| # taz.de -- Der ultimative Teamvergleich III: Die Iglesia Maradoniana | |
| > Die Fußballhistorie zeigt: Argentinien und Deutschland waren meist zur | |
| > selben Zeit erfolgreich. Doch Argentinien hat Diego Maradona. | |
| Bild: Guido und Diego im WM-Finale 1990. | |
| ## Fans: GER – ARG 5:3 | |
| Auf die Statik des Maracanã wartet eine Belastungsprobe: Zehntausende | |
| argentinische Fans werden wie bei allen Auftritten der Albiceleste | |
| frenetisch hüpfend ihr Team anpeitschen. Trikots und Schals werden sie über | |
| ihren Köpfen kreisen lassen, Masken von Gott (genauer: Papst Franziskus) | |
| und seinem Stellvertreter auf Erden (noch genauer: Maradona) tragen und | |
| singen: „Ihr werdet Messi sehen, wie er uns den Pokal zurückbringt.“ Ob die | |
| mindestens zehntausend deutschen Fans, trotz der zu erwartenden | |
| Unterstützung durch die Brasilianer, dagegen ankommen werden, ist fraglich. | |
| Ebenso, ob sie wieder ihre Böhse Onkelz-WM-Hymne „Mexiko“ aus dem Sombrero | |
| zaubern – entstand der Song doch zur WM 1986. Kein gutes Omen also. (ERIK | |
| PETER) | |
| ## Götter: GER – ARG 5:4 | |
| Einerseits: Deutschland hatte früher mal Toni „Du bist ein Fußballgott“ | |
| Turek. Und auch Jürgen Kohler war schon mal überirdisch. Aber so richtig | |
| hat dieses Land noch niemand in die fußballerische Erlöserliga geschickt. | |
| Und den besten Libero der 70er Jahre nannte man lieber „Kaiser“ – so | |
| irdisch wie Willem Zwo und überhaupt nicht abgehoben. Argentinien | |
| andererseits: Der Entschwebteste unter allen Göttern ist Diego Maradona. | |
| Der glaubt sogar selbst daran, dass er vom Himmel gesandt ist. Nicht nur | |
| wegen seines auf richtigen Kontinenten längst vergessenen Hand-Gottes-Tors. | |
| Er ist eine echte Ikone einer echten Kirche: der Iglesia Maradoniana, die | |
| für sein Heil betet. (MARTIN KRAUSS) | |
| ## Historisch: GER – ARG 6:5 | |
| Deutschlands letzter WM-Titel liegt 24 Jahre zurück. Finalsieg gegen | |
| Argentinien. Dessen letzter WM-Titel liegt 28 Jahre zurück. Finalsieg über | |
| Deutschland. Als die beiden Teams zuvor das letzte Mal den Titel holten, | |
| lagen sie auch nur vier Jahre auseinander: 1974 gewann Deutschland, 1978 | |
| Argentinien. Das legt den Schluss nahe, dass große Phasen des deutschen mit | |
| solchen des argentinischen Fußballs zusammenfallen. Und 2006, beim | |
| deutschen Sommermärchen, was beidseitig nicht in den Titel mündete, galt | |
| auch Argentinien als Favorit, ohne den Anspruch untermauern zu können: Ein | |
| dramatisches Elfmeterschießen gewannen die Deutschen. Es ist also | |
| keinesfalls eine doofe Folgerung, dass guter Kick in diesen zwei Ländern | |
| immer in der gleichen historischen Phase stattfindet – schließlich stehen | |
| die Teams ja auch diesmal zu Recht im Finale. (MARTIN KRAUSS) | |
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| 13 Jul 2014 | |
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