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# taz.de -- Kommentar Flüchtlinge aus Syrien: Angespannte Solidarität
> Die Türkei wird mit den Flüchtlingen aus Syrien alleingelassen. Noch ist
> das Land gastfreundlich, aber die Ignoranz kann sich bitter rächen.
Bild: An der türkisch-bulgarischen Grenze, die die EU dichthält
Stellen Sie sich für einen Moment einmal vor, in Deutschland wären in den
letzten zwei Jahren 1 Million Flüchtlinge aus Polen angelandet. Geflüchtet
vor einem Bürgerkrieg, mittellos die meisten, viele traumatisiert und auf
umfassende Hilfe angewiesen. Zwei Drittel der Flüchtlinge wären Frauen und
Kinder, die Familienväter sind entweder schon tot oder kämpfen in einem
aussichtslosen Bürgerkrieg.
Angesichts der Reaktionen in vielen Städten und Dörfern wenn bei ihnen ein
Heim für Asylbewerber eingerichtet werden soll, mag man sich gar nicht
vorstellen, was passieren würde, wenn Deutschland mit einem
Flüchtlingsproblem konfrontiert wäre, wie derzeit die Türkei. Aus den
maximal 100.000 Flüchtlingen aus Syrien, die die Türkei ursprünglich
aufnehmen wollte, sind jetzt bereits offiziell 1 Million geworden.
Die gute Nachricht dabei: Diese Menschen sind von der türkischen
Bevölkerung weitgehend solidarisch aufgenommen worden. Dabei hilft
natürlich, dass die Regierung die Aufnahme der Flüchtlinge als notwendige
nachbarschaftliche Hilfe verteidigt und auch viel dafür tut, dass es nicht
zu Konflikten kommt.
## Libanesische Verhältnisse?
Rund ein Viertel der Flüchtlinge wird in gut ausgebauten Lagern praktisch
vollversorgt. Das kostet die Türkei jedes Jahr Milliarden Dollar, die sie
klaglos bezahlt ohne nennenswerte Unterstützung aus der EU, den USA oder
anderen reichen Weltgegenden zu bekommen.
Aber je länger der Bürgerkrieg dauert, umso schwieriger wird es. Viele der
vermeintlichen „Gäste“ aus Syrien werden nie mehr zurückgehen. Viele der
„Gäste“ bringen die Probleme Syriens mit in die Türkei. Noch ist die Tür…
von libanesischen Verhältnissen weit entfernt, aber der Krieg kommt auch
jetzt schon immer mal wieder über die Grenze ins Land. Und je mehr die
islamistischen Revolutionstouristen in Syrien unter Druck geraten, je eher
machen sie sich jenseits der Grenze breit.
Mit all diesen Problemen wird die Türkei weitgehend allein gelassen. Seit
die Welt auf die Ukraine schaut, ist Syrien zu einem Hintergrundrauschen im
Nachrichtenstrom geworden. Zugegeben, die Lage ist extrem schwierig, aber
Ignoranz ist nicht nur inhuman, sondern kann sich für die EU noch furchtbar
rächen.
23 Apr 2014
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Flüchtlinge
Schwerpunkt Syrien
EU
Ukraine
Schwerpunkt Türkei
Philipp Ruch
Homs
Islam
Schwerpunkt Syrien
Clubkultur
Schwerpunkt Syrien
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Freie Syrische Armee
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