| # taz.de -- Militaria im Hamburger Hafen: Verbale Abrüstung | |
| > Helmut Schmidt hat danach verlangt, die Hamburgische Bürgerschaft | |
| > gehorcht: Über Rüstungsexporte, die den Hamburger Hafen passieren, wird | |
| > wieder debattiert. | |
| Bild: Wenigstens kein Krisengebiet: ein U-Boot, gebaut in Kiel, vor der Auslief… | |
| HAMBURG taz | Die Debatte über die Rolle Hamburgs und seines Hafens für die | |
| Ausfuhr von Waffen in alle Welt bekommt eine neue Dynamik. Zwei Anträge der | |
| Grünen- und der Linksfraktion, Rüstungsexporte schärfer zu kontrollieren, | |
| wurden am Mittwoch in der Bürgerschaft zur weiteren Beratung in den | |
| Wirtschaftsausschuss überwiesen. Es sei nötig, „sich kritisch mit dem | |
| Export von Rüstungsgütern auseinanderzusetzen“, sagte der SPD-Abgeordnete | |
| Wolfgang Rose – zumal Altkanzler Helmut Schmidt das kürzlich ausdrücklich | |
| eingefordert hatte. | |
| Auf der Tagesordnung hat der Wirtschaftsausschuss bereits Beratungen | |
| darüber, ob der Hamburger Hafen – nach dem Vorbild Bremens – für | |
| Atomtransporte zu sperren sei: Anlass war der Brand auf dem mit | |
| Nuklearstoffen beladenen Frachter „Atlantic Cartier“ am 1. Mai vorigen | |
| Jahres. | |
| Die rot-grüne Koalition in Bremen hatte 2011 das dortige | |
| Hafenbetriebsgesetz geändert, um Atomtransporte über die Häfen Bremen und | |
| Bremerhaven untersagen zu können. Damit wurde das Bundesatomgesetz | |
| einfallsreich unterlaufen, was auch der von der CDU-Opposition angerufene | |
| Bremer Staatsgerichtshof nicht monierte. | |
| Mit einem vergleichbaren Vorstoß sollen Rüstungsexporte im Hamburger Hafen | |
| „restriktiv“ behandelt werden, forderten die Abgeordneten Katharina | |
| Fegebank (Grüne) und Christiane Schneider (Linke). Mehr als die Hälfte der | |
| Militaria-Ausfuhr gehen in Länder, die weder zur EU noch zur Nato gehörten, | |
| erklärten beide. | |
| Von Handfeuerwaffen bis zu Panzern: Mehr als 1.000 Container mit Munition | |
| werden Jahr für Jahr über den Hamburger Hafen verschifft. Und so seien | |
| deutsche Waffen wie Milan-Raketen über Umwege im Bürgerkrieg in Syrien zum | |
| Einsatz gekommen, sagt Fegebank: „Das ist nicht zu verantworten.“ | |
| Aber Rüstungspolitik ist in erster Linie Bundessache, und so fordern beide | |
| Fraktionen „ein restriktives Rüstungsexportgesetz“. Im Bundesrat solle sich | |
| Hamburgs SPD-Senat dafür einsetzen, die Ausfuhr von Waffen aller Art zu | |
| erschweren. | |
| Dazu gehöre es, den Export von leichten Waffen und von | |
| Überwachungstechnologien an Drittstaaten zu verbieten sowie den | |
| tatsächlichen Verbleib von ausgeführten Waffen zu kontrollieren. Ein | |
| parlamentarisches Kontrollgremium für alle Rüstungsgeschäfte müsse | |
| geschaffen werden, zudem solle bei der Missachtung von Menschenrechten ein | |
| Verbandsklagerecht humanitärer Organisationen eingeführt werden – analog | |
| zum Klagerecht von Umweltverbänden bei ökologischen Streitfragen. | |
| Den Senat fordern Grüne und Linke auf, „alle Rüstungsexporte über den | |
| Hamburger Hafen monatlich zu veröffentlichen“. Das würde voraussetzen, dass | |
| diese Ausfuhren künftig korrekt ausgewiesen werden. | |
| Wie all das im Detail geregelt werden könnte, soll der Ausschuss bis nach | |
| der Sommerpause klären. | |
| 27 Feb 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Sven-Michael Veit | |
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