# taz.de -- Konservativer Erfolg in Mazedonien: Mit markigen Sprüchen zum Sieg | |
> Die national-konservative Regierungspartei hat mit einer populistischen | |
> Propaganda die Wahl klar gewonnen. Für den EU-Beitritt verheißt das | |
> nichts Gutes. | |
Bild: Markiert den starken Mann: Wahlsieger Nikola Gruevski. | |
SARAJEVO taz | Überraschend kam der Sieg der Nationalkonservativen in | |
Mazedonien nicht. Und dennoch bleibt ein fader Beigeschmack, wenn nach | |
Umfragen die Regierungspartei VMRO-DPMNE vor der Wahl lediglich bei 28 | |
Prozent liegt und dann mit über 42 Prozent der Stimmen gewinnt. Die Klage | |
der sozialdemokratischen Oppositionspartei, die Wahlen seien gefälscht | |
worden, ist also nicht ganz von der Hand zu weisen. | |
Die OSZE-Wahlbeobachter haben noch keine Stellungnahme abgegeben. Doch | |
werden dem Wahlsieger auf dem Balkan meistens Wahlfälschungen zur Last | |
gelegt, und die Regierenden machen weiter, als sei nichts geschehen. So | |
wird das auch diesmal sein. Regierender bleibt der seit acht Jahren an der | |
Spitze stehende 43-jährige Nikola Gruevski, der mit den jetzt 61 Sitzen im | |
123 Sitze umfassenden Parlament lediglich auf eine kleine Albanerpartei als | |
Koalitionspartner angewiesen ist. | |
Auch der Regierungskandidat für das Amt des Präsidenten, das amtierende | |
Staatsoberhaupt Djordje Ivanov, konnte sich angesichts der fast | |
gleichgeschaltenten Presse gegen seinen sozialdemokratischen Herausforderer | |
Stevo Pendarovski mit 56 Prozent der abgegebenen Stimmen durchsetzen. | |
Ivanov, mental und politisch vom alten Schlag mazedonisch-balkanischer | |
Politiker, schlug damit den jungen, dynamischen Modernisierer Pendarovski | |
klar. Die konservative Landbevölkerung ist gegenüber den modernen Sektoren | |
der Stadtbevölkerung nach wie vor in der Mehrheit und bremst die | |
Modernisierer aus. | |
Damit bleibt alles beim Alten. Nur wird Gruevski wohl seinen albanischen | |
Koalitionspartner wechseln. Die bisher mitregierende Demokratische Union | |
der ethnischen Albaner (DUI) ist zwar mit 16,51 Prozent relativ stark | |
geblieben, doch wird es Gruevski der Partei nicht verzeihen, die Neuwahlen | |
erzwungen zu haben. Streitpunkt war der Präsidentschaftskandidat Ivanov. | |
Die Albaner wollten einen Kandidaten, der von ihren Wählern mitgetragen | |
werden konnte. | |
## Nationalistische Rhetorik | |
Doch dann hätte Gruevski auf seinen nationalistischen Mitstreiter | |
verzichten müssen, hätte ein Signal der „Schwäche“ ausgesandt. Statt | |
Verständigung mit der Minderheit wählte er erfolgreich die nationalistische | |
Rhetorik. Die zweite Albanerpartei, DPA, steht um der schönen Posten willen | |
Gewehr bei Fuß. | |
In Skopje werden also weiterhin riesige Monumente gebaut, die das Land auch | |
in nächster Zukunft in Konflikt mit den Griechen bringen. Alexander der | |
Große war zwar ein Makedonier, aber sicherlich kein slawischer, die | |
Griechen dürfen ihn zu Recht als einen der ihren betrachten. Der absurde | |
Streit verbaut Mazedonien die Beitrittsperspektive in die EU und in die | |
Nato. | |
Dabei hätte Mazedonien sogar Chancen, den Integrationsprozess zu | |
bewältigen. Der Wirtschaft geht es nicht einmal so schlecht, es gibt | |
Zuwachsraten von knapp 3 Prozent, das Staatsdefizit wurde gesenkt, die | |
Arbeitslosigkeit ist in den letzten Jahren um 8 Punkte auf 26 Prozent | |
gefallen. Und sollte die slawisch-mazedonischen Mehrheitspartei | |
beschließen, das Abkommen von Ohrid von 2001, das die Beziehungen zwischen | |
albanischer Minderheit und der Mehrheit regeln soll, völlig umsetzen, wäre | |
ein wichtiges Hindernis auf dem Weg nach Europa beiseitegeräumt. | |
Der Balkankenner und SPD-Bundestagsabgeordnete Josip Juratovic jedoch | |
bleibt skeptisch. Die enge Verflechtung der Regierungspartei mit dem Staat | |
und die „ethnische Politik der VMRO DPMNE“ sei weiterhin gefährlich. „Die | |
Konsequenzen solcher Politik konnten wir auf dem westlichen Balkan schon | |
zur Genüge beobachten.“ | |
28 Apr 2014 | |
## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
## TAGS | |
Albaner | |
Mazedonien | |
Geheimdienst | |
Mazedonien | |
Asylrecht | |
Mazedonien | |
Abschiebung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Lauschangriff in Mazedonien: Überwachung der Presse | |
Mehr als 100 Journalisten, aber auch Politiker, Juristen, Polizisten und | |
NGOs sollen von der Regierung abgehört worden sein. Die Vorwürfe erhebt die | |
Opposition. | |
Wahl in Mazedonien: Nationalkonservative bleiben | |
Die mazedonische Regierung gewinnt die Parlaments- und Präsidentenwahl. | |
Doch die Opposition verweigert die Anerkennung des Ergebnisses. | |
Asylverfahren beschleunigt: Zehn Minuten Zeit sparen | |
Innenminister Thomas de Maizière (CDU) will Serbien, Mazedonien sowie | |
Bosnien zu sicheren Herkunftsländern für Flüchtlinge erklären. Pro Asyl | |
kritisiert das Vorhaben. | |
Präsidentschaftswahl in Mazedonien: Wenn der halbe Friedhof mitwählt | |
Die erste Runde der Wahl geht klar an Amtsinhaber Ivanov, Wahlfälschung | |
inklusive. Doch sind Überraschungen in der Stichwahl möglich. | |
Asylbewerber in Deutschland: Bund plant Balkan-Gesetz | |
2013 kamen so viele Asylsuchende nach Deutschland wie zuletzt in den 90ern. | |
Unter ihnen sind viele Menschen vom Balkan. Die Regierung will jetzt | |
Konsequenzen ziehen. |