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# taz.de -- Brasilianische Spezialeinheit bei der WM: Mit dem LKA im Trainingsl…
> Um sie für die WM zu trainieren, schickte Brasilien Polizisten einer
> Elite-Einheit nach Deutschland. Das niedersächsische SEK schulte im
> Nahkampf und an der Waffe.
Bild: Die Eliteeinheit „BOPE“ interveniert, wenn es zu schweren bewaffneten…
RIO De JANEIRO taz | Da lachen die Brasilianer auch gerne mal – wenn es um
die Sicherheit während der nahenden Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien
und um gut gemeinte Ratschläge aus Deutschland geht: 1972? Olympische
Spiele in München? War da nicht was? Terroristen überall – und ein
überforderter Staat. Und doch: Um ihre Spezialeinheiten auf die
Weltmeisterschaft 2014 vorzubereiten, die kommende Woche beginnt, schickte
Brasilien im Jahr 2013 ein Gruppe von Elitepolizisten für zwei Wochen nach
Deutschland, um sich in Niedersachsen von SEK-Beamten schulen zu lassen.
Das schilderte der Parlamentarische Staatssekretär des
Bundesinnenministeriums, Günter Krings, in dieser Woche auf eine Nachfrage
des Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko von der Linksfraktion. Hunko hatte
bereits zuvor beim Bundesinnenministerium [1][angefragt], auf welche Weise
deutsche Beamte die brasilianische Polizei im Vorfeld der WM unterstützt
haben. Der Hintergrund: Brasilianische Polizisten gelten als besonders
brutal und aufgrund ihrer schlechten Bezahlung als extrem anfällig für
Korruption; weite Teile der brasilianischen Bevölkerung fürchten die
Polizei daher.
Zuletzt war die Polizei landesweit massiv in die Kritik geraten nachdem
Polizeieinheiten auf die Sozialproteste während des Confederations Cup
Mitte 2013 mit massiver Polizeigewalt und dem ausufernden Einsatz von
Tränengasgranaten reagierten. Erst am Donnerstag hatte die
Menschenrechtsorganisation Amnesty International sich an die brasilianische
Regierung gewendet und diese aufgefordert dafür zu sorgen, dass Brasiliens
Polizisten //www.taz.de/Amnesty-zu-Brasilien-vor-der-WM/!139824/:die
Einhaltung von Grundrechten achten.
Nun konkretisierte die Bundesregierung ihre Angaben [2][gegenüber dem
Bundestagsabgeordneten]. Demnach hätte der Bundesstaat Brasilia, der in
Brasilien als Sitz der gleichnamigen Hauptstadt eine Sonderrolle einnimmt,
wiederholt um Hilfe aus Deutschland gebeten. Nach positiven Empfehlungen
durch das Innenministerium und das Auswärtige Amt sei dann das SEK beim
niedersächsischen LKA in Hannover gebeten worden, die Schulung
durchzuführen – explizit in Vorbereitung der WM und der Olympischen Spiele.
Anfang November 2013 kamen dann zehn brasilianische Beamte der
Spezial-einheiten „BOPE“ und „DOE“ für gut zwei Wochen nach Deutschlan…
und übten hier am Beispiel eines Bundesligaspiels verschiedene
Einsatztaktiken. Geiselnahmen, Bus- und Flugzeuginterventionen. Außerdem
gab es Schießtraining und Schulungen zur Selbstverteidigung. Bei den
Einheiten handelt es sich um Eliteeinheiten der brasilianischen Polizei.
Die „BOPE“ interveniert unter anderem, wenn es zu schweren bewaffneten
Auseinandersetzungen in den Armenvierteln der großen Metropolen kommt.
Bereits das Wappen der „Einheit für besondere Operationen“ spricht eine
deutliche Sprache: Es besteht aus einem Totenkopf, durch dessen
Schädeldecke ein Messer gerammt ist. Im Hintergrund sind zwei gekreuzte
Pistolen zu sehen.
Der Politiker Hunko kritisiert daher die Ausbildung dieser Einheiten durch
deutsche Beamte. Das Bundesinnenministerium argumentiert genau umgekehrt:
„Die jeweiligen Inhalte wurden stets nach rechtstaatlichen Grundsätze
vermittelt“, sagt Staatssekretär Krings. „Das Gebot der Verhältnismäßig…
bei solchen Maßnahmen sowie Strategien zur Deeskalation waren und sind
zentraler Inhalt derartiger Lehrgänge.“
Das Prinzip der Verhältnismäßigkeit im brasilianischen Drogenkrieg? Das
wäre tatsächlich eine revolutionäre Neuerung. Als vor drei Wochen 40
Polizisten des FBI in Rio de Janeiro zu Gast waren, um eine dortige
Spezialeinheit zur Aufstandsbekämpfung zu schulen, hatten einige der
brasilianischen Polizeibeamte großes Leuchten in den Augen – sie hatten
gerade gelernt, dass die Sache mit der Verhältnismäßigkeit in den USA noch
laxer gehandhabt wurde als in Brasilien. Und erzählten nun freizügig der
Presse davon.
8 Jun 2014
## LINKS
[1] /Fussball-WM-in-Brasilien/!139339/
[2] http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=NjWHHzVT74c
## AUTOREN
Martin Kaul
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