# taz.de -- Steueraffäre um Kulturstaatssekretär: Herr im Himmel! | |
> Nach seiner Rückkehr aus dem Skiurlaub muss Klaus Wowereit heute im | |
> Parlament Fragen der Opposition beantworten. Die taz erklärt, um was es | |
> geht. | |
Bild: Da war noch alles gut: Ex-Kulturstaatssekretär André Schmitz mit Kumpel… | |
Klärt Klaus Wowereit heute die Steueraffäre um seinen ehemaligen | |
Staatssekretär André Schmitz auf? | |
Das ist die spannende Frage. Wowereit wusste bereits seit Juli 2012 von der | |
Steueraffäre um Kulturstaatssekretär André Schmitz. Damals leitete er kein | |
Disziplinarverfahren ein, sondern kehrte das Ganze unter den Teppich. Aus | |
dem Urlaub in Tirol ließ Wowereit vergangene Woche über seinen Sprecher | |
mitteilen: Weil das Verfahren gegen Schmitz eingestellt wurde, habe es | |
keinen Grund gegeben, ein dienstrechtliches Verfahren einzuleiten. | |
Aufklärung sieht anders aus. | |
Gibt sich die Opposition damit zufrieden? | |
Nein. Grüne, Linke und Piraten argumentieren, dass ein Steuervergehen keine | |
private Verfehlung sei, sondern auch ein Dienstvergehen. Wowereit hätte | |
demnach aktiv werden müssen. | |
Inzwischen soll es in der Senatskanzlei vier Gutachten geben, von denen | |
drei Wowereit den Rücken stärken. Der Anwalt Reiner Geulen soll sogar | |
argumentieren, Wowereit hätte sich strafbar gemacht, wenn er ein | |
Disziplinarverfahren eingeleitet hätte, weil er damit das Steuergeheimnis | |
verletzt hätte. Hilft das Wowereit? | |
Auf eine solche Argumentation könnte sich Wowereit auch im Ausschuss | |
berufen. Darüber hinaus gibt es aber auch eine politische Dimension der | |
Affäre. Die SPD und Wowereit fordern seit 2013 „null Toleranz“ gegen | |
Steuersünder. Wowereit hat bereits am Sonntag am Rande der Berlinale | |
erklärt: „Es gibt eine juristische Betrachtung, es gibt eine | |
dienstrechtliche Betrachtung und es gibt eine politische Dimension.“ | |
Nicht nur Wowereit, sondern auch Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) und | |
Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) wollen von der Affäre | |
gewusst haben. Was bedeutet das? | |
Heilmann wurde nach Angaben seiner Verwaltung von der Staatsanwaltschaft | |
informiert, durfte aber seine Information nicht weitergeben, weil er sonst | |
das Steuergeheimnis verletzt hätte. Interessant ist, dass es die | |
Staatsanwalt aber versäumt hat, den Regierenden Bürgermeister zu | |
unterrichten. Hätte sich Schmitz nicht persönlich bei Wowereit gemeldet, | |
hätte es der gar nicht erfahren. Da muss nun auch die Staatsanwaltschaft | |
unbequeme Fragen beantworten. | |
Wird die Öffentlichkeit umfassend über die Affäre unterrichtet werden? | |
Björn Böhning, Chef der Senatskanzlei und Wowereit-Vertrauter, hat am | |
Freitag beantragt, dass die gemeinsame Sitzung des Rechtsausschusses, des | |
Innen- und des Kulturausschusses, die am Montag um 13 Uhr beginnt, nicht | |
öffentlich sein soll. Begründung: Es gehe dabei auch um Personalfragen. | |
Kommt die SPD damit durch? | |
Das hängt davon ab, wie sich die CDU verhält. Deren Solidarität mit | |
Wowereit hält sich bislang in Grenzen. | |
Eine knappe Mehrheit der Berliner spricht sich gegen einen Rücktritt | |
Wowereits aus. Kommt er auch diesmal davon? | |
Wowereit wird infolge der Affäre nicht zurücktreten müssen. Allerdings ist | |
er angeschlagen. | |
Wie ist das Verhältnis zwischen Wowereit und seiner SPD? | |
Das wird am Montagabend bei der Sitzung des SPD-Landesvorstandes | |
diskutiert. Da muss zum einen Klaus Wowereit Rede und Antwort stehen. Zum | |
anderen wollen die SPD-Vertreter im Senat auch Landeschef Stöß zur Rede | |
stellen. Der hatte nach einer Telefonkonferenz vergangenen Mittwoch Schmitz | |
zum Rücktritt gedrängt. Manche Teile der SPD werfen Stöß darum schlechtes | |
Krisenmanagement vor. In der Berliner SPD ist offenbar ein Machtkampf | |
ausgebrochen. | |
9 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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