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# taz.de -- Repression in Usbekistan: Künstler in den Knast
> Sicherheitskräfte in Taschkent lösen eine Solidaritätsaktion für die
> ukrainische Protestbewegung auf. Intellektuelle werden im
> Schnellverfahren verurteilt.
Bild: Herrscher in Usbekistan: Präsidenten Islam Karimow.
BISCHKEK taz | Die bekannte usbekische Fotografin Umida Achmedowa und fünf
weitere Künstler und Intellektuelle sind am Mittwoch in Taschkent verhaftet
worden. In einem Schnellverfahren wurden alle zu Geld- und mehrtägigen
Haftstrafen verurteilt. Grund für die Verhaftung war eine
Solidaritätskundgebung in Taschkent für den Euromaidan in der ukrainischen
Hauptstadt Kiew.
Am 27. Januar waren die sechs Aktivisten mit blau-gelben Fahnen sowie einer
rot-schwarzen Flagge ukrainischer Nationalisten vor die ukrainische
Botschaft in Taschkent gezogen und hatten eine Petition „gegen das korrupte
und totalitäre Regime Wiktor Janukowitschs“ übergeben.
Umida Achmedowa erlangte 2010 weltweite Bekanntheit, als sie von der
usbekischen Justiz wegen ihrer Fotos und eines Dokumentarfilms über die
„Jungfräulichkeit“ wegen Beleidigung des Volkes verurteilt wurde. Aufgrund
internationaler Proteste wurde sie zwar sofort nach dem Urteilsspruch
begnadigt, aber ihre Kunst steht auf dem Index.
Das zentralasiatische Land unter der Herrschaft des 76-jährigen Präsidenten
Islam Karimow ist besonders „unmenschlich, korrupt und totalitär“ und
verbietet jede Demonstrationsform. Nach UN-Angaben wird in den Gefängnissen
systematisch gefoltert. Im Mai 2005 ließ Karimow in der Provinzstadt
Andischan einen Volksaufstand niederschießen. Viele hundert Menschen wurden
getötet.
Trotz der Menschenrechtsverletzungen gehört Usbekistan zu den wichtigsten
Verbündeten der Nato und Deutschlands im Afghanistankrieg und während des
militärischen Rückzugs in diesem Jahr. Im südusbekischen Termes unterhält
die Bundeswehr einen Luftwaffenstützpunkt. Derweil kriselt es im
usbekischen Regime. Seit September tobt in der Präsidentenfamilie ein
Nachfolgekampf um das Erbe des seit 1989 herrschenden Staatschefs.
Seit einigen Jahren bildet sich um Achmedowa und ihren Ehemann, den
Regisseur Oleg Karpow, in Taschkent eine kulturelle Dissidentenszene. In
dem zentralasiatischen Staat gibt es keine unabhängigen legalen Medien, die
Opposition wurde mundtot gemacht. Ungeachtet des Verfolgungsdrucks
unterhielten die Künstler bis Ende 2013 eine auf YouTube veröffentlichte
Talkshow, „Shoot me!“, in der sie den Staat kritisierten und die
Herrschenden verspotteten.
Unter den Verhafteten und Verschwundenen befindet sich auch der Sohn des
Künstlerehepaars, Timur Karpow. Er ist Fotograf, lebt in Moskau und war in
Taschkent nur zu Besuch. Wenige Tage vor der Protestperformance hatte er
bereits seine ersten Erfahrungen mit den usbekischen Sicherheitskräften
gemacht. Sie stürmten kurzerhand seine Fotoausstellung.
31 Jan 2014
## AUTOREN
Marcus Bensmann
## TAGS
Usbekistan
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