# taz.de -- Zwischenbilanz des Hilfsfonds: 16 Millionen für DDR-Heimkinder | |
> Umzugskosten, Fahrkarten, spezielle Betten: Der Fonds für Opfer der | |
> DDR-Heimerziehung hat seit Anfang 2012 schon 16,3 Millionen Euro | |
> ausgezahlt. | |
Bild: Bilder ehemaliger Heimkinder in der Beratungsstelle in Potsdam. | |
BERLIN dpa | Rund 3.600 Ostdeutsche, die unter dem drakonischen | |
Erziehungsstil in Heimen der DDR litten, haben bisher Unterstützung aus dem | |
neuen Hilfsfonds erhalten. Gefüllt mit 40 Millionen Euro war der Fonds | |
„Heimerziehung in der DDR in den Jahren 1949 - 1990“ Anfang Juli 2012 | |
gestartet. | |
Bis Ende Juli 2013 erhielten die Betroffenen insgesamt Leistungen im Wert | |
von 16,3 Millionen Euro, wie das Bundesfamilienministerium am Samstag auf | |
Anfrage mitteilte. Der Hilfsfonds wird mit Geldern des Staates, der Kirchen | |
und anderer Organisationen gespeist. Er läuft bis zum 30. Juni 2017. | |
Viele Kinder und Jugendliche, die in der DDR in Heimen aufwuchsen, haben | |
von Prügel, Drangsalierungen, Misshandlungen und Missbrauch berichtet. | |
Einige mussten hart arbeiten, erhielten aber kaum Lohn oder eine anerkannte | |
Ausbildung. Oft zahlten die Heime für sie keine Sozialbeiträge. Viele | |
Heimkinder leiden bis heute unter den Erlebnissen. | |
Der Fonds soll Unterstützung bereitstellen, um Folgeschäden zu mildern. Die | |
Hilfen seien sehr individuell, berichtet Regina Kraushaar, Vorsitzende des | |
Lenkungsausschusses. Sie reichten von Elektrofahrrädern über Fahrkarten bis | |
hin zu speziellen Betten. Häufig gehe es auch ums eine Verbesserung der | |
Wohnsituation, um Umzugskosten, Möbel oder den altersgerechten Umbau einer | |
Wohnung. Sachsen-Anhalt finanziert unter anderem auch Konzertkarten. | |
## Berufliche Weiterbildung | |
Aus dem Fonds wird bei Bedarf auch eine berufliche Weiterbildung | |
finanziert. Oder es geht um medizinische Leistungen von der Kur bis zur | |
Therapie. Wenn ein Heim jugendliche Schützlinge nachweislich zur Arbeit | |
zwang und keine Sozialleistungen abführte, stehen den Betroffenen heute pro | |
Arbeitsmonat 300 Euro als Rentenersatzleitung zur Verfügung. | |
In der DDR gab es Schätzungen zufolge rund 120.000 Heimkinder. Längst nicht | |
alle haben Unrecht erlitten. Für Westdeutschland besteht für die Jahre 1949 | |
bis 1975 ein ähnlicher Fonds, gefüllt mit 120 Millionen Euro. | |
In diesem Zeitraum gab in der Bundesrepublik schätzungsweise 800.000 Kinder | |
und Jugendliche, die in staatlichen und kirchlichen Heimen untergebracht | |
waren. Viele von ihnen mussten ähnliche Erfahrungen machen. Insgesamt wird | |
mit Entschädigungsansprüchen von mehr als 30.000 Betroffenen gerechnet. | |
8 Sep 2013 | |
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