| # taz.de -- Umbau der Kunsthalle: Der Traum vom Blick auf die Alster | |
| > Im Herbst beginnt die von einem Mäzen mit 15 Millionen Euro finanzierte | |
| > Renovierung der Kunsthalle. Der Senat spendiert dazu noch die Sanierung | |
| > der maroden Depots. | |
| Bild: Früher war alles schöner: alter, neuer Haupteingang von 1919. | |
| HAMBURG taz | „Wir holen die Kunsthalle aus ihrer Insellage“, sagt | |
| Verkehrssenator Frank Horch (parteilos). Das stimmt – aber nur ein | |
| bisschen: In der Tat wird der Eingang künftig barrierefrei sein, außerdem | |
| wird die Treppe vom Gehsteig zum Kunsthallen-Areal abgeflacht. Und das | |
| Foyer soll ein lichtdurchfluteter Raum mit viel Glas und Blick zur Alster | |
| werden. | |
| Allerdings liegt dieser Eingang, so sieht es die bald beginnende, vom Chef | |
| des Einkaufszentrums-Konzerns ECE Alexander Otto mit 15 Millionen Euro | |
| finanzierte Sanierung der Kunsthalle vor, nicht mehr direkt gegenüber des | |
| Bahnhofs wie bisher. Vielmehr soll der historische Haupteingang des | |
| Gründungsbaus von 1919 wieder eröffnet werden und mit einer großzügigen | |
| Freitreppe aufwarten. Als er konzipiert wurde, gab es allerdings die | |
| Galerie der Gegenwart samt Sockel gegenüber noch nicht. Ganz ungehindert | |
| wird der Blick aus dem Haupteingangs-Foyer also auch künftig nicht zur | |
| Alster schweifen können. | |
| „Wir drehen die Kunsthalle um“, sagte auch Kunsthallen-Chef Hubertus Gaßner | |
| bei der Präsentation der Architekturmodelle am Dienstag. Und nicht nur das: | |
| Besagter Eingang, im Inneren des Kunsthallen-Areals liegend, soll künftig | |
| der einzige sein. Denn durch die Schließung der anderen Zugänge – am | |
| Hauptbahnhof, am Hubertus-Wald-Forum und an der Galerie der Gegenwart – | |
| kann man ein bisschen Geld für Kassen- und Garderobenpersonal sparen. Das | |
| will man unter anderem nutzen, um mehr Ausstellungen im Hubertus-Wald-Forum | |
| zu zeigen, das von innen her mit den anderen Räumen verbunden wird. | |
| Überhaupt wollen die Planer – ECE-Architektin Kerstin Harms-Sudarma sowie | |
| Jo Landwehr, der auch bei der Sanierung von Thalia Theater und | |
| Schauspielhaus mitwirkte – die Besucherführung verbessern und klar | |
| unterschiedene Rundgänge zu alter und neuer Kunst anbieten. | |
| Die Projektsteuerung des Ganzen managt der auf Einkaufszentren | |
| spezialisierte ECE-Konzern. Ob sich das auf die künftige Optik der | |
| Kunsthalle auswirken wird, ist noch unklar. Tatsache ist jedenfalls, dass | |
| die Renovage laut Kunsthallen-Chef Gaßner „die Chance auch zu inhaltlichen | |
| Neupositionierung bietet“. Zunächst aber wird die Kunsthalle ab 1. Juli | |
| 2014 weitgehend geschlossen. Einzig die Galerie der Gegenwart wird bis zur | |
| Neueröffnung 2016 rund 200 Highlights der Sammlung sowie | |
| Sonderausstellungen präsentieren. | |
| So viel zur Kür, bei der die Kunsthalle im Dilemma steht, sich in die Hände | |
| eines Mäzens zu begeben, ohne dessen Hilfe sie überhaupt nicht renovieren | |
| könnte. Weit wichtiger, weil grundlegender, ist aber, dass der Senat im | |
| Zuge der Renovierung auch die Sanierung der maroden Kunsthallen-Depots mit | |
| vier Millionen Euro finanziert. Verkehrssenator Horch wiederum wird für die | |
| Verlagerung des Radwegs am Glockengießerwall zugunsten einer Rollstuhlrampe | |
| drei Millionen Euro locker machen. | |
| Ein Grundproblem kann allerdings auch diese Sanierung nicht lösen: Das | |
| Kunsthallen-Areal grenzt an drei Seiten an verkehrsreiche Straßen und an | |
| der vierten an Bahngleise. Ein bisschen Insellage wird es also auch nach | |
| dem Umbau bleiben. | |
| 6 May 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Petra Schellen | |
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