# taz.de -- Initiative „Recht auf Trinkwasser“: Skeptische Privatisierungsg… | |
> Das erfolgreiche EU-Bürgerbegehren „Right2Water“ fordert konkrete | |
> Gesetzesvorschläge aus Brüssel. Dass dies geschieht, wird aber | |
> bezweifelt. | |
Bild: Fließen soll es, und zwar überall und öffentlich, fordert die Europäi… | |
BERLIN taz | Im Herbst schien der Erfolg perfekt: Mehr als 1,6 Millionen | |
Menschen hatten bis zum vergangenen September das europäische | |
Bürgerbegehren für das „Menschenrecht auf Wasser“ unterzeichnet. Im | |
Dezember stand endgültig fest, dass mit „[1][Right2Water]“ erstmals das | |
Quorum für diese neue Form der europaweiten Mitbestimmung erfüllt worden | |
war. Die Initiatoren konnten jubeln. Weitere drei Monate später ist die | |
Freude einer großen Skepsis gewichen. Denn kurz bevor die EU-Kommission an | |
diesem Mittwoch abschließend über ihre Reaktion auf die Forderungen berät, | |
fürchten die Initiatoren, dass sie mit unverbindlichen Absichtserklärungen | |
abgespeist werden. | |
„Wir erwarten konkrete Gesetzesvorschläge, die auf die Kernforderungen der | |
europäischen Bürgerinitiative antworten“, schrieben sie nach | |
taz-Informationen am Montag an die Kommission. Zu diesen Kernforderungen | |
gehört unter anderem, dass die EU das von den Vereinten Nationen verbriefte | |
Recht auf Wasser umsetzt und auf eine Liberalisierung der Wasserversorgung | |
in Europa dauerhaft verzichtet. | |
Auch die Grünen im Europaparlament fürchten, dass die Kommission die | |
Befürworter einer öffentlichen Wasserversorgung auflaufen lässt. „Ohne | |
konkrete Zusagen zu machen, sollen die Forderungen der Initiative nur | |
geprüft werden“, schreibt die Partei und ruft dazu auf, [2][Protestmails] | |
zu verschicken. „Die Hoffnungen von 1,6 Millionen EU-Bürgern dürfen kurz | |
vor der Europawahl auf keinen Fall enttäuscht werden“, warnt der | |
EU-Abgeordnete Sven Giegold. | |
Der zuständige EU-Kommissar für Institutionelle Beziehungen, Maroš | |
Šefčovič, hatte zuvor versucht, entsprechende Befürchtungen zu zerstreuen. | |
Es werde von der Kommission am Mittwoch eine „positive Antwort“ geben, | |
schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter. Dass diese, wie von der | |
Bürgerinitiative gefordert, konkrete Gesetzesvorschläge enthält, ist aber | |
alles andere als sicher. | |
„Sofortige Gesetzgebung war niemals die Absicht der europäischen | |
Bürgerinitiative“, sagte Šefčovič’ Sprecher Antony Gravily der taz. „… | |
ist vielmehr ein Werkzeug, um Themen auf die Agenda zu setzen.“ Und er | |
warnt die Initiatoren der Bürgerinitiative vor überzogenen Erwartungen: | |
„Selbst wenn wir eine Gesetzgebung vorschlagen, wäre das erst der Beginn | |
des Prozesses.“ | |
Initiator des Bürgerbegehrens für das „Recht auf Wasser“ war ein Bündnis | |
aus Gewerkschaften sowie Umwelt- und Sozialverbänden. Rund 1,3 Millionen | |
Menschen hatten allein in Deutschland die Forderungen unterstützt. Die | |
Kommission ist nicht verpflichtet, sie umzusetzen, muss sich aber | |
öffentlich dazu erklären. | |
17 Mar 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.right2water.eu | |
[2] http://www.gruene.de/meine-kampagne/rette-die-eu-wasserinitiative.html | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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