# taz.de -- Bürgerkrieg in Syrien: Rebellen vor Abzug aus Homs | |
> Nach zwei Jahren Blockade, Hunger und Beschuss haben die Aufständischen | |
> mit Regierungsvertretern verhandelt. Die Umsetzung steht noch aus. | |
Bild: Zerstörte Häuserfassade in Homs. | |
DAMASKUS/BERLIN afp/taz | Die syrische Regierung und die Rebellen haben | |
sich auf ein Abkommen zum Rückzug der Aufständischen aus der seit zwei | |
Jahren belagerten Altstadt von Homs geeinigt. Es sei ein Abkommen zwischen | |
den Verhandlungsführern der Rebellen und den Leitern der syrischen | |
Sicherheitsdienste im Beisein des iranischen Botschafters getroffen worden, | |
sagte der Rebellenvertreter Abul Harith al-Chalidi am Sonntag. Es werde nun | |
über die Umsetzung gesprochen. | |
Der Gouverneur von Homs, Talal al-Barasi, hatte kurz zuvor gesagt, die | |
Gespräche seien „dem Ende nahe“. Abul Harith sagte, im Gegenzug für den | |
sicheren Abzug der noch rund 1.500 Rebellenkämpfer in der Altstadt solle | |
eine Gruppe iranischer Offiziere freigelassen werden, die in Aleppo | |
gefangen gehalten wird. Seinen Angaben zufolge hat auch die radikale | |
Al-Nusra-Front den Gesprächen zugestimmt. Der Gouverneur hatte zuvor | |
gesagt, die Gruppe lehne die Waffenruhe ab. | |
Homs ist die drittgrößte Stadt des Landes und war lange eine Hochburg der | |
Rebellen. Seit Beginn einer massiven Armeeoffensive im Februar 2012 | |
verloren die Aufständischen jedoch immer mehr an Boden, inzwischen halten | |
sie nur noch die weitgehend zerstörte Altstadt und das Viertel Waer am | |
Stadtrand. Während sich in der Altstadt kaum noch Zivilisten befinden, | |
leben in Waer noch mehrere hunderttausend Menschen. | |
Bereits am vergangenen Freitag hatten Nachrichtenagenturen unter Berufung | |
auf Aktivisten vor Ort gemeldet, beide Seiten hätten sich auf ein Abkommen | |
geeinigt. Dieses sah eine zweitägige Waffenruhe, den Abzug der Kämpfer | |
sowie Lebensmittellieferungen vor. | |
## Aushungern als Strategie | |
In den vergangenen Wochen wurde unter den verbliebenen Aufständischen in | |
Homs kontrovers darüber diskutiert, ob man sich auf eine Übereinkunft mit | |
dem Regime einlassen sollte oder nicht. Verhandlungen gab es seit Ende | |
April, doch die Gespräche scheiterten zunächst. | |
Erstmals konnten im Februar, auf Druck der UNO Zivilisten und einige | |
Kämpfer die belagerten Gebiete in Homs verlassen. Seither berichteten | |
staatliche Medien immer wieder über Gruppen von Bewaffneten, die sich | |
ergeben hätten. Schätzungen zufolge sollen sich im März zwischen 300 und | |
1.000 Kämpfer abgesetzt haben. | |
Hintergrund ist die Strategie des Regimes, von Aufständischen gehaltene | |
Gebiete abzuriegeln und auszuhungern. Seit zwei Jahren hielten Kämpfer und | |
Bewohner der von Rebellen gehaltenen Viertel der Blockade und den ständigen | |
Angriffen stand. Erschwerend kam hinzu, dass aufgrund militärischer Erfolge | |
der Regierungstruppen entlang der Nord-Süd-Autobahn und der Grenze zum | |
Libanon Nachschublinien der Verteidiger der ehemaligen Rebellenhochburg | |
abgeschnitten wurden. | |
## Frühere Abkommen | |
Abkommen zwischen Regime und Aufständischen wie jetzt in Homs gab es | |
bereits früher, vor allem in der Umgebung von Damaskus. Wie Salim Salamah | |
in einem Beitrag für die Carnegie-Stiftung schrieb, bezeichnet die | |
Regierung solche begrenzte Waffenstillstände als Akte der „Aussöhnung“ | |
unter Syrern, also ohne internationale Akteure. Doch damit ist es nicht | |
weit her, wie er am Beispiel des ehemaligen Palästinenserlagers und | |
heutigen Armenviertels im Süden von Damaskus aufzeigt. | |
Hier hatten sich oppositionelle Gruppen unter dem Druck der ausgehungerten | |
Bevölkerung im Februar zu einem Abkommen bereit erklärt, das Anfang März | |
wieder zusammenbrach. Die Vorwürfe lauteten, die Regimekräfte blockierten | |
Hilfslieferungen, Personen, die für Lebensmittelpäckchen anstanden, seien | |
festgenommen und Waffen in das Viertel geschmuggelt worden. Inzwischen gib | |
es einen neuen Waffenstillstand, von dem die UNO sagt, dass nach wie vor | |
viel zu wenig Lebensmittel das Lager erreichen. | |
4 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Beate Seel | |
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