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# taz.de -- Kolumne Fernsehen: Privatfernsehen made in Germany
> RTL verlegt nach nur einer Folge seine Doku-Reihe „Made in Germany“ und
> ist damit heißer Anwärter auf den Preis in der Kategorie „Labbriges
> Rückgrat“.
Bild: RTL wird 30. Wenn das nicht ein letzter Grund zum Feiern ist. Prost!
Bestimmt haben die Kreativen bei RTL lange brüten müssen, um den
patriotischsten Titel zu finden, den ihre Werbehirne auszukotzen in der
Lage waren. Herausgekommen ist: „Made in Germany – wir können’s selbst am
besten“. Die Geschichte über eine Jungunternehmerin, die zeigen will, dass
man Unterwäsche auch in Germany produzieren und verkaufen – und
gleichzeitig noch Langzeitarbeitslosen aus der Patsche helfen kann. Das
muss doch ankommen im Post-WM-2006-hipp-hipp-hurra-Deutschland.
Tja. Die vierteilige Doku-Reihe lief genau ein einziges Mal auf dem
prominenten Sendeplatz am Montagabend. Jetzt wurde sie verbannt – in den
Sonntagnachmittag: 15.30 Uhr, 15.45 Uhr, 15.45 Uhr. Absetzen light. „Made
in Germany“ scheint bei Fernsehproduktionen ein Gütesiegel mit noch weniger
Prestige zu sein als bei Schlüppis.
Und en passant beweist RTL, das es in 2014 bereit ist, alles zu geben für
den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Labbriges Rückgrat und kurzer
Atem“. Denn während der Kölner Privatsender seine „Made in
Germany“-Protagonistin und Kämpferin gegen die Arbeitslosigkeit, Sina
Trinkwalder, anpries mit Sätzen wie „Zum Glück gibt es Unternehmer, die
sich mit dieser Situation nicht abfinden wollen“ und ihren Plan von der
eigenen Unterwäschemarke als „wagemutig, nahezu abenteuerlich“ bezeichnete,
gibt sich RTL ähnlich wagemutig und abenteuerlich wie … na ja … wie
Fernsehen „made in Germany“ halt.
RTL traut dem Neuen nicht und setzt lieber auf „Deutschland sucht den
Superstar“ und auf das Dschungelcamp. Die beiden Formate haben hier und in
diversen anderen Ländern schon mehr oder weniger erfolgreich 700 Mal
funktioniert, da kann eigentlich nichts schiefgehen, das wird das
zuschauende Vieh schon schlucken. Gegen diese Programmplanung waren sogar
Adenauers Werbestrategen im 57er „Keine Experimente“-Wahlkampf furchtlose
Draufgänger.
## Das private Free-TV siecht dahin
Vielleicht haben all die Apologeten ja tatsächlich recht, die behaupten,
dass das deutsche frei empfangbare Privatfernsehen seine besten Jahre
hinter sich hat. Ist schließlich auch schon mehr als 30 Jahre alt. Einen
großen Wurf erwartet zumindest niemand mehr von RTL oder Sat.1. Und nein,
RTL, die Rechte an den Fußballspielen der deutschen Nationalmannschaft
einzukaufen, ist nicht mutig. Es ist einfach nur teuer.
Man wird das Gefühl nicht los, dass ein einst innovatives Medium, ein für
Deutschland innovatives Geschäftsmodell langsam dahinsiecht. Serien, durch
die das Pay-TV Prestige und wohl auch Abonnenten gewinnt, versinken
gnadenlos im Free-TV.
## Deshalb: Ab in die Sparte
Deshalb kopieren die Privaten derzeit einen Weg, den das
Öffentlich-Rechtliche schon lange geht: ab in die Sparte. Egal ob ProSieben
Maxx, RTL Nitro oder ähnliche Ableger, die Macher wissen, dass sie
eigentlich nur noch dort Zuschauer gewinnen können. Nur dürfen die eigenen
Ableger den Hauptprogrammen keine Zuschauer abluchsen.
Und damit stecken RTL und Sat.1 in derselben Zwickmühle wie ARD und ZDF.
Privatfernsehen „made in Germany“ – wir können’s auch nicht besser.
10 Jan 2014
## AUTOREN
Jürn Kruse
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