# taz.de -- Transplantationsskandal in München: Chefarzt rehabilitiert | |
> Das Klinikum Rechts der Isar muss einen geschassten Chirurgen wieder als | |
> Direktor beschäftigen. So sieht es das Arbeitsgericht München. | |
Bild: Station im Klinikum Rechts der Isar. | |
DÜSSELDORF taz | Dem Transplantationsskandal am Münchner | |
Universitätsklinikum rechts der Isar folgen nun doch keine dauerhaften | |
personellen Konsequenzen: Der im Februar 2013 geschasste Chefchirurg Helmut | |
F. darf mit sofortiger Wirkung als Chefarzt sowie als Direktor der | |
Chirurgischen Klinik und Poliklinik ans rechts der Isar zurückkehren. Das | |
Arbeitsgericht München erklärte eine entsprechende fristlose Kündigung | |
durch die Klinik am Dienstag für unwirksam. | |
F. muss demnach auch als Universitätsprofessor weiter beschäftigt werden, | |
sagte sein Anwalt Eckhard Schmid nach der Urteilsverkündung der taz. „Das | |
Urteil widerlegt unmissverständlich den Vorwurf, Herr Professor F. habe bei | |
entdeckten Unregelmäßigkeiten einer Organtransplantation nicht für die | |
nötige Aufklärung gesorgt“, so der Anwalt. F. habe vor, „schon morgen“ … | |
seinen alten Posten zurückzukehren: „Seine Patienten erwarten ihn.“ | |
Im Herbst 2012 waren Vorwürfe öffentlich geworden, wonach Ärzte am Rechts | |
der Isar leberkranke Patienten bei der Vergabe der sehr knappen | |
Spenderorgane zu Lasten anderer Patienten auf der Warteliste bevorzugt | |
haben sollen. Dazu sollen sie Patientendaten gefälscht und diese an die | |
Organ-Vergabestelle Eurotransplant weitergegeben haben. | |
Dadurch erhielten Patienten aus München möglicherweise früher als andere, | |
ebenfalls kranke Menschen, eine Spenderleber. In der Folge wurden die | |
damaligen Leiter des Transplantationszentrums entmachtet; der Chirurgiechef | |
musste mit Verweis auf das zerrüttete Vertrauensverhältnis gehen. | |
## „Zu 100 Prozent rehabilitiert“ | |
Die Vorwürfe gegen F. gingen im Kern darum, dass er von den manipulativen | |
Handlungen an seiner Klinik gewusst, aber nicht ausreichend zu ihrer | |
frühzeitigen Aufklärung beigetragen haben soll. „Mit dem Urteil ist Herr | |
Professor F. zu 100 Prozent rehabilitiert“, sagte F.s Anwalt Schmid. | |
Das Urteil des Arbeitsgerichts bestätigt eine Eilentscheidung des | |
Landesarbeitsgerichts München aus dem Juni 2013. Bereits damals hatte F. | |
per einstweiliger Verfügung erstritten, dass er bis zur endgültigen Klärung | |
des Rechtsstreits zumindest weiterhin am Rechts der Isar operieren dürfe, | |
um seine chirurgischen Fähigkeiten zu erhalten. | |
Eine Sprecherin des Rechts der Isar teilte der taz am Dienstag mit, der | |
Vorstand des Klinikums werde nun die schriftliche Urteilsbegründung | |
abwarten und in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat zeitnah über das weitere | |
Vorgehen entscheiden. Einer sofortigen Rückkehr F.s auf seinen | |
Direktorenposten widersprach die Sprecherin: „Bis auf weiteres liegt die | |
Leitung der Klinik für Chirurgie weiterhin in den erfahrenen Händen von | |
Professor Jörg Kleeff, der die Klinik bereits seit 20. Februar 2013 | |
kommissarisch führt.“ | |
Im Zusammenhang mit den Manipulationsvorwürfen bei der Organvergabe an | |
verschiedenen deutschen Transplantationszentren ermitteln derzeit noch die | |
Staatsanwaltschaften München, Leipzig, Regensburg und Münster. In Göttingen | |
läuft der Strafprozess gegen einen ehemaligen Transplantationschirurgen des | |
dortigen Uniklinikums. Gegen das Urteil des Arbeitsgerichts München ist | |
Berufung möglich. (Az: 21Ca2202/13) | |
27 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Heike Haarhoff | |
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