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# taz.de -- Krise auf der Krim: Marine-Chef wendet sich von Kiew ab
> Die angespannte Situation auf der Halbinsel spitzt sich zu: Der Chef der
> ukrainischen Marine Denis Beresowski hat sich den prorussischen
> Regionalbehörden unterstellt.
Bild: Prorussische Soldaten in Perewalne.
WASHINGTON/MOSKAU/KIEW afp/dpa/taz | Der Chef der ukrainischen Marine hat
den prorussischen Regionalbehörden auf der Halbinsel Krim seine
Gefolgschaft zugesagt. Dies gab Admiral Denis Beresowski am Sonntagabend
persönlich im Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte auf der Krim
bekannt.
„Ich schwöre, die Anordnungen der Führung der autonomen Republik der Krim
zu befolgen“, sagte Beresowski in seiner vom Fernsehen ausgestrahlten
Erklärung. Er war erst am Freitag vom neuen ukrainischen
Übergangs-Präsidenten Alexander Turtschinow zum Kommandeur der Marine
ernannt worden.
US-Außenminister John Kerry Moskau hatte zuvor am Sonntag mit Sanktionen
gedroht, so auch mit wirtschaftlichen Strafmaßnahmen und Reiseverboten. In
einem Interview des Senders CNN nannte Kerry das Vorgehen von Präsident
Wladimir Putin auf der Krim einem „kühnen Akt der Aggression“, der „sehr
ernste Konsequenzen“ nach sich ziehen könne. Russland könne sogar aus dem
Kreis der G8-Industriestaaten ausgeschlossen werden.
„Alle Optionen sind auf dem Tisch“, sagte der Minister. Auf Nachfragen, ob
dies auch konkrete Sanktionen einschließe, antwortete Kerry: „Absolut.“
Auch ein Boykott des für Juni geplanten G8-Treffens in Sotschi sei eine
„klare“ Möglichkeit. Russland müsse begreifen, „das dies ernst ist. Wir
meinen es todernst.“ Neben den USA haben auch Kanada, Großbritannien und
Frankreich am Sonntag die Teilnahme an den Vorbereitungen des G8-Gipfels in
Sotschi offiziell abgesagt. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier
(SPD) kritisierte die Drohung seines US-Amtskollegen, Russland aus den
G8-Nationen auszuschließen.
Kerry machte in seinem Statement klar, dass Russland noch die Möglichkeit
habe, die richtigen Schritte zu ergreifen, um die Krise zu entschärfen.
Am Sonntag spitzte sich die Krise auf der ukrainischen Halbinsel Krim zu.
Nach offiziellen Angaben aus Kiew belagerten tausend bewaffnete Männer den
Eingang zum Stützpunkt der 36. Brigade der ukrainischen Grenztruppen in
Perewalne, unweit der südöstlichen Regionalhauptstadt Simferopol.
## Provokation und Protest
Das russische Parlament hatte am Samstag mit dem Einmarsch russischer
Truppen auf der Krim gedroht. Daraufhin wurden die ukrainischen Reservisten
am Sonntag in Alarmbereitschaft gesetzt. Interimspräsident Arseni Jazenjuk
kritisierte die Provokation Wladimir Putins. Er sagte am Sonntag, die
Entsendung von Truppen auf die Halbinsel sei „keine Drohung“, sondern „ei…
Kriegserklärung gegen mein Land“.
In der Ukraine und in Russland gab es Proteste gegen Putins Drohung. In
Moskau sind am Sonntag nach Angaben von Aktivisten hunderte Demonstranten
festgenommen worden. Insgesamt habe die Polizei bei zwei Kundgebungen rund
350 Menschen gefasst, teilte die Bürgerrechtsgruppe Ovdinfo mit. Die
Polizei sprach dagegen von etwa 50 Festnahmen wegen „Störung der
öffentlichen Ordnung“, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete.
Gleichzeitig haben in Moskau Tausende ihre Unterstützung für Putins
Vorgehen zum Ausdruck gebracht. Auf dem Marsch durch die russische
Hauptstadt beteiligten sich mindestens 10.000 Menschen.
## Nato-Sondertreffen in Brüssel
Die Nato ist anlässlich der Krise am Sonntag zu einem Sondertreffen in
Brüssel zusammengekommen. Von der „schlimmsten Krise seit dem Ende des
Kalten Krieges“ sprechen Nato-Diplomaten, wenn sie über das Agieren
russischer Truppen und prorussischer Bewaffneter auf der Krim sowie in
Städten im Osten und Süden der Ukraine sprechen. Generalsekretär Rasmussen
erklärte unmittelbar vor Beginn der Gespräche, Russland bedrohe mit seiner
Militäraktion in der Ukraine „den Frieden und die Sicherheit in Europa.“
Die EU-Außenminister werden sich am Montag auf einem Sondertreffen zur
Krise auf der Krim beraten.
Der polnische Regierungschef Donald Tusk hat unterdessen „harten Druck“ auf
Russland gefordert. Die Welt dürfe ihren Blick nicht von der Ukraine
abwenden, teilte Tusk am Sonntag nach parteiübergreifenden Konsultationen
in Warschau mit. „Dieser Konflikt hat alle Anzeichen eines Konflikts, der
einen Krieg auslösen könnte, welcher alle Staaten der Welt betreffen
würde“, warnte der konservative Politiker. Die Folgen wären schwerwiegend,
für Polen gehe es um eine „Frage des Seins oder “. Tusk forderte, die
Modernisierung der polnischen Armee zu beschleunigen.
2 Mar 2014
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