Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neue Vorwürfe gegen Erdogan: Handgreiflich und antisemitisch?
> „Was fliehst du, Israel-Samen?“ So soll der türkische Ministerpräsdent
> Erdogan einen Demonstranten angeblafft haben.
Bild: Erdogan bei den Bürgern von Soma. Dazwischen jede Menge Polizei und Mili…
BERLIN taz | Während die internationalen Medien noch über die
[1][Prügelattacke von Erdogan-Berater Yusuf Yerkel] reden, beschäftigt seit
Donnerstagabend eine neue Frage die türkische (Netz-)Öffentlichkeit:
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan soll gegen einen Bürger
handgreiflich geworden sein und ihn dabei antisemitisch beschimpft haben:
„Was fliehst du, Israel-Samen?“ soll er gerufen haben.
Bei seinem Besuch in der Unglücksstadt Soma am Mittwochnachmittag war
Erdogan von wütenden Bürgern empfangen worden. Trotz eines immensen
Aufgebots an Polizei und Gendarmarie [2][kam es dabei zu Tumulten], Erdogan
und seine Entourage mussten zwischendurch in einen Supermarkt fliehen.
Vor dem Supermarkt kam es zu einem Handgemenge. Auf einem zunächst von der
Tageszeitung [3][Hürriyet] verbreiteten Video ist zu erahnen, dass Erdogan
einem Bürger eine Ohrfeige gibt. Auf dem neuen Video, das kurz nach dieser
Situation entstanden sein muss, geht Erdogan auf einen Mann zu. Es ist
laut, Erdogans Stimme ist zu erkennen. Ob wirklich die Worte „Was fliehst
du, Israel-Samen?“ fallen, ist auf dem Video nicht eindeutig zu verstehen.
Verbreitet wurde die Meldung zunächst von der [4][Tageszeitung Sol].
Inzwischen hat die auflagenstarke rechtskemalistische Zeitung Sözcü eine
[5][bearbeitete Version des Videos] ins Netz gestellt, auf dem die
Tonaufnahme verlangsamt wird. Eindeutig zu verstehen ist der Wortlaut auch
hier nicht. Bei einem Ranking der am meisten vertrauenswürdigen Zeitungen
in der Türkei schnitten diese beiden Blätter wohl nicht am besten ab.
Es gibt allerdings auch AKP-Kritiker, die Erdogan eine solche Bemerkung
durchaus zutrauen, aber nicht glauben, dass sie auf diesem Video zu hören
ist. Auf Twitter ist die Empörung groß. Doch nicht alle Gegner der AKP
empören sich über Erdogans mutmaßlichen Antisemtismus. Manche drehen den
Vorwurf einfach um: Erdogan sei selber ein „Israel-Samen“.
Beim Gezi-Aufstand im vergangenen Jahr hatte Erdogan mehrfach die
„Finanzlobby“ und „ausländische Kräfte“ beschuldigt, die Proteste
angezettelt zu haben. Viele Kritiker hatten in diesen Vorwürfen eine
antisemitische Codierung erkannt, zumal [6][Erdogans Stellvertreter Beşir
Atalay] in diesem Zusammenhang ausdrücklich von der „jüdischen Diaspora“
sprach.
Vor drei Jahren hatte Erdogan in [7][einem Interview gesagt]: „Was hat man
nicht alles über uns gesagt – wir seien Juden, Armenier oder – bitte
entschuldigen Sie dieses Wort – Griechen.“ Derlei Tiraden sind auch in der
AKP-nahen Presse immer wieder zu vernehmen. Allerdings findet man den
Antisemitismus nicht exklusiv bei Anhängern der AKP. Vor ein paar Jahren
landete ein säkular-nationalistischer Autor einen Bestseller mit einem
wirren Buch und einer einzigen Aussage: Erdogan und seine Ehefrau seien
jüdischer Herkunft.
16 May 2014
## LINKS
[1] /Proteste-nach-tuerkischem-Grubenunglueck/!138493/
[2] /Kommentar-Tuerkei-Grubenunglueck/!138567/
[3] http://www.hurriyet.com.tr/gundem/26424035.asp
[4] http://haber.sol.org.tr/devlet-ve-siyaset/basbakanin-yumruklu-saldirisindan…
[5] http://sozcu.com.tr/2014/gundem/erdogan-iste-boyle-dovdu-510209/
[6] /!119312/
[7] http://www.youtube.com/watch?v=qLBCH948r48
## AUTOREN
Deniz Yücel
## TAGS
Recep Tayyip Erdoğan
Soma
Antisemitismus
Gezipark
Schwerpunkt Türkei
Recep Tayyip Erdoğan
Schwerpunkt Türkei
Schwerpunkt Türkei
Schwerpunkt Türkei
Soma
Recep Tayyip Erdoğan
Schwerpunkt Türkei
Schwerpunkt Türkei
Schwerpunkt Türkei
## ARTIKEL ZUM THEMA
Erdogans Berater muss gehen: Heimtückischer Treter entlassen
Der Erdogan-Berater Yusuf Yerkel ist seinen Beraterposten los. Yerkel hatte
nach dem Grubenunglück in Soma auf einen am Boden liegenden Demonstranten
eingetreten.
Kommentar Grubenunglück und Erdogan: Als Nächstes ein Atomkraftwerk?
Gefährlicher als Erdogans Jähzorn, der sich beim Umgang mit dem Unglück
zeigt, ist sein Glaube an Wachstum um jeden Preis. Die nächste Katastrophe
bahnt sich an.
Nach dem Grubenunglück in der Türkei: 301 tote Kumpel
Die Suche nach den Opfern in Soma ist beendet. Die Wut auf die Regierung
Erdogan ist nach wie vor groß. US-Präsident Obama bietet seine Hilfe an.
Nach Bergwerksunglück in der Türkei: Tag der Rechtfertigungen
Die Betreiberfirma der Todesmine verteidigt sich, die Polizei attackiert
Angehörige der Opfer – und setzt erneut Tränengas und Wasserwerfer ein.
Gewerkschafter über den Grubenunfall: „Die sind 40 Jahre hinterher“
Tote gehörten zum Bergbau dazu – diese Auffassung herrsche in der Türkei
noch immer, sagt Gewerkschafter Ralf Bartels. Doch sie sei falsch.
Trauer im türkischen Soma: Für eine Handvoll Kohle
Soma lebt vom Bergbau. Nach dem Unglück kritisieren viele Angehörige der
Minenopfer die mangelnde Sicherheit. Ein Besuch in einer trauernden Stadt.
Kommentar Türkei Grubenunglück: Eine neue Dimension der Wut
Die Ereignisse in der Türkei hätten andere Regierungschefs längst zum
Rücktritt gebracht. Nicht so Erdogan. Der wird immer wütender.
Grubenkatastrophe in der Türkei: Tränengas gegen Trauernde
Nach dem Zechenunfall in Soma schwanken die Menschen zwischen Trauer und
Wut. Angehörige gehen von vielen Hundert Toten aus.
Proteste nach türkischem Grubenunglück: Erdogans Berater prügelt mit
Ministerpräsident Erdogan relativert die Kastastrophe von Soma als
„gewöhnliche Sache“. Und einer seiner Berater greift Demonstranten an.
Kommentar Grubenunglück in der Türkei: Erdogans Tote
Die türkischen Gewerkschaften nennen das Grubenunglück ein „Verbrechen“ d…
AKP-Regierung. Ihre Kritik ist berechtigt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.