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# taz.de -- Baustellen in Brasilien: Die Opfer der WM
> Beim Bau der WM-Stadien kann Brasilien den Zeitplan nicht einhalten. Auf
> einer Baustelle sind zwei Arbeiter verunglückt. Gewerkschaften drohen mit
> Streik.
Bild: Die „Arena da Amazonia“ in Manaus: Unter hohem Zeitdruck muss es für…
RIO DE JANEIRO dpa | Nach dem Tod von zwei Arbeitern im Fußball-WM-Stadion
von Manaus drohen weitere Verzögerungen bei der Fertigstellung. Die
Staatsanwaltschaft hat sogar einen teilweisen Baustopp gefordert.
Zudem drohen lokale Gewerkschaften in Brasilien mit einem Streik, sollten
sich die Arbeitsbedingungen in Manaus nicht ändern. Einige Kollegen in
Curitiba sind bereits in den Ausstand getreten. Sie haben wegen verspäteter
Lohnzahlungen die Arbeit niedergelegt.
In Manaus könnte eine Arbeitsniederlegung gerichtlich angeordnet werden.
Die Staatsanwaltschaft drängt auf eine sofortige Unterbrechung der Arbeiten
in luftiger Höhe. Sie fordert, dass die Fertigstellung erst dann
fortgesetzt werden darf, wenn alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen
garantiert sind. Noch ist aber unklar, wann ein Gericht darüber entscheiden
wird.
Bei dem Unfall war am Samstag in der Arena da Amazonia ein Arbeiter aus 35
Metern Höhe abgestürzt. Der 22-Jährige war kurz darauf im Krankenhaus
gestorben. Bis diesen Montag wurden die Arbeiten bereits eingestellt,
nachdem es auf der Baustelle der benachbarten Veranstaltungshalle zu einem
weiteren Todesfall gekommen war. Ein 49 Jahre alter Mann war an einem
Herzinfarkt gestorben. Er habe unter großem Druck gestanden und an sieben
Tagen pro Woche gearbeitet, sagten Familienmitglieder.
## Auf den Baustellen, Tag und Nacht
Nach Einschätzung der Industrie- und Baugewerkschaft im Bundesstaat
Amazonas werden wegen des Zeitdrucks auf den Stadionbaustellen teilweise
Sicherheitsvorkehrungen vernachlässigt. „Es ist eine alte Debatte, aber die
Verantwortlichen ignorieren uns“, sagte Gewerkschaftspräsident Cícero
Custódio. „Seit langem warnen wir vor den schlechten Arbeitsbedingungen am
Stadion und dem großen Risiko vor allem bei der Arbeit in der Nacht.“
Die Spielstätte in Manaus gilt als der exotischste Stadionstandort der WM
2014. Das Stadion fasst 42.374 Zuschauer. Die Kosten belaufen sich auf
schätzungsweise 605 Millionen Reais (192 Millionen Euro). Die Arbeiten
waren Ende Oktober zu 88 Prozent abgeschlossen. In Manaus werden vier
WM-Gruppenspiele ausgetragen.
Der Präsident des Fußball-Weltverbandes FIFA reagierte mit Bestürzung auf
die Nachricht vom Unfall des Bauarbeiters in Manaus. „[1][Es ist sehr
traurig] zu hören, dass ein junger Arbeiter heute am frühen Tag in der
Arena da Amazônia gestorben ist“, twitterte Joseph Blatter am Samstagabend
und sprach der Familie sein tiefstes Mitgefühl aus. Zuvor hatten sein
Verband und das Organisationskomitee in einer gemeinsamen Erklärung der
Familie, den Kollegen und Freunden ihre aufrichtige Anteilnahme zum
Ausdruck gebracht.
## Der Termindruck steigt
Erst eine Woche vor der WM-Gruppenauslosung waren beim Bau des WM-Stadions
in São Paulo zwei Arbeiter ums Leben gekommen, als ein umstürzender Kran
die Dachkonstruktion teilweise zum Einsturz gebracht hatte. Das Stadion, in
dem das Eröffnungsspiel steigen soll, wird erst Mitte April und damit zwei
Monate vor WM-Beginn fertig sein.
Das Stadion in Curitiba soll bis Februar fertiggestellt sein. Auch hier gab
es bereits eine Fristverlängerung. Der Streik könnte nun in der kommenden
Woche bis zu drei Tage andauern. Etwa 400 der 1.200 an der Baustelle des
WM-Stadions beschäftigten Arbeiter befinden sich Angaben zufolge im Streik.
Die Arena des brasilianischen Clubs Atletico Paranaense muss für die
Fußball-Weltmeisterschaft umfassend renoviert werden. Erst am Samstag war
bekanntgeworden, dass Titelverteidiger Spanien während der WM-Endrunde sein
Quartier in Curitiba aufschlagen wird.
15 Dec 2013
## LINKS
[1] http://twitter.com/SeppBlatter/status/411947131813908480
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