Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Onlinewahlkampf der FDP: Zu sexy für Facebook
> Innovativ, klassisch oder peinlich? Wir analysieren, wie sich die
> Parteien während des Europawahlkampfs im Netz schlagen. Dieses Mal: die
> FDP.
Bild: Facebook machte dem Zwergenaufstand der Jungen Liberalen schnell ein Ende.
## Die Parteiseite
Nach der Niederlage bei der Bundestagswahl gibt sich die FDP nicht
geschlagen. Schließlich weiß sie, was Europa braucht: Alexander Graf
Lambsdorff. Für die Europawahl hat die FDP extra [1][eine Internetseite
eingerichtet]. Will man auf fdp.de landet man unweigerlich auf dieser.
Im Mittelpunkt der Seite steht eine Foto-Slideshow, die den adligen
Europaabgeordneten in fünf verschiedenen Bildern zeigt. Seine Körperhaltung
ist „zugewandt“, so hat es jedenfalls FDP-Generalsekretärin Nicola Beer bei
der Vorstellung der FDP-Europakampagne erklärt. Diese Sitzposition spiegele
ein besonderen „Näheverhältnis“ zum Betrachter wieder. Dann kann ja nichts
mehr schief gehen.
Die gleichen Bilder hängen als Wahlplakate in ganz Deutschland. Die
Werbesprüche verkünden, was Europa (laut FDP) außer adligem Blut noch
braucht, zum Beispiel „Chancen statt Schulden“ und „Freies Netzt statt
Schnüffelei“.
Der Rest der Seite ist schlicht und übersichtlich. Weißer Hintergrund mit
kleinen blauen Kästen, die etwa zum Wahlprogramm und den Argumenten der FDP
führen. [2][Eine interaktive Karte] zeigt die Kandidaten der Partei und
verlinkt – falls vorhanden – auf ihre Internetseiten.
## Social-Media-Präsenz
Wie alle anderen Parteien verlinkt die die FDP auf ihrer Website auf
Facebook, Google Plus und Xing. Kapp 28.000 Menschen gefällt die
[3][Facebook-Seite der Partei]. Zum Vergleich: SPD und CDU kommen auf
70.000 bis 80.000 Likes. Doch so ganz hat die Partei das Prinzip Social
Media noch nicht verstanden. Denn sie interagiert kaum mit den Usern.
Hauptsächlich werden Pressemitteilungen und Wahlplakate gepostet. Außerdem
Zitate von FDP-Politikern. Auf Kommentare der Nutzer reagiert die Partei
nicht.
Ein noch traurigeres Bild bietet der [4][Twitter-Account der Partei].
Relativ wenig Posts, häufige Retweets, kaum Interaktion. Ebenso sieh es bei
[5][Youtube] aus. Über den Channel verbreitet die Partei Wahlwerbung,
Pressekonferenzen und Parlaments- und Parteitagsreden. Dementsprechend hat
die FPD lediglich 3000 Abonnenten.
## Das Oberhaupt
Lambsdorff, mit dem Namen können die älteren Semester noch etwas anfangen.
Allerdings denken sie dabei an den langjährigen FDP-Chef Otto Graf
Lambsdorff und nicht an den jetzigen Vorsitzenden der FDP-Gruppe im
EU-Parlament. Der ehemalige Wirtschaftsminister und verurteilte
Steuerhinterzieher war der Onkel des FDP-Spitzenkandidaten.
Der „junge“ Lambsdorff hat es noch nicht so ganz raus mit den neuen Medien.
Zwar hat er auch einen [6][Twitteraccount], aber dort gibt es bisher noch
keinen einzigen Tweet von ihm, während [7][SPD-Spitzenkandidat Martin
Schulz] (und seine Mitarbeiter) gefühlt alle fünf Minuten etwas zwitschert.
Dementsprechend hat Lambsdorff auch nur knapp 350 Follower, der Präsident
des Europäischen Parlaments über hunderttausend.
Auch der [8][Facebook-Account von Lambsdorff] ist sehr offiziell gehalten.
Der Account wird wohl nicht von dem Politiker selbst, sondern von seinem
Pressebüro gepflegt. Etwas auflockerndes, humorvolles oder persönliches
sucht man vergeblich. Das alles zeigt, dass Lambsdorff das Potenzial der
neuen Medien noch nicht erkannt hat.
## Die Kleinigkeiten
Wenn man die Internetseite der FDP betrachtet, bekommt man den Eindruck,
dass die Liberalen in diesen Tagen dringend Unterstützung brauchen. Klickt
man etwa auf die Argumente, kann man dort [9][Karteikarten mit
Argumentationshilfen] downloaden. Recht prominent auf der Website ist auch
die Aufforderung zur Unterstützung durch [10][Spenden oder persönliches
Engagemen].
