# taz.de -- Zschäpe feuert Anwälte im NSU-Prozess: Aus für Stahl, Sturm und … | |
> Sie hat das Vertrauen in ihre Verteidigung verloren. Deshalb hat Beate | |
> Zschäpe im NSU-Prozess ihre Anwälte rausgeworfen. Das könnte das | |
> Verfahren platzen lassen. | |
Bild: 9. Juli 2014: Da waren Anja Sturm (l.) und Wolfgang Heer (r.) noch Zschä… | |
MÜNCHEN dpa/afp | Anja Sturm, Wolfgang Stahl und Wolfgang Heer sind ihr | |
Mandat los: Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess, Beate Zschäpe, hat ihrer | |
Verteidigung das Vertrauen entzogen. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl | |
gab diese Aussage in der Verhandlung bekannt. Die laufende Vernehmung des | |
Zeugen Tino Brandt wurde abgebrochen. Der für Donnerstag anberaumte | |
Verhandlungstermin entfällt. Der für Donnerstag anberaumte | |
Verhandlungstermin entfällt. Die Termine für die kommende Woche hielt das | |
Gericht zunächst aufrecht. | |
Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa soll sich Zschäpe mit ihren | |
Verteidigern über die Frage ihre Aussageverhaltens uneins sein. Offenbar | |
will sie sich Fragen des Gerichts stellen. An den bisherigen 128 | |
Verhandlungstagen schwieg sie aber konsequent. Erst, als der Richter sie | |
fragte, ob der Wachbeamte ihre Misstrauensbekundung gegen ihre Anwälte dem | |
Gericht korrekt geschildert habe, gab sie zum ersten Mal im Verfahren eine | |
– wenn auch stumme – Antwort: Sie nickte. | |
Eine Sprecherin des Gerichts sagte, das Gericht werde jetzt prüfen, ob die | |
Gründe Zschäpes stichhaltig seien. Außerdem müssten ihre Anwälte dazu | |
schriftlich Stellung nehmen. Zschäpes Verteidiger sind vom Gericht | |
bestellte Pflichtverteidiger. Sie kann sie darum nicht auf eigenen Wunsch | |
entlassen. Vielmehr muss sie das Gericht überzeugen, dass das | |
Vertrauensverhältnis tatsächlich zerrüttet ist. | |
Mehrere Prozessbeteiligte werteten den Vorfall als außerordentlich ernst | |
für den Fortgang des Prozesses. Sollte das Gericht Zschäpes Bekundung | |
akzeptieren und ihre Verteidiger entpflichten, müssten sodann neue Anwälte | |
engagiert werden. Die aber bräuchten ausreichend Zeit, um sich in die | |
umfangreichen Akten einzulesen. Länger als 30 Tage darf die Verhandlung | |
aber nicht unterbrochen werden. Das Verfahren würde sonst platzen. | |
## Risiko einer späteren Revision | |
Die Alternative besteht nach Ansicht der Beteiligten darin, die bisherigen | |
Pflichtverteidiger in ihrer Funktion zu belassen. Das Gericht sei | |
keineswegs verpflichtet, Zschäpes Misstrauensbekundung zum Anlass für eine | |
Entpflichtung zu nehmen. Dann allerdings bestehe das Risiko einer späteren | |
Revision, sollte sich herausstellen, dass Zschäpe aufgrund des belasteten | |
Verhältnisses nicht mehr nach den gesetzlichen Standards verteidigt würde. | |
Nach Angaben eines Sprechers der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ist eine | |
Entpflichtung der drei Pflichtverteidiger durch das Gericht nur möglich, | |
wenn das Vertrauensverhältnis „endgültig und nachhaltig erschüttert“ wä… | |
Entsprechenden Anträge der Angeklagten seien in großen Strafverfahren | |
durchaus üblich, ihnen werde aber nur in seltenen Ausnahmefällen | |
stattgegeben. Sollte das Münchner Oberlandesgericht dem Antrag Zschäpes | |
folgen, müsste es neue Pflichtverteidiger bestimmen. Dass das Verfahren neu | |
aufgerollt werden müsse, sei nicht zu erwarten, sagte der Sprecher. | |
Zschäpe wird bisher von drei Rechtsanwälten verteidigt, den beiden Kölnern | |
Heer und Sturm und dem Koblenzer Strafverteidiger Stahl. Sie wird der | |
Mittäterschaft an sämtlichen Verbrechen des NSU beschuldigt. Die | |
Neonazi-Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ hatte neun Menschen | |
ausländischer Herkunft und eine Polizistin ermordet. Zudem werden ihr zwei | |
Sprengstoffanschläge und mehrere Banküberfälle zur Last gelegt. | |
16 Jul 2014 | |
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