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# taz.de -- Volksbegehren gegen G8: Turbulenzen um das Turbo-Abi
> G8-Gegner sammeln genügend Unterschriften für ein Volksbegehren zum
> neunjährigen Gymnasium. Grüne fordern Entzerrung des
> Gymnasialunterrichts.
Bild: Nach Sicht der Initiative "G9-Jetzt-HH" sollten neun Jahre Gymnasium hint…
Der nächste Hamburger Volksentscheid rückt näher. Nach Informationen des
NDR hat die Elterninitiative „G9-Jetzt-HH“ die erforderlichen 10.000
Unterschriften für eine Volksinitiative zur Wiedereinführung des Abiturs
nach neun Jahren an Gymnasien gesammelt. Ende November hat sie 16.730
Unterschriften der Senatskanzlei übergeben, die anschließend geprüft
wurden.
Aufgrund dieses Sammelerfolgs darf die Initiative vor dem Schulausschuss
ihre Argumente gegen das „Turbo-Abitur“ nach acht Jahren vorstellen – nach
Willen der SPD am 4. Februar. Übernimmt die Bürgerschaft ihre Forderungen
nicht innerhalb von vier Monaten, kann „G9-Jetzt“ ein Volksbegehren
einleiten.
Dafür muss die Initiative binnen dreier Wochen 63.000 gültige
Unterschriften sammeln. Gelingt ihr dies, käme es nach der
Bürgerschaftswahl 2015 zum Volksentscheid über einen acht- oder
neunjährigen gymnasialen Weg zum Abi – vorausgesetzt, der Senat lenkt zuvor
nicht noch ein.
Danach sieht es derzeit nicht aus: Schulsenator Ties Rabe (SPD) wird nicht
müde, davor zu warnen, schon wieder Änderungen im Schulsystem vorzunehmen.
Sein zentrales Argument, das von der Opposition geteilt wird: Jugendliche
hätten die Möglichkeit, an Stadtteilschulen die Hochschulreife nach neun
Jahren zu erwerben. Bundesländer wie Schleswig-Holstein haben hingegen die
Wahlmöglichkeit zwischen dem Abitur nach 13 und nach zwölf Schuljahren
eingeführt.
Hamburgs Uni-Präsident Dieter Lenzen heizte die ohnehin aufgeheizte Debatte
Anfang der Woche an, indem er in einem dpa-Interview die G9-Befürworter
pauschal verunglimpfte: „Das ist eine Klage von Eltern aus der Mittel- oder
Oberschicht, die ihre Kinder nachmittags Tennis spielen lassen wollen.“
Prompt empörte sich die „G9-Jetzt-HH“-Initiatorin Mareile Kirsch über die
klassenkämpferische Parole des Uni-Präsidenten: „Herrn Lenzen mangelt es an
Respekt. Die berechtigten Sorgen der Eltern derart zu verhöhnen, ist
hochnäsig.“
Die Grünen hingegen springen Lenzen bei, der statt eines zusätzlichen
Schuljahrs ein ausgedehntes Studienkolleg für Neustudenten an den
Hochschulen fordert, in dem sie auf die Anforderungen des Studienbetriebs
vorbereitet würden. Es sei gut, dass Lenzen „das Problem einer zunehmenden
Heterogenität der Erstsemester anspricht“, betont etwa Eva Gümbel, die
Vize-Fraktionschefin der Bürgerschafts-Grünen.
Ihre Fraktion bringt am heutigen Mittwoch einen Antrag in die Bürgerschaft
ein, das achtjährige Gymnasium nicht abzuschaffen, sondern „neu zu
gestalten“, um die „SchülerInnen zu entlasten“. Dazu bräuchte es mehr
„echte“ Ganztagsgymnasien, in denen auch nachmittags unterrichtet werde,
Hausaufgaben aber abgeschafft seien.
Die Entscheidung, Ganztagsschule zu werden, solle die Schulkonferenz
treffen. Zudem, so fordern die Grünen, müssten zwei Klausuren pro Woche und
34 Wochenstunden das Maximum in allen Klassen sein. „Die Lernenden an den
Gymnasien brauchen eine spürbare Entlastung“, begründet die schulpolitische
Sprecherin, Stefanie von Berg, den Vorstoß. Allerdings sei „diese auch im
Rahmen von G8 möglich“. Die SPD will den Antrag in den Schulausschuss
überweisen.
10 Dec 2013
## AUTOREN
Marco Carini
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