| # taz.de -- Drei Monate nach der Wahl: Die Koalition steht | |
| > Merkel, Gabriel und Seehofer haben den Koalitionsvertrag unterschrieben. | |
| > Die Grünen werfen der SPD vor, eine Chance vertan zu haben. | |
| Bild: Unterzeichnet: die Vorsitzenden mit dem Werk der letzten Wochen | |
| Berlin dpa | Die große Koalition kann loslegen. Am Montag unterschrieben | |
| die Parteivorsitzenden Angela Merkel (CDU), Sigmar Gabriel (SPD) und Horst | |
| Seehofer (CSU) in Berlin den Koalitionsvertrag. | |
| Deutschland wird damit zum dritten Mal nach 1966-1969 (Kiesinger) und | |
| 2005-2009 (Merkel) von einem schwarz-roten Bündnis regiert. „Eine große | |
| Koalition ist eine Koalition für große Aufgaben“, sagte Merkel bei der | |
| Zeremonie im Paul-Löbe-Haus in Berlin. Den Sozialdemokraten bot sie eine | |
| faire Partnerschaft an. Merkel und ihre Minister werden am Dienstag | |
| vereidigt. | |
| SPD-Chef Sigmar Gabriel betonte, der Koalitionsvertrag sei auch für die | |
| „kleinen Leute“ gemacht. Das ganz konkrete Leben in den Familien, am | |
| Arbeitsplatz oder in der Bildung werde ernst genommen. Damit könne die | |
| Koalition Vertrauen gewinnen. | |
| Nach Ansicht Merkels muss das Ziel der schwarz-roten Regierung sein, dass | |
| es den Menschen 2017 besser geht als heute. Das könne an soliden Finanzen, | |
| Wohlstand und sozialer Sicherheit festgemacht werden. „Ich bin fest | |
| überzeugt, dieser Koalitionsvertrag ist eine gute Grundlage, um | |
| Deutschlands Zukunft zu gestalten.“ | |
| ## Landebahnen für die Zukunft bauen | |
| Als Herausforderungen ihrer dritten Kanzlerschaft nannte die CDU-Chefin | |
| sichere und faire Arbeitsplätze am Industriestandort Deutschland, der die | |
| Alterung der Gesellschaft und die Energiewende bewältigen müsse. Auch werde | |
| Deutschland seine Position in der Welt festigen. Ihr sei vor diesen | |
| Aufgaben nicht bange, meinte Merkel. Gabriel verwies auch auf die | |
| Neuregelung der Bund-Länder-Finanzen. | |
| CSU-Chef Horst Seehofer betonte, Deutschland gehe es gut. „Und wenn man | |
| Gutes bewahren will, muss man Landebahnen für die Zukunft bauen und nicht | |
| Bunker zur Bewältigung der Vergangenheit.“ | |
| Schwarz-Rot habe die große Chance, dass die nächsten Jahre gute Jahre für | |
| Deutschland würden. Seehofer kündigte an: „Ich kann für die CSU sagen, dass | |
| wir ein verlässlicher Partner auch in den nächsten Jahren sein werden, wenn | |
| auch ein eigenständiger Partner.“ | |
| Die Grünen dagegen haben die SPD für die Aufgabe ihres finanziellen | |
| Gestaltungsanspruchs in der großen Koalition kritisiert. „Wir glauben, dass | |
| die SPD hier eine Chance vertan hat“, sagte Parteichefin Simone Peter am | |
| Montag in Berlin. Mit Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bleibe es beim | |
| Sparkurs zulasten der Verteilungsgerechtigkeit. | |
| ## Warnung vor Kostenexplosion | |
| Unterdessen fürchten Deutschlands Firmen, dass sie durch die teure | |
| Energiewende und steigende Sozialabgaben international an Boden verlieren | |
| könnten. „Es muss alles daran gesetzt werden, dass die Kosten für die | |
| Wirtschaft und die Bürger nicht noch weiter wachsen“, sagte der Präsident | |
| des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Eric Schweitzer, der | |
| Welt. | |
