# taz.de -- Krise in der Ukraine: Neue Kämpfe in Slawjansk | |
> In Slawjansk sind ukrainische Regierungseinheiten erneut gegen | |
> prorussische Aktivisten vorgegangen. Die Nato erwägt, ihre Militärpräsenz | |
> in Polen zu verstärken. | |
Bild: Ein ukrainischer Soldat an einem Checkpoint in Richtung Slawjansk. | |
KIEW/BERLIN dpa/rtr/afp | Mit Kampfhubschraubern und gepanzerten Fahrzeugen | |
sind ukrainische Regierungseinheiten nahe der Separatistenhochburg | |
Slawjansk erneut gegen prorussische Aktivisten vorgegangen. Die | |
Sicherheitskräfte hätten Stellungen beschossen und Straßensperren | |
attackiert, berichteten Medien am Sonntag aus der Ex-Sowjetrepublik. | |
Ein Separatistensprecher sagte, viele Zivilisten in Slawjansk hätten sich | |
in Häuserkeller in Sicherheit gebracht. Ein anderer Teil, vor allem Frauen | |
und Kinder, habe die Stadt mit Bussen verlassen. | |
Über die festgesetzten OSZE-Beobachter in der krisengeschüttelten | |
Ostukraine gab es zunächst widersprüchliche Angaben. Ein Sprecher der | |
moskautreuen Kräfte dementierte Berichte, denen zufolge sich die Teams | |
bereits auf freien Fuß befänden. Auch ein Mitarbeiter der Organisation für | |
Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sagte am Morgen dem | |
ukrainischen TV-Sender Fünfter Kanal, er könne eine Freilassung nicht | |
bestätigen. | |
Die von Russland im März einverleibte Schwarzmeerhalbinsel Krim führte | |
unterdessen den russischen Rubel als einziges offizielles Zahlungsmittel | |
ein. In den vergangenen Wochen konnten die gut zwei Millionen Einwohner | |
parallel auch noch mit der ukrainischen Griwna bezahlen. Sie gilt nun seit | |
Sonntag als Fremdwährung. | |
## Nato denkt über Truppen in Polen nach | |
Im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise berät die Nato derzeit über eine | |
Aufstockung ihrer Präsenz in Polen als Demonstration der Stärke gegenüber | |
Russland in der Ukraine-Krise. Eine zeitweise Verstärkung des | |
Multinationalen Korps Nordost in Stettin werde Thema beim Treffen der | |
Nato-Verteidigungsminister am Montag in Brüssel sein, sagte ein Sprecher | |
des Verteidigungsministeriums am Sonntag in Berlin. Ob sie zustande komme, | |
sei noch offen. | |
Das Korps besteht normalerweise nur aus einem Stab mit Soldaten vor allem | |
aus Deutschland, Polen und Dänemark, kann aber bei Bedarf mit weiteren | |
Truppen aufgefüllt werden. In der Vergangenheit hatte es sich an | |
gemeinsamen Manövern in Polen beteiligt. | |
Polen hatte als Reaktion auf die Ukraine-Krise eine Verlegung von | |
Nato-Truppen auf sein Territorium gefordert. Es fühlt sich von Russland | |
bedroht. Die Nato erwägt einem Spiegel-Bericht zufolge auch, die | |
Alarmierungsfrist für das Kommandozentrum mit seinen rund 200 Soldaten in | |
Stettin zu verkürzen. Das Korps gehöre eigentlich zu den Befehlsständen, | |
die erst im Verteidigungsfall nach Artikel 5 der Nato-Charta vollständig | |
aktiviert würden und dann Kampfeinheiten des Bündnisses koordinieren | |
sollten. | |
## Pipeline-Verhandlungen auf Eis | |
EU-Energiekommissar Günther Oettinger macht nun den Weiterbau der | |
Erdgas-Pipeline South Stream durch Südeuropa von Russlands künftigem | |
Verhalten im Ukraine-Konflikt abhängig. „Wir werden die Gespräche | |
fortführen, wenn die russischen Partner sich wieder an völkerrechtliche | |
Gepflogenheiten halten und zu konstruktiver Zusammenarbeit auf der Basis | |
unseres Energierechts bereit sind“, sagte Oettinger der Frankfurter | |
Allgemeinen Sonntagszeitung. | |
Zurzeit stockten die Gespräche, weil Moskau europäische Vorschriften im | |
Energiebereich nicht akzeptieren wolle und „weil die Krise in der Ukraine | |
alles überlagert“. | |
Zwar werde auf der Arbeitsebene nach wie vor über strittige Punkte | |
gesprochen. „In der jetzigen Lage mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen in | |
der Ostukraine und ohne eine Anerkennung der Regierung in Kiew durch Moskau | |
werden wir aber sicher nicht zu einem politischen Abschluss unserer | |
Verhandlungen kommen“, mahnte Oettinger. | |
Der russische Energieriese Gazprom will die rund 2400 Kilometer lange | |
South-Stream-Pipeline von Russland durch das Schwarze Meer und im | |
EU-Mitgliedstaat Bulgarien wieder an Land verlaufen lassen. Von dort soll | |
gemäß Planung eine Leitung über Griechenland nach Italien und eine zweite | |
Leitung über Serbien, Ungarn, Slowenien nach Österreich führen. Die Ukraine | |
würde damit als Transitland für Gas umgangen. | |
1 Jun 2014 | |
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