# taz.de -- Fonds für traumatisierte Heimkinder: Verzicht aus Scham | |
> In den alten Bundesländern wird der Entschädigungsfonds für | |
> traumatisierte Heimkinder wenig genutzt. Im Osten ist der Fonds hingegen | |
> ausgeschöpft. | |
Bild: Zerstörte Kindheit: Bis zum Jahresende kann noch Hilfe beantragt werden. | |
STUTTGART/KÖLN dpa | Der Hilfsfonds für Opfer brachialer Heimerziehung im | |
Westen ist anders als der Topf für Ostdeutschland noch gut gefüllt. In den | |
ersten beiden Jahren seien erst Leistungen für 66 Millionen Euro beantragt | |
worden, weitere 54 Millionen Euro stünden noch bereit, teilte das Bundesamt | |
für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben in Köln mit. Allerdings | |
endet die Antragsfrist Ende dieses Jahres. Der Fonds „Heimerziehung Ost“ in | |
Höhe von 40 Millionen Euro ist längst ausgeschöpft und soll womöglich | |
aufgestockt werden. | |
Opfer-Vertreter forderten traumatisierte Heimkinder im Westen auf, sich | |
rasch an den Fonds zu wenden. „Ich kann nur an alle appellieren, die Scham | |
zu überwinden und die Chance zu nutzen, das einzufordern, was uns zusteht“, | |
sagte eine Mitinitiatorin des Fonds „Heimerziehung West“, Heidelore Rampp, | |
der Nachrichtenagentur dpa. Die 68-Jährige, die im Beirat der Stuttgarter | |
Anlaufstelle für ehemalige Heimkinder sitzt, wurde als Jugendliche in | |
mehreren kirchlichen Heimen misshandelt und ausgebeutet. | |
In Westdeutschland waren bis zu 800.000 Kinder in den 1950er und 1960er | |
Jahren in Heimen untergebracht. Vielen von ihnen macht die frühere | |
Drangsalierung und Misshandlung das Leben bis heute schwer. Im Westen haben | |
sich bislang 6320 Betroffene radikaler Erziehungsmethoden beim Fonds | |
gemeldet, im Osten 3284 (Stand 31.12. 2013). | |
Das Bundesfamilienministerium und die Ost-Länder beziffern den weiteren | |
Bedarf für Ex-DDR-Heimkinder auf 200 Millionen Euro. In der DDR gab es | |
Schätzungen zufolge rund 120 000 Heimkinder. Nicht alle haben in den Heimen | |
Unrecht erlitten. | |
Wenn ein Heim jugendliche Schützlinge nachweislich zur Arbeit zwang und | |
keine Sozialleistungen abführte, stehen den Betroffenen heute pro | |
Arbeitsmonat 300 Euro aus dem Fonds als Rentenersatzleistung zur Verfügung. | |
Für Therapien, medizinische Hilfsmittel oder anderes können sie bis zu | |
10.000 Euro erhalten. | |
30 Jan 2014 | |
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