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# taz.de -- Neuer Bürgermeister: Kiel hat die Wahl
> Drei Männer konkurrieren um Posten des Oberbürgermeisters, zwei haben
> Chancen. Zeitgleich gibt’s einen Bürgerentscheid zur Ansiedlung von Möbel
> Kraft.
Bild: Drei Kandidaten: Stefan Kruber (CDU, v.l.), Linken-Politiker Detlef Hacke…
KIEL taz | Der eine verspricht Aufbruchstimmung, der andere
Verlässlichkeit, der dritte hat kaum Chancen, will aber für seine Themen
werben: Ulf Kämpfer, gemeinsamer Vorschlag von SPD, Grünen und SSW, Stefan
Kruber (CDU) und der Linke Detlef Hackethal als unabhängiger Kandidat
bewerben sich um den Posten des Kieler Oberbürgermeisters. Am Sonntag wird
gewählt. Zeitgleich findet der Bürgerentscheid pro oder kontra Möbel Kraft
statt. Die Frage, ob der Möbelmarkt am Stadtrand angesiedelt werden soll,
ist auch eines der strittigen Themen des laufenden Wahlkampfes. Ebenso
spielt eine Rolle, ob der Wahlsieger eine ganze Amtsperiode durchhält.
Denn die Kieler mussten in jüngster Vergangenheit öfter unplanmäßig an die
Urnen: Oberbürgermeister Torsten Albig (SPD) wurde 2012 nach nur drei
Jahren im Rathaus Ministerpräsident. Seine Nachfolgerin, Parteifreundin
Susanne Gaschke, trat im vergangenen Herbst zurück, nachdem sie wegen der
Entscheidung, einem steuersündigen Arzt einen Großteil seiner Schulden zu
erlassen, in die Kritik geraten war. Daraus entstand eine von der
Opposition genüsslich verfolgte Schlammschlacht unter prominenten Genossen:
Neben Albig waren Innenminister Andreas Breitner, Landesvorsitzender Ralf
Stegner und Gaschkes Ehemann, der Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Bartels,
beteiligt.
„Neuanfang“ verspricht daher Ulf Kämpfer. Der gebürtige Eutiner bringt vi…
landespolitische Erfahrung mit: Der Jurist arbeitete in mehreren
Ministerien, zurzeit ist der 41-Jährige – als SPD-Mitglied – Staatssekret�…
des grünen Umweltministers Robert Habeck. Verheiratet ist Kämpfer mit der
grünen Landtagsabgeordneten Anke Erdmann, das Paar hat einen Sohn. Als
Kieler Oberbürgermeister will Kämpfer sich für „Wohnen, Wirtschaft, Kinder,
Klima“ einsetzen und besonders die sozialen Brennpunkte fördern, deren
„schattige Seiten“ er als Familienrichter kennengelernt hat. Kämpfer ist
grundsätzlich für den Ausbau der Stadtregionalbahn – eine Projekt, das seit
Jahrzehnten diskutiert wird. Den Beschluss, Möbel Kraft anzusiedeln, nennt
er „hart für die betroffenen Kleingärtner, aber richtig“. Und ja: „Sechs
plus x Jahre“ bleibe er im Amt: „Kiel braucht Kontinuität.“
Dafür steht aber noch mehr Stefan Kruber (37), Kandidat der CDU, der auch
von der FDP unterstützt wird. Der Anwalt und Vater zweier Töchter stammt
aus Kiel und hat Studium und Berufsleben in der Stadt verbracht. Bevor er
eine eigene Kanzlei eröffnete, war er bei der Bundesagentur für Arbeit und
dem Landesverband der Lebenshilfe für Menschen mit geistigen Behinderungen
tätig. Lokalpolitisch aktiv ist er seit 16 Jahren, seit elf Jahren als
Ratsherr, seit 2009 führt er die CDU-Rathausfraktion. Als Oberbürgermeister
will Kruber „solide Finanzen, eine anziehende Innenstadt, mehr
Arbeitsplätze“. Die Stadtregionalbahn lehnt er ab, den Neubau von Möbel
Kraft befürwortet er.
Detlef Hackethal dagegen lehnt Möbel Kraft und die dort entstehenden
„Billigarbeitsplätze“ ab. Vor allem der Wunsch, diesem Nein eine Stimme zu
geben, hat den 59-jährigen Lerntherapeuten dazu bewogen, als Kandidat
anzutreten. Hackethal will unter anderem Wohnungen für Studierende
schaffen. Er ist sich im Klaren, dass er als Außenseiter antritt.
Kiel gilt als rote Hochburg, daher stehen Kämpfers Chancen trotz des
Gaschke-Skandals nicht schlecht. In einer Umfrage der Kieler Nachrichten
siegte Kämpfer zumindest haushoch.
21 Mar 2014
## AUTOREN
Esther Geisslinger
## TAGS
Kiel
Möbelhaus
Oberbürgermeisterwahl
Susanne Gaschke
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Susanne Gaschke
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