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# taz.de -- Die Wahrheit: Der Maximinister
> Schurken, die die Welt beherrschen wollen. Heute: Sigmar „Erzengel“
> Gabriel, dem nicht nur die Beatles einen Song auf den Leib schrieben.
Bild: Sigmar Gabriel ist das neue Energiebündel der Bundesregierung und ein Ma…
Er ist die erhabene Sonne, die jeden Morgen und Abend kugelrund über
Deutschland aufgeht, und genauso helle. Er ist der gewaltige Ozean, der mit
Weisheit und Wissen bis auf den Grund vollgetankt ist, und genauso breit.
Er ist der unendlich hohe Berg, dessen noch höherer Gipfel an Gottes Eiern
kratzt. Er ist Sigmar Gabriel.
Schon 1967 sangen die Beatles für ihn „I am the Walrus“, schon 1963 schrieb
John le Carré ihm den Roman „Der Mann, der aus dem Parteibüro kam“ auf den
Leib; und als John F. Kennedy im Mai 1961 das Apollo-Programm auflegte und
der Menschheit versprach, einen Mann bis auf den Stuhl des Vizekanzlers und
Energieministers zu schießen, dachte er an keinen anderen als den damals
zwei Jahre alten SPD-Parteivorsitzenden.
Als seine Mutter 1959 im heutigen Wallfahrtsort Goslar mit ihm schwanger
war, träumte sie von einem ungeheuren Heißluftballon, gegen den der Globus
zu einer kleinlauten Murmel schrumpft. Als ihr Bauch schon größer war als
sie selbst, fantasierte sie, dass der schwerste Niedersachse in fünfzehn
Milliarden Jahren Universalgeschichte von einem Baukran über das
abgetragene Dach aus seinem Kinderzimmer geangelt und von einem
Monstertruck in die Hannoversche Staatskanzlei transportiert werden müsse,
die unter seiner Last mehrere Meter ins Erdreich einsinkt.
Tatsächlich: Als der Superstar der Umweltpolitik und Professor für Popmusik
aus der Mutter kugelte, neigten sich die Wände vor ihm, stürzten Ärzte und
Krankenschwestern infolge der Krümmung des Raumes auf die Knie und reichten
ihm Weihrauch, Myrrhe und ein SPD-Parteibuch. Sowie ein vorgekautes
Wildschwein; denn schon der frisch geborene und kaum trockengelegte
Bundesminister erheischte kräftige Kost, aß in seiner Kindheit jeden Teller
ratzeputz auf und gab Butter bei die Tische, wenn sie ihm zu trocken waren.
Vielerlei Legenden ranken sich um jene Zeit. So soll Sigmar "Erzengel"
Gabriel seinen kleinen Teddybären zum Leben erweckt haben; und wirklich
bewacht jener Bär bis heute Gabriels Schlaf in seinem Bettchen. Oder als
Sigmar "Obelix" Gabriel einmal aus Versehen seine Arme mitgegessen hatte,
da wuchsen sie einfach nach - Beweis: Beide vollen Arme sind wieder dran,
wie jeder noch so ungläubige Thomas mit eigenen Fingern sehen kann.
Doch genug gescherzt! Über ein politisches Schwergewicht wie Super-Sigmar
Riesengabriel, der in gerader Linie von Bebel und Brandt abstammt und
Mulden, Kuhlen und Schlaglöcher auf dem Asphalt hinterlässt, auf dem er
entlanggeschritten ist, macht man keine Witze wie jene 24 Prozent
SPD-Mitglieder, die gegen die von ihm ausgekochte Große Koalition stimmten
und damit ihr Todesurteil unterzeichneten.
Im Ernst: Supersiggi Riesenmonstergabriel ist kein Mann, den man wie einen
Mehlsack auf die leichte Schulter nehmen kann. Und das auch im übertragenen
Sinn! Einen Mann, dem nichts in den Schoß gefallen ist wie heiße
Knödelsuppe, sondern der einfach abwarten musste, bis er den Erfolg mit
allen Löffeln fressen konnte. Der als junger Mann jahrelang
schmalzgetriebene Germanistik studierte, als Ausschussmitglied des
niedersächsischen Landtags Wirtschaftsförderung auf Vollfettstufe betrieb
sowie als Bundesumweltminister von 2005 bis 2009 für eine Ökologie in
Sahnedressing einstand und heute alles weiß, alles kann und täglich noch
besser wird.
Bleiben wir also bei den Tatsachen und bescheiden uns mit der nüchternen
Mitteilung, dass, so groß Supergigantensiggi Riesenmaximonstergabriel
bereits ist, er als Minister für Wirtschaft und Energie immer noch täglich
einen Zentimeter wächst, schneller als der Meeresspiegel. Und so allwissend
er längst ist: Seit er St. Merkels Stellvertreter ist, vermehren sich seine
Nervenzellen im Schweinsgalopp weiter und immer weiter, gehen heute bereits
in die Hunderte und Aberhunderte und machen ihn unter den Politikern zum
Titan der Titanen.
Und um den Faden knochennackter Fakten sachlich weiterzuspinnen, wie es
sich für seine Anbeter gehört: Noch ist "der Gott der Windkraft" (Die
Zeit), "das Genie vom Harz" (Frankfurter Allgemeine Zeitung), "die
glorreiche Eiche von Goslar" (Der Spiegel) nicht am Ziel. Schon im
Bundestagswahlkampf hatte er sich über den Erdball ausgebreitet und mit
Chinas Premier Li, dem türkischen Regierungschef Erdogan, Frankreichs
Präsidenten Hollande und anderen Steigbügelhaltern strategische Allianzen
gebacken, die ihm bald goldene Eier abwerfen - die völlige Herrschaft über
die Erdkugel, die fast so dick und rund ist wie er selbst.
10 Jan 2014
## AUTOREN
Peter Köhler
## TAGS
Sigmar Gabriel
Wirtschaftsministerium
Justiz
Sprache
deutsch
Wahrheit
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Gott
Sprache
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