| # taz.de -- Klimaausgleich in der Bundesregierung: Vielleicht grüner reisen | |
| > Zwei Millionen Euro will die Bundesregierung für einen CO2-Ausgleich für | |
| > Dienstflüge und -fahrten einplanen. Der Erfolg hängt aber von den Details | |
| > ab. | |
| Bild: So böse können Flugzeuge sein: Doch die Bundesregierung kümmert sich d… | |
| BERLIN taz | Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim | |
| Gauck nach dem WM-Finale in Brasilien das Flugzeug am Montag zurück nach | |
| Berlin nehmen, heizen sie die Erdatmosphäre auf. Auf dem Flug jagt eine | |
| Menge Treibstoff durch die Düsen und belastet das Klima. | |
| Noch kümmert die Regierung das nicht. Doch das soll sich ändern. Für ihre | |
| Dienstreisen, für Flüge und Autofahrten, will die Bundesregierung einen | |
| CO2-Ausgleich zahlen. Im Kabinettsbeschluss zum Haushalt 2015 sind dafür | |
| zwei Millionen Euro vorgesehen. So steht es in der Antwort der | |
| Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion, die der taz | |
| vorliegt. | |
| Die Idee des Klimaausgleichs ist simpel: Wer mit einer Flugreise zum | |
| Ausstoß von Treibhausgasen beiträgt, kann das mit Geld ausgleichen. Das | |
| fließt in Ökoprojekte, sodass an anderer Stelle, meist in ärmeren Ländern, | |
| Emissionen gemindert werden. | |
| Unter der schwarz-roten Bundesregierung im Jahr 2007 war die | |
| Klimakompensation schon einmal beschlossen worden. Rund 15 Millionen Euro | |
| für fünf Jahre wurden damals eingeplant, um die Dienstreisen aller | |
| Mitglieder und Beschäftigten der Bundesregierung „klimaneutral zu stellen“. | |
| ## „Mehrwert für den Klimaschutz“ | |
| Doch dann kam eine Finanzkrise, andere Themen erhitzten die Gemüter. | |
| Schwarz-Gelb stoppte das Programm dann im Jahr 2010. Das Umweltbundesamt | |
| erklärte damals, das Ende der Kompensation sei „bedauerlich“. | |
| Zumal: „eine Vorbildwirkung der Bundesregierung könnte hier ein wichtiges | |
| klimapolitisches Zeichen setzen“. Ist der Ausgleich mehr als die Beruhigung | |
| des schlechten Gewissens? Die heutige Regierung verspricht jedenfalls | |
| „einen Mehrwert für den Klimaschutz“. | |
| Tatsächlich heben die Staatsdiener oft ab: Die Regierung listet die | |
| Flugtickets aller Ministerien für das Jahr 2013 auf und kommt auf gut | |
| 213.000 innerhalb Deutschlands, 51.000 innerhalb Europas und 32.000 | |
| zwischen den Kontinenten. | |
| Dazu kommen 1.800 Flüge der Flugbereitschaft der Bundeswehr. Obendrein | |
| schlägt der Kraftstoffverbrauch für die Dienstwagen zu Buche: knapp 1,8 | |
| Millionen Liter Benzin und 47 Millionen Liter Diesel. | |
| ## Videokonferenzen | |
| Die Details, welche Reisen die Regierung wie kompensieren wird, sind aber | |
| noch offen. Sollen alle Beschäftigten einbezogen werden, auch die von | |
| Umweltbundesamt oder der Deutschen Gesellschaft für Internationale | |
| Zusammenarbeit? | |
| Der Umweltausschuss im Bundestag hatte Anfang Juli zum Beispiel gefordert, | |
| dass auch für Dienstreisen der Abgeordneten im Deutschen Bundestag ein | |
| CO2-Zuschlag gezahlt wird. Für das Klima seien „Videokonferenzen am | |
| besten“, sagt die Grüne Bärbel Höhn, die den Umweltausschuss leitet. | |
| Da es aber immer Reisen gebe, die nicht zu vermeiden seien, sei der | |
| CO2-Ausgleich ein „wichtiges Symbol“ – unter einer Voraussetzung: „Die | |
| Mittel müssen tatsächlich abfließen und in hochwertige Klimaschutzprojekte | |
| gesteckt werden.“ Oftmals werde das Geld im Haushalt reserviert, dann aber | |
| nicht abgerufen. Oder es werde eine billige Lösung gewählt, die kaum etwas | |
| bringt. | |
| Der Haushalt 2015 wird nun im Bundestag debattiert. Im Herbst soll er | |
| verabschiedet werden. | |
| 13 Jul 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Hanna Gersmann | |
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