-Kommissarin Reding
nicht.
Der sonntaz-Streit: Zeigefinger gen Osten
Bundespräsident Joachim Gauck reist nicht zu den Winterspielen nach
Sotschi. Dürfen wir es uns mit Russland verscherzen?
Verzicht auf Olympia-2014-Besuch: Viviane Reding will nicht nach Sotschi
Nach Joachim Gauck hat nun auch EU-Justizkommissarin Reding erklärt, nicht
zu den Winterspielen zu fahren. Sie kritisierte Russlands Umgang mit
Minderheiten.
Ausbeutung für Olympia: Auf dem Rücken der Migranten
Ohne Gastarbeiter würde es die Spiele im russischen Kurort Sotschi nicht
geben. Doch sie werden ausgebeutet, betrogen und abgeschoben.
Biathletin Andrea Henkel: Ausbildung zur Schnellschützin
Vor ihrer letzten Saison hat Andrea Henkel ihr Training umgestellt. Bei
Olympia will sie versuchen eine Medaille zu gewinnen – wie vor zwölf
Jahren.
Homosexuelle in Russland: Klappe halten und verstecken!
Homos müssen bei den Winterspielen in Russland nichts fürchten, sagt
Wladimir Putin. Mit olympischem Frieden wird die Realität wenig zu tun
haben.
Ex-NBA-Profi über Sportler-Zivilcourage: „Die meisten Athleten tun nie etwas…
John Amaechi über seinen offenen Brief zu den Olympischen Winterspielen in
Sotschi, sein Outing und die Selbstbezogenheit der Sportler.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.