| # taz.de -- Kommentar Spielweise Argentinien: Angst essen Fußball auf | |
| > Argentiniens Trainer Sabella hat seine Mannschaft defensiv sehr gut | |
| > eingestellt. Wie sie nach vorne spielt, weiß man auch nach dem Halbfinale | |
| > nicht. | |
| Bild: Defensiv stabil: Javier Mascherano klärt vor Nigel de Jong. | |
| Es war der Kater nach dem Rausch. Dem Fußball ist es nicht gut gegangen am | |
| Tag nach dem irrwitzigen [1][7:1 der Deutschen gegen die brasilianische | |
| Auswahl]. Das müde Halbfinale, das Argentinien nach torlosen 120 Minuten im | |
| [2][Elfmeterschießen gegen die Niederlande gewonnen hat], war ein öder | |
| Sicherheitskick. | |
| Nur nichts falsch machen und schon gar nichts riskieren, schien das Motto | |
| beider Teams zu sein. Und vielleicht war es ja auch der Wahnsinn des | |
| Vorabends, der zur Lähmung des Spiels beider Mannschaften beigetragen hat. | |
| Man wollte sich partout nicht blamieren. Nach 30 Minuten rannte | |
| Argentiniens Altverteidiger Martin Demichelis mit dem Ball am Fuß in | |
| Richtung eigene Torauslinie. Weg von vorne, hin zum eigenen Keeper, bloß | |
| nichts riskieren. Eine Szene mit Symbolcharakter: Angst essen Fußball auf. | |
| Nun spielen die Deutschen im Finale also gegen diese unangenehme | |
| Mannschaft, die ihren fiesen Wachschutzfußball sicher auch im Finale | |
| vorführen wird. Eine Mannschaft, die sich darauf verlässt, dass denen da | |
| vorne, wo immerhin ein gewisser Lionel Messi neben dem nicht unbedingt übel | |
| beleumundeten Gonzalo Higuaín spielt, schon irgendwann irgendetwas | |
| einfallen wird. | |
| Und während Trainer Alejandro Sabella die Mannschaft defensiv derart gut | |
| eingestellt hat, dass sie beinahe perfekt organisiert wirkt, wird kaum | |
| einer sagen können, wie die Mannschaft eigentlich nach vorne spielt. Die | |
| Organisiertheit der Argentinier in der Defensive ist gepaart mit einer | |
| taktischen Ideenlosigkeit, bei der ein gelernter Abräumer wie Javier | |
| Mascherano schon mal zum Spielmacher mutiert. | |
| ## Außenseiterrolle im Finale | |
| Die Mannschaft um Lionel Messi, den besten Fußballer des vergangenen | |
| Jahrfünfts, spielt Underdogfußball. Und sie hätte gewiss nicht anders | |
| gespielt, wenn ihnen der eigentlich so agile Ángel Di María zur Verfügung | |
| gestanden hätte. Wie ein uneingelöstes Versprechen wirken die WM-Auftritte | |
| der Argentinier bislang. | |
| Und so ist es nur logisch, dass sich Argentinien ganz wohl fühlt in der | |
| Rolle des Außenseiters für das Finale gegen die Deutschen. Denen fällt nun | |
| eine nicht ganz einfache Aufgabe zu. Natürlich wünscht sich Fußballland den | |
| Titel. Es wird im Finale aber auch darum gehen, dem Fußball die Ehre zu | |
| erweisen. Die Frage, die sich vor dem Anpfiff stellt lautet: Bestimmt | |
| Argentinien mit seinem Hochsicherheitsfußball das finale Geschehen oder | |
| gelingt es den Deutschen, Löws Idee vom schönen Fußball auf den Platz zu | |
| bringen? | |
| Letztlich wird das Finale darüber entscheiden, wie das Fußballgedächtnis | |
| dieses Turnier einst einordnen wird. Am besten für den Fußball wäre es | |
| gewiss, wenn Argentinien das Versprechen, das in ihrem eigentlich so | |
| offensiven Kader angelegt ist, doch noch einlösen würde, wenn die Deutschen | |
| sich auch gegen Argentinien trauen, ihren Fußball vorzutragen. Dann wäre es | |
| fast schon egal, wer das Endspiel gewinnt. | |
| 10 Jul 2014 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Rüttenauer | |
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