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# taz.de -- Kommentar von der Leyen in den USA: Alles nicht so gemeint
> Deutschland wolle mehr militärische Verantwortung übernehmen, kündigte
> die Verteidigungsministerin einst an. Davon ist wenig übrig geblieben.
Bild: US-Verteidigungsminister Hagel ist ganz Ohr für von der Leyen.
Früher, schneller, effektiver – es klang fast so als kommentiere Ursula von
der Leyen ein Fussballspiel, als sie Anfang des Jahres ihre Marschrichtung
verkündete. Deutschland solle zukünftig nicht mehr an der Außenlinie
stehen, wenn es um Krieg geht: Mehr Verantwortung forderte die
Verteidigungsministerin, auch militärisch, und kündigte eine neue deutsche
Außenpolitik an.
Inzwischen hat Russland die Krim besetzt, in der Ukraine herrscht
Bürgerkrieg, die Terrorgruppe ISIS marschiert auf Bagdad. Obama kündigt
einen „präzisen Militärschläge“ im Irak an – und von der Leyen?
Die Verteidigungsministerin ist in die Defensive geraten. Denn mit ihrem
Vorpreschen hat sie nicht nur Kritik ausgelöst hat, sondern auch
internationale Erwartungen geweckt– vor allem in Amerika.
Das zeigte sich besonders deutlich bei ihrem USA-Besuch in diesen Tagen.
Ihre Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz Angang 2014 sei nur als
Anstoß einer öffentlichen Debatte gedacht gewesen, sagte sie am
Dienstagabend bei einem Treffen mit Henry Kissinger. Der ehemalige
US-Außenminister fand das gar nicht überzeugend
## Kissingers Ärger
Bei US-Amtskollegen Chuck Hagel trat von der Leyen zwar ungefähr so auf,
wie man sie Anfang des Jahres kennengelernt hatte: Deutschland wolle „alle
Instrumente nutzen“, die es zur Verfügung habe, versprach sie. Doch statt
sich der Politik Amerikas gegenüber Russland anzuschließen, sprach sie
lieber von den technischen Fähigkeiten Deutschlands. Dem UN-Generalsekretär
Jan Elisasson sagte sie einen höheren Beitrag bei UN-Friedensmissionen zu –
ohne spezifische Einsätze zu erörtern.
Konkret wurde sie erst, als es um Afghanistan ging: Von der Leyen hat eine
weiter Beteiligung mit 600 bis 800 Soldaten angekündigt. Doch noch ist
unklar, ob es überhaupt eine Folgemission geben wird – darüber muss
zunächst der neue afghanische Präsident entscheiden, und dann wird im
Bundestag abgestimmt.
Man kann von der Leyen für ihr Herumeiern kritisieren. Für die Ankündigung
einer neuen deutschen Außenpolitik – die dann genauso daherkommt, wie die
alte.
Aber im Kern ist diese neue Zurückhaltung gar nicht schlecht. Gerade erst
ist die Afghanistan-Mission krachend gescheitert, im Irak ist die ISIS auf
dem Vormarsch.
Es scheint zwar zunächst einfacher, auf eine vermeintliche schnelle Lösung
zu setzen, Bomben zu werfen oder Bodentruppen zu schicken. Aber die
Probleme bleiben oder werden sogar größer. Sollte von der Leyen das etwa in
diesem Frühling verstanden haben?
20 Jun 2014
## AUTOREN
Julia Maria Amberger
## TAGS
Ursula von der Leyen
Bundeswehr
USA
Chuck Hagel
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Irak
Krieg
Ursula von der Leyen
Sexualisierte Gewalt
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Nato
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