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# taz.de -- Briefe von Erich Mendelsohn digitalisiert: „Front ist ruhig, mein…
> Die Briefe des Architekten Erich Mendelsohn und seiner Frau Luise
> schildern Weltkriege und Emigration. Nun kann sie jeder online lesen.
Bild: Der Entwurf stammt von Mendelsohn: die Schaubühne in Berlin.
BERLIN taz | Die [1][Kunstbibliothek - Staatliche Museen zu Berlin] und das
[2][Getty Research Institute Los Angeles] haben den Briefwechsel des
Architekten Erich Mendelsohn und seiner Frau Luise in einer [3][Datenbank]
öffentlich zugänglich gemacht. Die über 2.700 Briefe, die die beiden sich
von 1910 bis zu seinem Tod 1953 geschrieben haben, sind vollständig
erhalten und nun eingescannt und transkribiert worden. Sie dokumentieren
Mendelsohns Einsatz als Soldat im ersten Weltkrieg, den Alltag des
deutsch-jüdischen Paares in Berlin, die Emigration nach England 1933 und
Aufenthalte in Israel und in den USA, wo beide seit 1941 lebten.
Die Korrespondenz war bislang auf zwei Archive aufgeteilt: Die Briefe von
Luise Mendelsohn werden im Getty Research Institute in Los Angeles
aufbewahrt, die von Erich lagern in der Kunstbibliothek in Berlin. Im
digitalen [4][„EMA - Erich-Mendelsohn-Archiv“] kann man nun die Briefe von
beiden zusammen lesen. Christopher J. Alexander vom Getty Research
Institute sagt, seine Organisation würde sich vor allem dafür
interessieren, wie Mendelsohn seine architektonischen Entwürfe entwickelt
habe. Das würde sich in den Briefen an seine Frau widerspiegeln.
Mendelsohn gilt als Wegbereiter der architektonischen Moderne. In Berlin
hat er zusammen mit Ludwig Mies van der Rohe und Walter Gropius 1924 den
„Ring“ gegründet, eine Vereinigung progressiver Architekten. Er hat
Bauwerke in Deutschland, Palästina, Norwegen, Spanien, England, der
Sowjetunion und den USA entworfen, etwa den Einsteinturm in Potsdam und den
WOGA-Komplex am Berliner Kurfürstendamm, in dem heute die Schaubühne
untergebracht ist.
Nicht nur Architekten, auch Historiker dürften von der Digitalisierung der
Briefe profitieren. „Es fließt viel Zeitgeschichte ein, politische und
wirtschaftliche Umstände und Einblicke in den Alltag eines
deutsch-jüdischen Paares“, sagt Regina Stephan von der Fachhochschule
Mainz, die das Projekt wissenschaftlich betreut hat. Luise und Erich
Mendelsohn schrieben sich bis zu drei Briefe täglich, auch über bildende
Kunst, Musik oder Bücher, die sie gerade lasen. „Das sind sehr viele
Aspekte, die in diesem vielschichtigen Briefwechsel offengelegt werden“,
sagt Stephan.
## Die Katastrophe zeichnete sich ab
Besonders viele Briefe stammen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, in dem
Erich Mendelsohn als Soldat an der östlichen Front im Kurland war. [5][„Die
Front ist ruhig und mein Salat schießt“], schreibt er etwa am 31. Mai 1917
an seine Frau. „Mir war nicht klar, dass es an der Front zur Sowjetunion
1917 so ruhig war“, sagt Regine Stephan.
Spannend ist ihrer Meinung nach auch die Korrespondenz im Februar und März
1933: „Wenn man die Briefe liest, wird klar: Die Mendelsohns wussten schon
früh, dass es eine Katastrophe geben würde“, sagt sie. Aus den Briefen
könne man einen genauen Einblick darüber gewinnen, wie das jüdische Ehepaar
darüber diskutiert hat, auszuwandern. Am 11. Februar 1933 etwa schreibt
Mendelsohn an seine Frau: [6][„Letzten Endes wird entscheiden,] ob der
Zwang warten zu müssen noch getragen werden kann vom Glauben, warten zu
können.“
Für Moritz Wullen, den Direktor der Kunstbibliothek, steht das EMA für die
Veränderung der Bibliothek. „Wir sehen unsere Verantwortung nicht mehr nur
in der Literaturversorgung, sondern vor allem darin, Forschung zu
ermöglichen“, sagt er. Aber nicht nur Universitäten, sondern auch die
breite Öffentlichkeit solle von den den Archiven profitieren. „Weitere
Bestände warten darauf, digitalisiert zu werden“, sagt Wullen.
21 Mar 2014
## LINKS
[1] http://www.ifskb.de/
[2] http://www.getty.edu/research/
[3] http://ema.smb.museum/de/home
[4] http://ema.smb.museum/de/home
[5] http://ema.smb.museum/de/briefe/?id=421
[6] http://ema.smb.museum/de/briefe/?id=1064
## AUTOREN
Charlotte Gerling
## TAGS
Architektur
Bauhaus
Briefe
Literatur
Martin-Gropius-Bau
Journalist
Kulturstaatssekretär
Schwerpunkt Volksentscheid Tempelhofer Feld
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