# taz.de -- UN-Mission im Südsudan: Verwirrung über Massengrab-Bericht | |
> Die UN-Mission im Südsudan hat einen UN-Bericht über ein angebliches | |
> Massengrab dementiert. Dennoch gebe es Hinweise auf Kriegsverbrechen im | |
> Land. | |
Bild: Vertriebene Südsudanesen suchen in einem UN-Lager Schutz. | |
UPDATE 25.12. 17:25: Die Mission der Vereinten Nationen im Südsudan hat | |
einem Bericht der UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay über ein | |
Massengrab widersprochen. Das Berliner Büro Pillays hatte am Dienstag | |
mitgeteilt, in der Stadt Bentiu sei ein Massengrab mit 75 Leichen entdeckt | |
worden. Später revidierte es die Zahl der Toten auf 34. | |
Die UN-Mission im Südsudan (Unmiss) bezeichnete den Bericht am Mittwoch als | |
fehlerhaft. Es handele sich um 15 Menschen, die bei einem "Scharmützel" | |
getötet worden seien. Die Mission sei aber über außergerichtliche | |
Hinrichtungen in den Konfliktregionen zutiefst besorgt und gehe Berichten | |
darüber nach. (ap) | |
JUBA afp | Bei den Kämpfen im Südsudan sind nach Einschätzung der Vereinten | |
Nationen bereits tausende Menschen getötet worden. Aus seiner Sicht bestehe | |
„absolut kein Zweifel“ daran, dass die Zahl der Toten „in die tausende“ | |
gehe, sagte der stellvertretende Leiter der UN-Mission im Südsudan | |
(UNMISS), Toby Lanzer, am Dienstag in Juba. Der UN-Sicherheitsrat beschloss | |
die Aufstockung der Blauhelmtruppe um 6.000 Soldaten und Polizisten. | |
Bislang wurde die Opferzahl im Südsudan mit 500 angegeben. Mitarbeiter von | |
Hilfsorganisationen äußerten aber bereits die Befürchtung von weitaus mehr | |
Opfern. Augenzeugen berichteten zudem von Gräueltaten wie gezielten | |
ethnischen Massentötungen und Vergewaltigungen. | |
Nach Angaben der UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay entdeckte ein | |
UN-Mitarbeiter am Montag ein Massengrab in Bentiu im ölreichen Bundesstaat | |
Unity. 14 Leichen habe er direkt im Grab gesehen und 20 weitere bei einem | |
nahe gelegenen Fluss. Es gebe aber Berichte über insgesamt 75 vermisste | |
Soldaten aus der Volksgruppe Dinka. Außerdem gebe es Berichte über zwei | |
Massengräber in Juba. Seit Beginn der Kämpfe vor gut einer Woche habe es im | |
Südsudan Massenexekutionen ohne jedes Gerichtsverfahren gegeben. | |
Ranghohe UN-Vertreter erklärten am Dienstag in New York, es gebe im | |
Südsudan Hinweise auf mögliche Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die | |
Menschlichkeit. In einer gemeinsamen Erklärung äußerten sich der | |
UN-Sonderberater für die Vorbeugung von Völkermord, Adama Dieng, und die | |
Sonderberaterin für den Schutz der Zivilbevölkerung, Jennifer Welsh, | |
„besonders besorgt“ aufgrund der interethnischen Gewalt und des | |
„erheblichen Risikos von Gewalt zwischen Volksgruppen.“ Gezielte Angriffe | |
auf Zivilisten und UN-Personal könnten „Kriegsverbrechen oder Verbrechen | |
gegen die Menschlichkeit“ sein. | |
Die südsudanesische Regierung gab am Abend die Rückeroberung der Stadt Bor | |
bekannt. Die Rebellen hatten Bor etwa eine Woche lang unter Kontrolle | |
gehabt und rund 17.000 Bewohner zur Flucht in völlig überfüllte | |
UN-Blauhelm-Stützpunkte getrieben. Landesweit flohen flohen 45.000 Menschen | |
auf UN-Stützpunkte. | |
## UN-Truppe wird verdoppelt | |
Der UN-Sicherheitsrat gab am Dienstag grünes Licht dafür, die UNMISS nahezu | |
zu verdoppeln. Laut dem Beschluss sollen 6.000 zusätzliche Blauhelme in den | |
Krisenstaat entsandt werden. Demnach soll die Zahl der UN-Soldaten von | |
7.000 auf 12.500 und die Zahl der UN-Polizisten von 900 auf 1323 | |
aufgestockt werden. Damit würde die UNMISS die zahlenmäßig drittgrößte | |
Blauhelmtruppe der Welt nach denen in der Demokratischen Republik Kongo und | |
in Darfur. | |
In dem erst Mitte 2011 gegründeten ölreichen Südsudan war ein Machtkampf | |
zwischen Präsident Salva Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Riek | |
Machar Mitte Dezember gewaltsam eskaliert. Beide instrumentalisieren ihre | |
unterschiedliche Volkszugehörigkeit: Kiir gehört der Volksgruppe der Dinka | |
an, während Machar der Volksgruppe der Nuer entstammt. | |
Machar erklärte sich am Dienstag erstmals zu Verhandlungen mit seinem | |
Rivalen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abbea bereit. "Ja, wir sind | |
bereit zu Verhandlungen. Ich habe bereits meine Delegation | |
zusammengestellt", sagte er im Sender Radio France Internationale (RFI). | |
Als eine seiner Forderungen nannte er freie und faire Wahlen. | |
25 Dec 2013 | |
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