# taz.de -- Nach der Eskalation in der Ukraine: Hollande und Merkel für Sankti… | |
> Deutschland und Frankreich setzen sich gemeinsam für Sanktionen gegen die | |
> ukrainische Staatsführung ein. Noch diese Woche könnten sie in Kraft | |
> treten. | |
Bild: In Bereitschaft: Polizisten in Kiew am Mittwochvormittag. | |
BRÜSSEL/KIEW afp/dpa/ap | Deutschland und Frankreich treten gemeinsam für | |
Sanktionen gegen die Urheber der Gewalttaten in der Ukraine ein. Dies | |
teilte Frankreichs Präsident François Hollande bei einer gemeinsamen | |
Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch in Paris mit: | |
„Diejenigen, die sich für diese Taten zu verantworten haben, müssen wissen, | |
dass sie auf jeden Fall sanktioniert werden.“ | |
Zuvor hatte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton Vertreter der | |
EU-Staaten zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengerufen, um „alle | |
möglichen Optionen zu prüfen, darunter auch Strafmaßnahmen gegen die | |
Verantwortlichen für Repression und Menschenrechtsverletzungen“. Ashton | |
berief zudem auch eine Dringlichkeitssitzung der EU-Außenminister am | |
Donnerstag in Brüssel ein, wie ihre Sprecherin über den | |
Internet-Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte. | |
Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und | |
Opposition waren in der Ukraine am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch | |
mindestens 25 Menschen getötet worden. Unter den Toten seien mindestens | |
neun Polizisten, teilte das Innenministerium mit. Eine Polizeisprecherin | |
sagte, bei den Opfern auf beiden Seiten gebe es mehrere tödliche | |
Schussverletzungen. | |
„Mit Erschütterung und großer Bestürzung haben wir die Entwicklungen der | |
letzten 24 Stunden in der Ukraine beobachtet", erklärte | |
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. „Es gibt keine Umstände, die | |
solche Vorgänge legitimieren oder rechtfertigen können.“ | |
Die EU habe stets deutlich gemacht, dass sie auf eine Verschlechterung der | |
Lage in der Ukraine reagieren werde. „Wir erwarten daher, dass als | |
dringliche Angelegenheit gezielte Maßnahmen gegen die Verantwortlichen für | |
Gewalt und übertriebene Härte von den Mitgliedstaaten beschlossen werden | |
können“, sagte Barroso. | |
## Entscheidung am Donnerstag | |
In einem Telefonat mit Hollande habe sich auch der polnische | |
Ministerpräsident Donald Tusk dafür ausgesprochen, dass die EU „schnelle | |
und gezielte Sanktionen“ gegen die Verantwortlichen für die Gewalt in | |
Polens Nachbarland verhängen müsse, hieß es in einer Erklärung der | |
französischen Regierung in Paris. Der Beschluss solle bei dem Sondertreffen | |
der EU-Außenminister am Donnerstag fallen, forderte Hollande. | |
Er werde sich an die Spitzen der EU-Länder wenden, um „sie dazu aufzurufen, | |
Sanktionen auf den Weg zu bringen“, hatte Tusk zuvor im polnischen | |
Parlament gesagt. Er bezog sich auf „persönliche und finanzielle | |
Sanktionen“. | |
Ein offizieller Beschluss könnte schon am Donnerstag auf dem | |
Dringlichkeitstreffen der EU-Außenminister gefasst und am Freitag im | |
Amtsblatt der EU veröffentlicht werden. Somit würden die Strafmaßnahmen | |
schon am Freitag in Kraft treten. Für eine Entscheidung ist jedoch die | |
Einstimmigkeit der Mitgliedstaaten nötig. | |
In Deutschland warf Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) | |
Janukowitsch Fehler im Umgang mit der Opposition vor. „Die | |
Verzögerungstaktik von Präsident Janukowitsch hat die Ukraine teuer | |
bezahlt“, erklärte Steinmeier. | |
Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat unterdessen eine | |
Vermittlerrolle in der Ukraine abgelehnt. „Die Vermittlung im | |
Ukraine-Konflikt kann keine Einzelperson übernehmen“, sagte der 69-Jährige | |
am Mittwoch gegenüber Spiegel Online. Stattdessen schlug er vor, die | |
Vereinten Nationen einzuschalten. Linksfraktionschef Gregor Gysi hatte | |
Schröder im Deutschlandfunk als Vermittler ins Gespräch gebracht. | |
Schröder sprach sich zudem gegen die Idee aus, gegen das Land Sanktionen zu | |
verhängen. „Im Moment nützen Sanktionen wenig“, sagte der | |
Ex-Regierungschef. „Es darf nicht zu einer Spaltung des Landes kommen. Am | |
Ende muss die Ukraine entscheiden, in welche Richtung sie sich orientieren | |
will.“ | |
Seit fast drei Monaten protestiert die prowestliche Opposition in der | |
Ukraine nun schon gegen die Führung und vor allem gegen eine stärkere | |
Hinwendung der Regierung zu Russland. Janukowitsch hatte Ende November | |
überraschend angekündigt, ein lange mit Brüssel ausgehandeltes | |
Assoziierungsabkommen nicht zu unterzeichnen. | |
Dieser Artikel wurde aktualisiert um 15:05. | |
19 Feb 2014 | |
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