| # taz.de -- Demo in Kreuzberg: Grüne waren nicht willkommen | |
| > Tausende Menschen protestierten am Wochenende gegen den Umgang des | |
| > Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg mit der besetzten Schule und für | |
| > eine andere Flüchtlingspolitik. | |
| Bild: Beim Start der Demonstration auf dem Hermannplatz. | |
| Auch zwei Tage nach der Einigung zwischen den Flüchtlingen in der früheren | |
| Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg und dem Bezirk geht die politische | |
| Auseinandersetzung um die Perspektive der MigrantInnen weiter. Am | |
| Samstagnachmittag beteiligten sich nach Angaben der Anmelder über 5.000 | |
| Menschen an einer Demonstration für einen Wandel in der Flüchtlingspolitik. | |
| Sie startete am Hermannplatz und endete nach einer Zwischenkundgebung am | |
| Oranienplatz vor dem Schulgebäude in der Ohlauer Straße mit einem | |
| HipHop-Konzert. Viele DemonstrantInnen trugen Schilder mit der Aufschrift | |
| „§ 23“. Nach § 23 Aufenthaltsgesetz könnte der Senat für die Flüchtlin… | |
| ein Bleiberecht aussprechen. | |
| Der Kreis der UnterstützerInnen reichte von Gruppen der radikalen Linken | |
| über den Republikanischen Anwaltsverein (RAV) und die Ver.di-Jugend bis zum | |
| Berliner Flüchtlingsrat und dem Komitee für Grundrechte und Demokratie. | |
| Auch Mitglieder der Linkspartei waren an der Demonstration beteiligt. Grüne | |
| waren offensichtlich nicht willkommen, viele RednerInnen kritisierten die | |
| Rolle der Partei heftig. | |
| Aufgerufen hatte ein Bündnis „Bleiberecht für Alle“, das sich vor ca. ein… | |
| Woche gegründet hat. Die Initiative ging von den beiden linken Gruppen | |
| Theorie und Praxis (TOP) und Interventionistische Linke (IL) aus. „Zwei | |
| Tage nach der Belagerung haben wir diese Demonstration beschlossen“, | |
| erklärte Felix Fiedler von TOP gegenüber der taz. Die Mobilisierung hat | |
| noch während der Belagerung der Schule begonnen. Auch nach der Einigung | |
| zwischen Flüchtlingen und Bezirk hat die Demonstration für Fiedler nichts | |
| von ihrer Bedeutung einbüßt. „Nichts ist gut in Kreuzberg“, betonte er. D… | |
| Räumung habe mehr als hundert Menschen obdachlos gemacht. Die Belagerung | |
| sei ein Spiel mit dem Leben der Geflüchteten. Das Lager- und | |
| Abschieberegime laufe munter weiter, so der Aktivist. | |
| ## „Alle Zusagen gebrochen“ | |
| Heftige Kritik an der Politik übte auch Anwältin Berenice Böhlo auf der | |
| Auftaktkundgebung: „Wir mussten zusehen, wie der Bezirk und der Senat alle | |
| Zusagen und Versprechungen gegenüber den Geflüchteten vom Oranienplatz | |
| gebrochen haben. Wir befürchten, dass den Betroffenen von der Räumung der | |
| Gerhart-Hauptmann-Schule das gleiche Schicksal bevorsteht.“ | |
| Maria, eine ehemalige Bewohnerin, die die Schule freiwillig verlassen | |
| hatte, klagte über ihre aktuelle Lebenssituation: „Nach der Räumung | |
| transportierte die Polizei uns in ein abgelegenes Lager am äußersten Rand | |
| von Berlin, obwohl uns versprochen wurde, dass wir in Kreuzberg bleiben | |
| können. Jetzt müssen wir jeden Morgen um 5 Uhr aufbrechen, um unsere Kinder | |
| nach Kreuzberg in die Schule zu bringen. Unsere Freunde wohnen hier, wir | |
| wollen zurück in unseren Kiez.“ | |
| Bruno Watara von dem Demobündnis zeigte sich zufrieden über die große | |
| TeilnehmerInnenzahl. Es sei deutlich geworden, dass es nach dem Ende der | |
| Belagerung keine Ruhe in der Flüchtlingsfrage geben werde. Felix Fiedler | |
| stimmt dieser optimistischen Einschätzung mit einer Einschränkung zu. „Vor | |
| allem die Beteiligung der Zivilgesellschaft könnte noch wesentlich größer | |
| sein.“ | |
| 7 Jul 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Peter Nowak | |
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