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# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Schumi schlittert mit Mercedes
> Ein dämlicher Tatort mit Joachim Król, eine verpeilte Werbeanzeige mit
> dem Crashalpiner und hoffentlich keine neuen Schlafgespräche mit
> Beckmann.
Bild: Eine wilde Abfahrt ist eine wilde Abfahrt.
Hallo taz-Medienredaktion! Zwei Wochen waren wir jetzt durch diese
dämlichen Feiertage getrennt und ja, ich habe dich auch vermisst. Der
Austausch mit dir ist wie ein Gang nach Lourdes – so reinigend und klärend!
Da können wir gleich mit dem Wichtigen einsteigen: Hast du auch diesen
unglaublich dämlichen Tatort mit Joachim Król gesehen, in dem die
Plausibilität in Minute eins zusammen mit dem ersten Opfer ins Jenseits
befördert wurde?!
Ich frage mich, ob es überhaupt niemanden mehr gibt, der Drehbücher liest,
bevor sie verfilmt werden. Am besten hat mir der Selbstmörder gefallen, der
Harakiri begeht und sich selbst im Plastiksack an eine Brücke hängt. Und
vorher, wie ein Liebesgeschenk verpackt, eine Festplatte unter seiner
Badewanne versteckt (die Fliese, hinter der das Ding in der leeren und
besenreinen Wohnung liegt, ist offen) mit einem Code und einem Lied drauf,
ohne irgendeinen Anlass für dieses Handeln zu haben – kann er doch nicht
wissen, dass der Böse böse ist.
Ach, das war alles so gaga. Aber alle finden es super. Ist ja mit Joachim
Król. Da lob ich mir das Magazin der Süddeutsche Zeitung, das sich denkt,
wozu in die Ferne schweifen? Das Böse liegt so nah! Und auf die Idee kommt,
ein Wortlautprotokoll des NSU-Prozesses zu drucken aus 71 Tagen
Verhandlung. Und daraus noch einen Film herstellt, in dem Schauspieler die
Dialoge sprechen, auf dass das Geschehen uns endlich auf der Gefühlsebene
erreicht.
Wer, by the way, macht sich eigentlich die Mühe, festzuhalten, was
diejenigen, die das Privileg genießen, einen Platz im Gericht gewonnen zu
haben, berichten? Wäre interessant zu sehen, was Spiegel, RTL2, die
Brigitte und „Münchens Hitradio“ Charivari aus dem Saal schildern.
Letzterer hat als aktuellste Meldung auf seiner Homepage Informationen
bezüglich der Straßensperrungen am zweiten Prozesstag, dem 14. Mai 2013.
## Sichere Botschaft
Auch gern eine Sperre hätte sicherlich Mercedes gehabt. Während die
aktuellen Werbespots des Herstellers suggerieren, es gebe nichts, auf das
ihre Autos nicht rechtzeitig reagieren können, muss er nun aushalten, dass
man die Druckmaschinen nicht stoppen konnte und das Zeit-Magazin eine
Anzeige mit einem sehr zufrieden schauenden Michael Schumacher trägt und
der Aussage: „Die besten Fahrer überlassen nichts dem Zufall.
Die besten Autos erst recht nicht.“ Da Mercedes ja nicht sagen will: „Wäre
Schumacher mal mit dem Mercedes die Piste runtergefahren“, sondern sich die
Dinge schlichtweg überschnitten haben, muss man festhalten: Ja, Mercedes,
scheiße gelaufen.
## Die Quotenniete und der Sandmann
Etwas eigenartig mutet an, dass der NDR angeblich mit Reinhold Beckmann
über ein Late-Night-Format spricht. Zur Erinnerung: Beckmann hat von den
Mo-bis-Do-DasErste-Moderatoren die schlechteste Quote und hört zum Herbst
auf. Abgesehen davon, dass Jan Böhmermann als Late-Night-Talker gerade
still und leise den immerhin irgendwann mal sehr großen Harald Schmidt
ablöst, kommt der Sandmann doch bereits um 18.50 Uhr auf Kika. Warum da
noch Gebührengelder für Beckmännchens Schlafgespräche ausgeben?
So, meine liebe Medienredaktion, nicht, dass es am Ende heißt, ich hätte
dich nicht erinnert: Im Sommer sind es fünf Jahre mit uns. Da kannst du dir
schon mal was einfallen lassen. Mit dem Panzer nach Paris, zum Beispiel.
Obwohl – damit haben schon unsere Großväter keinen so guten Eindruck
gemacht. Dann vielleicht ein verlängertes Wochenende auf einem
Flugzeugträger im Mittelmeer? Die Knöpfe der Ausgehuniform polierend zurück
nach Berlin!
8 Jan 2014
## AUTOREN
Silke Burmester
## TAGS
Michael Schumacher
Mercedes
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Tatort
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