| Der Präsident des Sozialverbandes Deutschland, Adolf Bauer, kritisierte, | |
| mit Blick auf eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich fehle den | |
| schwarz-roten Vereinbarungen eine klare Perspektive. | |
| Der 185 Seiten starke Koalitionsvertrag mit dem Titel „Deutschlands Zukunft | |
| gestalten“ war bereits nach der Einigung der 77-köpfigen Verhandlungsgruppe | |
| vor knapp drei Wochen unterzeichnet worden – allerdings nur unter | |
| Vorbehalt. Anschließend stimmten zunächst die Spitzengremien von CDU, CSU | |
| und SPD und zuletzt die SPD-Mitglieder mit einer Mehrheit von 76 Prozent | |
| zu. | |
| Bei den Kabinettsposten steht weiter die erste Frau an der Spitze des | |
| Verteidigungsministeriums im Fokus. Ursula von der Leyen hat großen Respekt | |
| vor ihrem neuen Job. „Das ist eine Riesenaufgabe. Ich freue mich darauf, | |
| aber ich muss auch sagen, ich habe einen Mordsrespekt auch davor, was da | |
| jetzt auf mich zukommt“, sagte die CDU-Politikerin in der ARD. Die | |
| bisherige Arbeitsministerin will sich auch bei der Bundeswehr um die | |
| Vereinbarkeit von Familie und Beruf kümmern. | |
| 16 Dec 2013 | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Angela Merkel | |
| Sigmar Gabriel | |
| Schwarz-rote Koalition | |
| Horst Seehofer | |
| Bundeskanzlerin | |
| Schwerpunkt Angela Merkel | |
| Schwarz-rote Koalition | |
| SPD | |
| Energiewende | |
| Schwarz-rote Koalition | |
| Schwarz-rote Koalition | |
| Schwerpunkt Angela Merkel | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Merkel wieder zur Kanzlerin gewählt: 32 Koalitionäre machten nicht mit | |
| Mit einem Rekord-Ergebnis geht Kanzlerin Merkel in ihre dritte Amtszeit. | |
| Bundespräsident Gauck ernennt Minister und würdigt dabei die Funktion der | |
| Opposition. | |
| Kommentar Angela Merkel: Ich Immer Irgendwie | |
| 2005 waren sich alle einig: Merkel kann es nicht. Heute wird sie gefeiert | |
| wie nie. Zum Glück werden Prognosen von Journalisten schnell vergessen. | |
| Netzpolitik in der Großen Koalition: Internetminister? So ein Quatsch! | |
| Das Netz spottet über den neuen „Internetminister“. Dabei ist der Name | |
| falsch. Denn um Netzpolitik kümmern sich auch künftig etliche Ressorts. | |
| Juso-Vorsitzende zur Großen Koalition: „Das ist kein Freifahrtsschein“ | |
| Johanna Uekermann hält eine Reichensteuer weiter für möglich. Sie will in | |
| den nächsten Jahren sticheln und die Annäherung an die Linkspartei suchen. | |
| Kommentar Groko und Klima: Mr. Energiewende auf Bewährung | |
| Sigmar Gabriel hat alles in der Hand, um die Energiewende voranzubringen. | |
| Der künftige „Superminister“ wird es aber nicht allen recht machen können. | |
| Kolumne Besser: Sie sind so zierlich! | |
| Angela Merkel hat alle gefoppt und von der Leyen zur | |
| Verteidigungsministerin gemacht. Die Medien diskutieren so kontrovers wie | |
| lange nicht mehr! | |
| Gabriel und die Energiewende: Mächtig wie noch nie | |
| Sigmar Gabriel baut das Wirtschaftsministerium aus. Er bringt Bereiche | |
| zurück, die Rot-Grün zur Umwelt wandern ließ. | |
| Kommentar Große Koalition: Jubel, Jubel, Jubel. Wirklich? | |
| Alle feiern Gabriel als großen Triumphator. Aber Kanzlerin Merkel kriegt, | |
| was sie will: Sie kann ihren Kurs fortsetzen und sich für andere Bündnisse | |
| öffnen. |