Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Generation Camper: Auf der Mauer, auf der Lauer …
> Sie sind eklig, diese Wanzen. Sie saugen Blut, hinterlassen Pusteln, und
> ständig juckt es. Die Pilger auf dem Jakobsweg können ganze Arien darüber
> singen.
Bild: Schön lang ist er, der Stich- und Saugrüssel der Bettwanze.
Dieser Mann hat vielleicht Nerven! Wandert zwei Wochen lang mit Rucksack
durch Frankreich - und mit Wanzen. Und erzählt auch noch ganz unbefangen
auf seiner Homepage, wie eine Wanze "im Schein der Nachttischlampe über das
Kopfkissen" seines Hotelbetts "marschiert" ist.
Sprechen wir also über Wanzen. Die echten. Auch Cimex lectularius genannt.
Wie die aus dem Kinderlied von damals: "Auf der Mauer, auf der Lauer …"
Sprechen offen darüber, wie dieser Jakobspilger zwischen Le Puy und Figeac
eine Spur der Bettenverseuchung gezogen hat.
Also: Wanzen sind eklig. Man bezeichnet sie, wie ich finde, zu Recht als
"Ungeziefer". Ihre Stiche verursachen am Körper böse rote Flecken und
Pusteln, die furchtbar jucken. Sie saugen Blut und legen Eier. Immer
nachts. Wanzen sind nicht gefährlich. Sie übertragen keine Krankheiten, wie
Zecken das tun. Sie sind zäh, kommen monatelang ohne Nahrung aus.
Sie verstecken sich gut und kennen viele Tricks, einer Vertreibung zu
entgehen. Aber sie brauchen moderate Temperaturen, weswegen sie weder den
Kochwaschgang in der Waschmaschine noch einen längeren Aufenthalt in der
Gefriertruhe überstehen. Gemeinhin sind starke Insektizide das Mittel der
Wahl, um sie schnell wieder loszuwerden.
In Frankreich, besonders auf besagter Wanderstrecke, kennt man das
Wanzenproblem und spricht auch darüber. In einer sehr alten, großen
Pilgerherberge mit über 100 Betten erlebte ich beispielsweise, dass niemand
von uns Wanderern in Schuhen über die Türschwelle durfte. Unsere Rucksäcke
wurden großzügig mit Insektiziden besprüht und in extra präparierten
Plastiksäcken verstaut, bevor man uns auf die Zimmer ließ.
Trotzdem lief mir kurz darauf eine Wanze zu. Keine Ahnung, wo und wie. Sie
hat sich mir nicht gezeigt.
Ob ich sie wieder losgeworden bin? Wer weiß. Vielleicht ist sie in der
Waschmaschine ertrunken. Vielleicht lebt sie immer noch warm und trocken in
meinem Schlafsack. Und lauert.
26 Apr 2014
## AUTOREN
Christel Burghoff
## TAGS
Jakobsweg
Reiseland Frankreich
Touristen
Schwerpunkt Frankreich
Naturschutzgebiet
Wandern
Luxus
Wandern
## ARTIKEL ZUM THEMA
Comeback der Bettwanze: Winzige Weltenbummler
Längst galt sie bei uns als erledigt, doch jetzt ist sie zurück: die
Bettwanze. Schuld sind allerdings nicht Flüchtlinge, sondern Touristen.
Kolumne Generation Camper: Geschichtslose Wanderführer
Gerade beim Wandern bleibt man an Details und Erinnerungskultur hängen.
Schade, dass sie offensichtlich kaum beschrieben wird.
Kolumne Generation Camper: Nie ohne meinen Schnellkochtopf!
Muss die Camperküche auf Junkfood aus dem Discounter zurückgreifen? Nein.
Denn die Natur vor Ort bietet reichlich Nahrung. Man muss es nur wissen.
Kolumne Generation Camper: Wo der Adler schreit
Bisher hat jeder Nationalpark hierzulande Protest und Streit ausgelöst.
Touristen sind dabei die natürlichen Verbündeten der Naturschützer.
Kolumne Generation Camper: Die magischen drei Kilo
Der US-Amerikaner Ray Jardine wird als Guru bezeichnet, weil seine
Leichtgewichtsphilosophie immer mehr Anhänger findet. Gut so!
Kolumne Generation Camper: Geh doch!
Wir sitzen zuviel. Selbst wenn wir uns fortbewegen, geschieht das zumeist
im Sitzen. Dabei ist es doch so einfach: Aufstehen und losgehen.
Kolumne Generation Camper: Die Glamper kommen
Glamping ist jetzt auch bei uns angesagt. Ganz zur Freude der
Wohnmobilhersteller. Glamping, das bedeutet soviel wie „Glamour“ plus
„Camping“.
Kolumne Generation Camper: Als Frau allein im Wald
Wie ein Relikt aus Rotkäppchens Urangst-Universum, wo Realitäten und alte
Traumata böse durcheinandergehen.
Kolumne Generation Camper: Wo ist mein Sherpa?
Rucksackträger wäre in unseren Breiten eine Dienstleistungslücke. Warum
muss Mann und Frau dieses Ding eigentlich immer selbst schleppen?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.