## Der Peinlichkeitsfaktor
Einen Fauxpas hat sich die FDP schon im Januar geleistet. Die jungen
Liberalen posteten zum Auftakt des Wahlkampfs zur Europawahl ein Bild auf
Facebook, das an ein berühmtes Foto der Kommune 1 angelehnt ist. Es zeigte
die Rückansicht von sieben Jung-Liberalen. Die Hände an die Wand gelegt,
die Beine leicht gespreizt. Darüber der Schriftzug: „Wer hätte gedacht,
dass wir mal die Ideale der 68er verteidigen müssen?“ Die JuLis erklärten
sich damit zur Außerparlamentarischen Opposition. Apo 2.0.
Eigentlich sollte das Bild [11][auf allen sozialen Netzwerken verbreitet
werden]. Aber schon nach wenigen Stunden war Schluss mit dem
Zwergenaufstand. Facebook löschte das Bild wegen Anstößigkeit.
Der damalige Juli-Chef Alexander Hahn, äußerte sich entrüstet: „Wir fragen
Facebook: Warum wurde unser Bild gelöscht? Ist die JuLi-APO etwa zu sexy
für Facebook?“ Aber daran kann es kaum gelegen haben.
## Gesamteindruck
Der Internetauftritt der FDP ist professionell gestaltet und die FDP ist
auf allen Kanälen vertreten. Allerdings haben sie nicht verstanden, dass
Facebook und Twitter kein zweiter Mitteilungskanal für Pressemitteilungen
sind. Vor allem der Spitzenkandidat Lambsdorff kann mit diesen Medien
nichts anfangen. Dabei kann man auf diesen Wegen ein Publikum erreichen,
das ansonsten weniger politikinteressiert ist. Immerhin setzt die FDP bei
der Europawahl im Gegensatz zu den anderen Parteien auf einen Namen, den
man kennt. Wenn auch nicht durch den eigentlichen Kandidaten.
15 May 2014
## LINKS
[1] http://europa.fdp.de/
[2] http://europa.fdp.de/inhalt/unsere-kandidaten-zur-europawahl
[3] http://www.facebook.com/FDP
[4] http://twitter.com/fdp
[5] http://www.youtube.com/user/FDP
[6] http://twitter.com/Lambsdorff
[7] http://twitter.com/MartinSchulz
[8] http://www.facebook.com/Alexander.Lambsdorff
[9] http://europa.fdp.de/wahl2014/argumente
[10] http://www.fdp.de/Spenden/1646b599/index.htm
[11] http://www.julis.de/presse/archiv/vergangene-kampagnen.html
## AUTOREN
Annika Waymann
## TAGS
FDP
Wahlkampf
Europawahl 2014
Schwerpunkt Meta
Twitter / X
FDP
Europawahl 2014
Onlinewahlkampf
SPD
Junge Alternative (AfD)
Wahlwerbung
Grüne
Dresden
FDP
## ARTIKEL ZUM THEMA
FDP-Parteifinanzierung: Die Hoffnung auf Kleinspenden
Die wiederholten Wahlschlappen haben schwerwiegende Folgen für die FDP.
2014 sind die Liberalen vor allem auf kleine Spenden angewiesen.
Onlinewahlkampf der Linkspartei: Viele Sprachen, wenige Farben
Innovativ, klassisch oder peinlich? Wir analysieren, wie sich die Parteien
während des Europawahlkampfs im Netz schlagen. Letzter Teil: die
Linkspartei.
Onlinewahlkampf der CDU: Aalglatte Halbglatzen
Innovativ, klassisch oder peinlich? Wir analysieren, wie sich die Parteien
während des Europawahlkampfs im Netz schlagen. Dieses Mal: die CDU.
Onlinewahlkampf der SPD: Bett-Selfies und Faltspiele
Innovativ, klassisch oder peinlich? Wir analysieren, wie sich die Parteien
während des Europawahlkampfs im Netz schlagen. Dieses Mal: die SPD.
Onlinewahlkampf der AfD: Korrekt unsexy
Innovativ, klassisch oder peinlich? Wir analysieren, wie sich die Parteien
während des Europawahlkampfs im Netz schlagen. Dieses Mal: die AfD.
TV-Spots zur Europawahl (3/3): Amoklauf mit Kinderwagen
Klassenkampf, Homophobie und ein Jein zu Europa: Die 9 besten Spots in
unserer absolut objektiven und sachlichen Kurzkritik.
Onlinewahlkampf der Grünen: Die Klischees blühen
Innovativ, klassisch oder peinlich? Wir analysieren, wie sich die Parteien
während des Europawahlkampfs im Netz schlagen. Dieses Mal: die Grünen.
FDP-Parteitag in Dresden: Lindner wettert gegen AFD und GroKo
Meinungsforscher sehen die FDP vor der Europawahl nur bei drei Prozent. Der
Parteichef fordert in Dresden nun „klar und kantig“ aufzutreten.
Rainer Brüderles Buchvorstellung: „Getroffener Hund bellt“
Bei der Vorstellung seines Interviewbuches versucht FDP-Mann Rainer
Brüderle, sein lädiertes Image zu flicken. Das gelingt ihm nur bedingt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.